Nach einem fast 14stündigen Beratungsmarathon mit 1.211 Tagesordnungspunkten sowie mit 4.600 schriftlichen und mündlichen Anträgen und Anfragen hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart am Freitag, 15. Dezember, den Doppelhaushalt 2024/2025 beschlossen: 33 Mitglieder des Gemeinderats stimmten dafür, 26 dagegen.
Für den Etat stimmten Bündnis 90/Die Grünen, SPD, PULS, FDP sowie die Einzelstadträtin Sibel Yüksel. Gegen den Haushalt stimmten die CDU, die FrAKTION LINKE SÖS PIRATEN Tierschutzpartei, die Freien Wähler und die AfD. Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper stimmte „in der Gesamtwürdigung zu, wenn auch mit Bauchschmerzen“.
1,7 Milliarden Euro für Investitionen
Das Gesamtvolumen des Doppelhaushalts umfasst für beide Jahre 11,2 Milliarden Euro: 5,4 Milliarden Euro in 2024 und 5,8 Milliarden Euro in 2025. Darin enthalten sind 1,7 Milliarden Euro für Investitionen. Beispiele sind über 200 Millionen Euro für die Digitalisierung in verschiedensten Bereichen von Stadt und Stadtverwaltung, 140 Millionen Euro für Sanierung und Neubau des Geschwister-Scholl-Gymnasiums oder 67,5 Millionen Euro für die Erweiterung mit Mensa am Schulstandort Stammheim. Im kommenden Haushaltsjahr müssen keine Kredite aufgenommen werden. Aus heutiger Sicht würde sich für das Haushaltsjahr 2025 eine Kreditaufnahme in Höhe von 770,2 Millionen Euro ergeben.
Schwerpunkte: Digitalisierung, Klimaschutz und Kinderbetreuung
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper erklärte zu Beginn der Haushaltsberatungen: „Die Haushaltslage hat sich seit der Einbringung des Haushalts durch die Verwaltung Ende September verbessert. Für das Haushaltsjahr 2023 ist mit einem Gewerbesteueraufkommen von 1,5 Milliarden Euro zu rechnen. Die Liquidität hat sich um 320 Millionen Euro verbessert und kann als Finanzierungsmittel für den zukünftigen Haushalt eingesetzt werden.“ Der Oberbürgermeister mahnte dennoch in Anbetracht der hohen Ausgabenbeschlüsse in den Haushaltsvorberatungen Ausgabendisziplin und haushälterische Solidität an. Die Stadt habe kein Einnahmeproblem, sie habe ein Ausgabeproblem. Der Haushaltsplan enthalte viele gute Ansätze, aber auch zu hohe Ausgaben und einzelne Beschlüsse, mit denen er nicht glücklich sei.
Nopper sagte: „Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um auf so hohe Kreditermächtigungen zu verzichten. Mit dem Haushalt wollen wir im Interesse unserer Bürgerschaft die Leistungsfähigkeit und Schlagkraft von Verwaltung und Beteiligungsunternehmen erhöhen, etwa durch das Digitalisierungsprogramm Digital MoveS und durch vier neue und moderne Verwaltungsgebäude. Wir wollen in Zeiten des Fachkräftemangels die Stadt als Arbeitgeberin attraktiver machen mit einer Großstadt-Zulage in Höhe von 150 Euro pro Monat und mit der bereits beschlossenen Übernahme der Kosten für das Deutschlandticket. Und wir wollen eine spürbare Erhöhung der Förderung von Kindertagesstätten freier Träger, um die Kinderbetreuung in unserer Stadt zu stärken.“
Bezugnehmend auf die hohen Kapitalzuführungen bzw. Verlustabdeckungen bei SSB, SWSG und Stadtwerken erklärte Nopper seine Ziele: die Stärkung des ÖPNV, den Neubau und die energetische Sanierung von Wohnungen sowie entschlossene Maßnahmen für den Klimaschutz. Starke Berücksichtigung im Haushalt fänden auch „die in Teilen höchst verbesserungswürdige städtische Infrastruktur – Verkehrsinfrastruktur, Schulen, Sporthallen und Sportanlagen.“
