Stuttgart macht Kunst
Allen voran begeistern die beiden großen Museen, die Staatsgalerie und das Kunstmuseum Stuttgart, mit erstklassigen Sammlungen und Ausstellungen internationalen Rangs. Aber auch lokale und regionale Kunstvereine bereichern den künstlerischen Dialog mit Projekten und Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.
Die Kunst im öffentlichen Raum schließt die Stadt als urbanen Lebens- und Wirkungsort mit ein und sorgt für eine wertvolle Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und Veränderungen. Und wer sich für die alternative Kunstszene interessiert, der ist bei den aufsehenerregenden Aktionen der Stuttgarter Offspaces richtig.
Stuttgart fördert Kunst
Kunst und ihre vielfältigen Ausdrucksformen tragen in hohem Maße zum gesellschaftlichen Leben in der Landeshauptstadt bei und prägen Stuttgarts Ruf als moderne und offene Kunstmetropole. Die Kulturverwaltung der Stadt Stuttgart vernetzt und berät die unterschiedlichen Akteure des Kunstbetriebs und unterstützt Künstlerinnen und Künstler, Einrichtungen und Vereine sowie einzelne Projekte mit einem weitreichenden Kulturkonzept und gezielten Fördermaßnahmen. Auch in Bezug auf kulturelle Bildung spielt Bildende Kunst eine zentrale Rolle im kommunalen Vermittlungs- und Förderauftrag der Stadt Stuttgart.
Die Landeshauptstadt fördert im Bereich Bildende Kunst verschiedene Schwerpunkte. Dazu gehören Ausbildungseinrichtungen ebenso wie Institutionen mit einem breitgefächerten Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm sowie die Aktivitäten von Kunstvereinen, Künstlerverbänden, Künstlergruppen, Kunstinitiativen, Galerien und Projekträumen.
Stuttgart zeigt Kunst
Einen Überblick über das Angebot an Bildender Kunst in Stuttgart gibt es im Folgenden und im Kulturfinder. Und wer sich für aktuelle Ausstellungen interessiert, kann sich vom städtischen Veranstaltungskalender inspirieren lassen.
Stuttgarts Programm für Kunst im öffentlichen Raum
Um eine Strategie für einen zeitgemäßen Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum in Stuttgart zu entwickeln und das Thema damit langfristig fest im kulturellen Leben der Stadt zu verankern, hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart für 2022 bis 2025 die Entwicklung und Umsetzung eines neuen Programms beschlossen. Das Ergebnis eines partizipativen Prozesses findet sich in einem umfassendes Programm für Kunst im öffentlichen Raum für Stuttgart wider. Es werden interdisziplinäre Kunstprojekte im Rahmen der Projektförderung sowie die beiden Festivals CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM und PFFFESTIVAL unterstützt und gefördert. Weitere Bereiche sind Kooperationen, die Vermittlung und Sichtbarmachung der Kunst im öffentlichen Raum sowie die Vernetzung der vielfältigen Akteur*innen. Hinzu kommt der Erhalt und die Belebung der Kunstobjekte im öffentlichen Raum.
Stuttgarter Kunstrouten
Das Kulturamt Stuttgart hat verschiedene Kunstrouten erstellt, die zu zahlreichen zeitgenössischen Skulpturen, Plastiken und Reliefs führen, die Stuttgarts öffentlichen Raum schmücken. Die Auswahl der Kunstwerke orientiert sich bisher vorwiegend an dem Buch "Skulpturen des 20. Jahrhunderts in Stuttgart" von Bärbel Küster (Hrsg.).
Route 1/1 - Innenstadt
Die erste Route führt durch die Innenstadt, vom Staatstheater über das Kunstmuseum bis zum Kernerplatz, vorbei an zahlreichen wichtigen Stuttgarter Kulturinstitutionen. Die Dichte der Kunstwerke ist sehr hoch. Aufgrund der Nähe zur Innenstadt lässt sich diese Tour gut mit einem Einkaufsbummel, einem Museumsbesuch oder einem Spaziergang durch den Schlosspark verbinden.
