Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur ist Ansprechpartnerin für alle Einrichtungen, Initiativen, Verbände und Expert*innen, die sich gemeinsam mit der Landeshauptstadt Stuttgart erinnerungskulturellen Fragen widmen möchten. Ziel ist es, das Stuttgarter Stadtgedächtnis dialogisch und im kontinuierlichen Austausch mit der Stadtgesellschaft weiterzuentwickeln, dabei bestehende Einrichtungen, Initiativen und Vereine zu vernetzen und gemeinsam neue Potenziale für ein zukünftiges, multiperspektivisches Erinnern zu entwickeln.
Neben den kulturellen Einrichtungen von Stadt und Land ist daher vor allem die Stuttgarter Stadtgesellschaft in all ihren Facetten gefragt. Mitglieder verschiedener Vereine, Initiativen und Communitys bereichern mit ihrer Expertise, ihrem Engagement und ihren Perspektiven die Stuttgarter Erinnerungskultur.
Aktuell arbeiten Expert*innen und Engagierte aus dem Netzwerk im Auftrag der Koordinierungsstelle an zehn Schwerpunktthemen. Ziel ist es, Thesen für ein Erinnerungskonzept zu entwickeln, das als Grundlage für die weitere Arbeit der Koordinierungsstelle dienen soll.
Netzwerk Erinnerung Stuttgart
Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur will Plattformen für Austausch, Vernetzung und Kooperation ganz unterschiedlicher Akteur*innen schaffen und dazu beitragen, Leerstellen im Stuttgarter Stadtgedächtnis sichtbar zu machen und zu füllen.
Dazu wurde das „Netzwerk Erinnerung“ ins Leben gerufen, das allen Interessierten offensteht und sich mehrmals im Jahr in unterschiedlichen Formaten trifft. Im Rahmen ihrer Projekte arbeitet fie Koordinierungsstelle Erinnerungskultur immer wieder mit einzelnen Vertreter*innen oder Initiativen aus dem Netzwerk zusammen. Darüber hinaus konnten und können Mitglieder des Netzwerks in verschiedenen partizipativen Formaten (Konzeptgruppen, Einzelinterviews, Diskussionsrunden) ihre Expertise und ihre Perspektive zu übergeordneten Fragen der Erinnerungskultur einbringen.
Bei Interesse am Netzwerk Erinnerung wenden Sie sich bitte an Franziska Weber unter erinnerungskulturstuttgartde.
Netzwerktreffen
Mindestens einmal pro Jahr findet ein großes Netzwerktreffen statt, das nächste Mal am 23. November 2024 ab 16:30 Uhr im Helene P. Kinder- und Jugendhaus Degerloch. Eingeladen sind alle, die sich für Erinnerungskultur interessieren, mit anderen in Austausch kommen und ihre Gedanken einbringen möchten. Auf dem Programm stehen in diesem Jahr fünf Themenräume, in denen u. a. über Förderung, Gedenkorte und die Bedürfnisse junger Menschen an Erinnerungskultur diskutiert werden soll. Die Ergebnisse fließen in ein Gesamtkonzept Erinnerung Stuttgart ein.
Projekte
Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur ist mit der Begleitung und Umsetzung vielfältiger Projekte in Stuttgart betraut. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit Leerstellen in der Stuttgarter Erinnerungskultur, aber auch die Weiterentwicklung bestehender Erinnerungszeichen. Ein Beispiel dafür ist der Stuttgarter Birkenkopf, der zugleich Gedenk- und Erinnerungsort ist. Gemeinsam mit den Stuttgarter*innen stellen wir uns die Frage: Wie kann ein Erinnerungskonzept für den „Monte Scherbelino“ aussehen, das den Bedürfnissen einer diversen Stadtgesellschaft gerecht wird?
Von zentraler Bedeutung wird in den kommenden Jahren auch die Frage nach dem Umgang mit Personen der Geschichte sein, deren Wirken heute kritisch betrachtet wird. Eine der derzeit wohl am meisten diskutierten Personen ist Otto von Bismarck, nach dem in Stuttgart - wie vielerorts - Turm, Platz und Straße benannt sind. Auch hier tritt die Koordinierungsstelle in einen Dialog mit der Stadtgesellschaft: Wie gehen wir mit den erinnerungskulturellen Spuren von Personen um, deren Rolle in der Geschichte wir heute als ambivalent oder problematisch einschätzen? Welche Formen der Kontextualisierung gibt es?