Finanzlage: Herausforderung für die Haushaltsplanung
Der Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, Thomas Fuhrmann, sagte: „Der Doppelhaushalt ist mit seinem Volumen von über elf Milliarden Euro ein Rekordhaushalt mit klaren inhaltlichen Schwerpunkten: Für die Bereiche Wohnen, Mobilität und Klimaschutz stellen wir für unsere Beteiligungsgesellschaften insgesamt 1 Mrd. Euro ein: Weitere Mittel in Höhe von 150 Mio. Euro für die SWSG, 200 Mio. Euro für die Stadtwerke und den jährlichen Defizitausgleich der SSB in Höhe von 70 Mio. Euro in 2024 und ab 2025 mit jährlich 100 Mio. Euro.“
Als besorgniserregend bezeichnete er zu Beginn der dritten Lesung die Entwicklung der Finanzlage. Bei der Gewerbesteuer könne man für 2024 und 2025 ein Aufkommen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro einplanen. In den Folgejahren fehlten jeweils rund 500 Millionen Euro. Fuhrmann weiter: „Ob dieser Haushalt genehmigungsfähig ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Das steht auf des Messers Schneide.“ Fuhrmann mahnte an, dass sich „diese Entwicklung so nicht fortsetzen darf. Es müssen zwingend Maßnahmen zur Verbesserung der Finanzsituation und zu einer nachhaltigen Haushaltsplanung eingeleitet werden.“
Fuhrmann dankte dem Rat für die „konstruktive und trotz aller Meinungsverschiedenheiten noch angenehme Auseinandersetzung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Eigenbetriebe für ihren Einsatz in einer anspruchsvollen Zeit.“
Schwerpunkte des Doppelhaushalts 2024/2025
- Digitalisierung
- Personalgewinnung
- Klimaschutz
- Öffentliche Ordnung
- Feuerwehr
- Breiten- und Spitzensport
- Mobilität und Verkehrsinfrastruktur
- Grüne Infrastruktur
- Stadtquartiere und -bezirke
- Bezahlbarer Wohnraum
- Stuttgart Rosenstein
- IBA'27-Projekte
- Kulturförderung
- Jugendamt
- Bildungspartnerschaft und Bildungsgerechtigkeit
- Mittel für Schulen
- Abfallwirtschaft und städtischer Fuhrpark
- Soziale Maßnahmen
- Inklusion
- Bürgerhaushalt
Video-Mitschnitt der Eingangsreden
Die Eingangsreden der Dritten Lesung am 15. Dezember können Sie in diesem Video-Mitschnitt sehen. Zu Wort kommen die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen sowie Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann.
Entwicklung
Die folgenden Grafiken geben Ihnen einen Rückblick und Ausblick über die Entwicklung des Ergebnishaushalts, der Gewerbesteuer, des Zinsaufwendungen und vieler weiterer Punkte.
Weitere Informationen
- Doppelhaushaltsplan 2024/2025 der Landeshauptstadt mit FinanzplanungPDF-Datei31,58 MB
- Grüne Liste Doppelhaushalt 2024/25PDF-Datei219,98 kB
- Rote Liste Doppelhaushalt 2024/25PDF-Datei554,67 kB
- Fortschreibung des Haushaltsplanentwurfs (1. Änderungsliste)PDF-Datei927,98 kB
- Fortschreibung des Haushaltsplanentwurfs (2. Änderungsliste)PDF-Datei693,21 kB
- Schlussantrag an den Gemeinderat zur Verabschiedung des Doppelhaushaltsplans 2024/2025 und der Finanzplanung bis 2028 am 15. Dezember 2023PDF-Datei538,79 kB
- Antragserledigung / Ergebnis der Beratung der Haushaltsanträge zum Doppelhaushaltsplan 2024/2025 und zur Finanzplanung bis 2028PDF-Datei1,80 MB