Wander Bertoni: Bewegung II (2), 1960-1961: Vor dem Kleinen Haus der Württembergischen Staatstheater
Bewegung II (2), die sieben Meter hohe abstrakte Metallskulptur aus Niro-Stahl, wurde von dem Wiener Künstler Wander Bertoni zur Eröffnung der Bundesgartenschau 1961 entworfen. Bei der Gestaltung verfolgte er das Ziel, den abstrakten Begriff der Bewegung plastisch darzustellen. Trotz ihrer Größe wirkt die Figur dynamisch, leicht und kraftvoll.
Mit der Aufstellung dieser ersten abstrakten Figur im öffentlichen Raum wollte Stuttgart sich als internationale und weltoffene Stadt präsentieren.
Weiter: ca. 200 Meter am Eckensee vorbei, Richtung Neues Schloss, rechts
Olaf Metzel: Stammheim, 1984: Kunstgebäude (Seite zu den Staatstheatern / Eckensee), Schlossplatz 2
Im Rahmen der Ausstellung "Kunstlandschaft Bundesrepublik" im Württembergischen Kunstverein reiste Olaf Metzel 1984, als Vertreter der Region Berlin, nach Stuttgart. Die Idee für seine Arbeit Stammheim entstand - typisch für Metzel - erst bei der Anreise. Sie spielt auf die 1984 aktuelle gesellschaftliche Diskussion über die Terrorakte der "Roten Armee Fraktion" (RAF) und die Prozesse gegen deren Mitglieder an. Von Beginn an erregte die Installation Stammheim die Gemüter der Bevölkerung. 2001 wurde darüber diskutiert, ob das Kunstwerk noch zeitgemäß sei. Man entschied sich, es besitze weiterhin aktuelle Bedeutung - es blieb erhalten.
Weiter: ca. 100 Meter in Richtung Schlossplatz
Micha Ullman: Abendstern, 1996: Gehweg Ecke Stauffenberg-/ Bolzstraße
Das Kunstwerk Abendstern von Micha Ullman wurde 1996 in eine Gehwegplatte Ecke Stauffenberg- und Bolzstraße eingraviert. Nur aufmerksame Passanten werden die Vertiefung entdecken und sie als Kunstwerk wahrnehmen, denn nichts in der Umgebung weist auf Künstler oder Kunstwerk hin, das sowohl durch Licht und Schatten eine Sonnenuhr symbolisiert als auch bei Regen zum Spiegel des Himmels wird. Es zählt zu einer Reihe von "Minimenten", die Ullman in Stuttgart installiert hat. Hat jemand den Abendstern einmal entdeckt, lässt er ihn nicht mehr los. Durch seine Schlichtheit lässt er Raum für komplexe Interpretationen.
Weiter: ca. 100 Meter in Richtung Königsbau
Alfred Hrdlicka: Denkmal für Eugen Bolz: 1993 Königsbau, Königsstraße/Ecke Bolzstraße
Eugen Bolz, von 1928 bis 1933 Staatspräsident von Württemberg, wurde am 21. Dezember 1944 nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 als Mitglied des Widerstandskreises um Carl Friedrich Goerdeler zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Zuchthaus Berlin-Plötzensee enthauptet. Alfred Hrdlicka meidet in seinen Skulpturen alles Heroische und Pathetische. Lieber stellt er Menschen dar, die mit Unzulänglichkeiten, Schmerzen oder Furcht ausgestattet sind.
Folglich hat er den Politiker Eugen Bolz nicht als überlebensgroßen Helden auf einen hohen Sockel gestellt. Stattdessen zeigt er ihn, uns gegenüberstehend, als aufrechten, gefassten, doch körperlich geschwächten Mann.
Weiter: am Königsbau vorbei, die Königstraße entlang, Richtung Rotebühlplatz (ca. 100 Meter)
Alexander Calder: Crinkly avec disque rouge, 1973 (aufgestellt 1981): Königstrasse, vor dem Kunstmuseum Stuttgart
Crinkly avec disque rouge besteht aus mehreren Stahlelementen, die an Origamifiguren erinnern. Das Kunstwerk kombiniert Bewegung und Statik und entfaltet dadurch eine komplexe plastische Spannung, die in fragiler Balance gehalten wird. Das sogenannte Mobile-Stabiles steht in effektvollem Gegensatz zu der glatten und nüchternen Glasfassade des Kunstmuseums.
Die moderne Plastik wurde 1981 aufgestellt. Sie erhitzte damals einige Gemüter in der Bevölkerung und war nicht unumstritten. Mit der Eröffnung des Kunstmuseums im Jahr 2005 erhielt sie einen festen Bezugspunkt.