Förderungen
Neben den Projekten, die die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur selbst betreut und umsetzt, verfügen wir auch über ein begrenztes Budget zur Förderung von Künstler*innen, Institutionen und Initiativen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf kleinere Projekte (bis 3.000 Euro Fördersumme) mit erinnerungskulturellem Fokus. Insbesondere möchten wir Projekte fördern, die bisher wenig beachtete Aspekte der Stuttgarter Erinnerungskultur sichtbar machen, aufarbeiten oder vermitteln. Neben den finanziellen Mitteln bieten wir auch eine Beratung und Begleitung für Interessent*innen an.
Bitte beachten Sie: Wir können nur Projekte fördern, die noch nicht begonnen haben und benötigen in der Regel mindestens zwei Wochen Bearbeitungszeit. Falls Sie Fragen zu den Fördermöglichkeiten haben oder einen Antrag stellen möchten, melden Sie sich gerne.
Ansprechpartnerin: Theresa Köhl
Informationen zu weiteren Fördermöglichkeiten des Kulturamtes finden Sie auf der Seite der Kulturförderung.
Ausstellung "Three Doors"
Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur unterstützt die Realisierung der Ausstellung Three Doors (Öffnet in einem neuen Tab) von Forensic Architecture/Forensis, die in Kooperation mit der Initiative 19. Februar Hanau und der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh entstanden ist. Die Ausstellung ist noch bis zum 1. September 2024 im Württembergischen Kunstverein zu sehen und wird von einem Rahmenprogramm mit Führungen und Veranstaltungen begleitet.
Hidden Places - Stuttgart neu erzählt!
Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur setzt gemeinsam mit dem Fachbereich Kunst im öffentlichen Raum die kontextbezogene Projektförderung „Hidden Places – Stuttgart neu erzählt! Kunst- und Kulturprojekte an Orten der Erinnerungskultur im öffentlichen Raum“ um. Pro Projekt konnten hier 15.000 Euro beantragt werden, insgesamt standen 100.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Die Einreichfrist für die Ausschreibung endete am 15.09.2023. Die anschließend in einer Jurysitzung ausgewählten Projekte werden zwischen April und Oktober 2024 umgesetzt und von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm begleitet.
Die aktuellen Veranstaltungen finden Sie im Veranstaltungskalender.
Forschungsprojekt in Kooperation mit der Universität Freiburg
In einem Dissertationsprojekt in Kooperation mit der Uni Freiburg untersucht die Geschichtswissenschaftlerin Melanie Lyon die Veränderungen und Transformationen des kolonialen Gedächtnisses in Stuttgart nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990-er Jahre. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der postkolonialen Migrationsgeschichte und der Rolle verschiedener Netzwerke und Institutionen.
Vorstudie "Kolonialismus und Kolonialkultur in Stuttgart"
Das Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart hat im Dezember 2020 die Erstellung einer Vorstudie „Kolonialistisches Denken und Kolonialkultur in Stuttgart“ (Öffnet in einem neuen Tab) in Auftrag gegeben, die vom Stadtarchiv Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab) betreut und später auch in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Erinnerungskultur umgesetzt wurde.
Michael Rösser forschte zur Stuttgarter Kolonialvergangenheit und identifizierte Stuttgart als kolonialen Knotenpunkt. Das Zeitfenster kolonialer Verbindungen reicht über die formale deutsche Kolonialzeit hinaus bis in die Frühe Neuzeit. Weiterer Forschungsbedarf besteht unter anderem zur Deutschen Kolonialgesellschaft, zur Baseler Mission, zu Verflechtungen von Wirtschaftsunternehmen und Banken sowie zu Akteur*innen aus ehemals kolonisierten Gebieten.
Linda Addae erarbeitete ein gesamtstädtisches Konzept zu dekolonialen Möglichkeiten des multiperspektivischen Erinnerns. Dazu wurden städtische Kultureinrichtungen und lokale BiPoC-Initiativen zum Thema Kolonialismus befragt und aus dem Ergebnisdiskurs Handlungsempfehlungen für verschiedene Kultureinrichtungen und zukünftige Arbeitsfelder entwickelt. Diese betrafen beispielsweise die postkoloniale Reflexion des bestehenden städtischen Angebots sowie die Schaffung neuer Strukturen für eine gemeinsame Erinnerungsarbeit zur Kolonialgeschichte Stuttgarts.
Hier geht es zur Vorstudie „Kolonialistisches Denken und Kolonialkultur in Stuttgart“ . (Öffnet in einem neuen Tab)
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