Weiter: ins Foyer des Kunstmuseums (ca. 20 Meter)
Aristide Maillol: La Nuit, 1902-09 (aufgestellt 1980): Im Foyer des Kunstmuseums, Kleiner Schlossplatz 1
La nuit ist die dritte großformatige Plastik von Aristide Maillol. Im Jahr 1980 erwarb die Stadt Stuttgart den letzten von sechs Güssen. Die anderen Abgüsse sind über die ganze Welt verteilt. Maillol konzentriert den weiblichen Akt in monumental-rundplastischen Formen von vollendetem Ebenmaß. Durch den Verzicht auf Details und individuelle Züge strahlen seine Akte unendliche Ruhe und harmonische Ausgewogenheit aus. Zudem legt Maillol viel Wert darauf, dass seine Skulpturen ganz in die Natur eingebettet sind.
Weiter: die Treppe hoch auf den Kleinen Schlossplatz
Carsten Nicolai: Polylit, 2006: Kleiner Schlossplatz 1, hinter dem Kunstmuseum
Auf dem Kleinen Schlossplatz ist seit Mai 2006 das Kunstwerk Polylit von Carsten Nicolai zu sehen. Die Glas-Skulptur spiegelt tagsüber die Gebäude in der Umgebung und macht sie so zu einem Teil des Kunstwerks. Nachts ist sie von innen beleuchtet, sodass die tragende Stahlkonstruktion sichtbar wird. Außerdem reagiert die Skulptur auf elektromagnetische Strahlung und ist dadurch in der Lage die Funktion von Mobiltelefonen oder Laptops in ihrer Nähe einzuschränken. Das Kunstwerk steht nicht mittig auf dem Schlossplatz, sondern näher am Kunstmuseum und verdeutlicht so seine Zugehörigkeit zum Museum.
Weiter: auf dem Kleinen Schlossplatz zur Friedrichstraße
Otto Herbert Hajek: Stadtzeichen Stuttgart, 1969/1974 Fußgängerinsel bei der Theodor-Heuss-Straße 2
Die Skulptur Stadtzeichen Stuttgart entstammt einem umfassenden Projekt zur künstlerischen Gestaltung des urbanen Raums. Im Rahmen der Ausstellung "Platzmal" überzog Otto Herbert Hajek 1969 den kleinen Schlossplatz in Stuttgart mit großen monochromen Farbstreifen in Rot, Gelb und Blau. In diese "Farblandschaft" hinein wurde, neben anderen Plastiken, das Stuttgarter Stadtzeichen, das ursprünglich noch als bemalte Holzplastik ausgeführt war, gestellt. In einer zweiten, größeren Fassung von 1974 schuf Hajek das Stuttgarter Stadtzeichen dann in Stahl. 2005 wurde die Skulptur restauriert und an ihrem jetzigen Standort aufgestellt.
Weiter: ca. 200 Meter, zurück zur Königstraße
Herbert A. Böhm: Unbeschreiblich weiblich, 1979: Königstraße (auf Höhe Hausnummer 38)
Die reliefartige Marmorskulptur Unbeschreiblich weiblich von Herbert A. Böhm wurde 1979 gefertigt und bei der Bundesgartenschau in Bonn, danach beim Internationalen Kunstkongress in Stuttgart und im Kloster Maulbronn ausgestellt. 1981 kaufte sie die Stadt Stuttgart und stellte sie in der Königstraße auf. Die Skulptur macht ihrem Namen alle Ehre und regt die Menschen in der Königstraße zu einer direkten Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk an, da sie im wahrsten Sinne des Wortes "Kunst zum Anfassen" ist: Erst die Berührungen der Passanten bringen die Figur vollends an ihren weiblichsten Stellen zum Glänzen.
Weiter: am Schlossplatz rechts abbiegen, an Alter Kanzlei und Altem Schloss vorbei, Richtung Charlottenplatz (ca. 250 Meter)
Elmar Daucher: Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus, 1970: Planie, zwischem Altem Schloss und Karlsplatz
Vier massive Steinquader erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Wer sich zwischen die Blöcke wagt, kann einen Text des Philosophen Ernst Bloch lesen: "1933-1945
Verfemt Verstossen Gemartert
Erschlagen Erhängt Vergast
Millionen Opfer
Der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
Beschwören Dich:
Niemals wieder!"
Weiter: ca. 20 Meter in Richtung Markthalle, in Sichtweite
Alfred Hrdlicka: Hommage à Sonny Liston: Altes Schloss, Seite zum Karlsplatz, vor dem Eingang zur Stauffenberg-Erinnerungsstätte
Der amerikanische Schwergewichtsboxer Sonny Liston war für Alfred Hrdlicka der moderne Gladiator schlechthin. Die erste Fassung seiner Bronze-Skulptur entstand 1963/64. In der zweiten Fassung schlug der Künstler den linken Arm der Skulptur ab, um die Ausdruckskraft der "starken Rechten", die das Symbol des Boxers war, zu betonen. Die Marmorskulptur wurde 1965 von Alfred Zöttl in Bronze gegossen. Seit dem 8. Mai 2008 steht sie neben Marsyas I und Sterbender auf dem Stauffenberg-Platz.
Alfred Hrdlicka: Marsyas I, 1956/55-57: Altes Schloss, Seite zum Karlsplatz, vor dem Eingang zur Stauffenberg-Erinnerungsstätte
Anreiz für dieses Kunstwerk gab Alfred Hrdlicka die Geschichte des gequälten Verlierers Marsyas aus der griechischen Mythologie. Um 1955 begann Hrdlicka die Skulptur Marsyas I zu erschaffen. Aufgrund des spröden Materials und der komplizierten Form kam Hrdlicka nur langsam voran. Marsyas I zählt zu den frühen, für seinen Werdegang entscheidenden Skulpturen.
Alfred Hrdlicka: Sterbender, 1955−1958/59: Altes Schloss, Seite zum Karlsplatz, vor dem Eingang zur Stauffenberg‐Erinnerungsstätte
Alfred Hrdlicka hat mit der Skulptur Sterbender einen Torso geschaffen, der fragil wirkt, aber dennoch viel von seiner ursprünglichen Lebenskraft behält. Die Haltung des Körpers und die damit zusammenhängende Ausdruckskraft war dem Künstler bei dieser Skulptur sehr wichtig. Um nicht vom Körper der Skulptur abzulenken, wurde der Kopf weggelassen. Sterbender zählt, wie Marsyas I, zu den sogenannten "Fleischmarkthallengeschöpfen".
Route 1/2 - Innenstadt
Der zweite Teil der Innenstadt-Route lässt sich sehr gut mit einem Besuch der Staatsgalerie oder dem Haus der Geschichte verbinden.
Mariella Mosler: Roter Baum, 2005 (aufgestellt 2006): Vor dem StadtPalais-Museum für Stuttgart, Charlottenplatz, Konrad-Adenauer Straße
Auf dem Fußgängerüberweg vor dem StadtPalais-Museum für Stuttgart steht Mariella Moslers Roter Baum. Seine Formen wirken weich und fließend, die leuchtende Farbe dagegen erweckt einen sehr künstlichen Eindruck. Dadurch ist der Baum ein Blickfang für die Passanten; zudem lädt er durch seine Gestaltung zum Verweilen und näheren Betrachten ein. Die Plastik wurde 2005 vom Kunstmuseum erworben.
Weiter: Konrad-Adenauer-Straße überqueren, nach links zum Eingang des Hauptstaatsarchivs (ca. 50 Meter)
Eva Zippel: Zueinander, 1971: Foyer Hauptstaatsarchiv, Konrad-Adenauer-Straße 4
Die Bronze-Skulptur Zueinander von Eva Zippel thematisiert den Gedanken der Staatenbildung und stellt ein Symbol für die wachsende Gemeinschaft dar. Insofern hat sie im Foyer des Hauptstaatsarchivs den idealen Platz, denn für die Künstlerin sind die Dokumente im Archiv Zeugnisse der Staatenbildung. Die organischen Formen der Skulptur bilden einen symbolischen Bezug zur menschlichen Gesellschaftsbildung. Das Werk wurde vom Land Baden-Württemberg in Auftrag gegeben und 1971 aufgestellt.
Aus urheberrechtlichen Gründen ist es nicht möglich ein Foto des Kunstwerks Zueinander von Eva Zippel zu zeigen.
Weiter: in Richtung Staatsgalerie
Per Kirkeby: Ohne Titel, 1986-1987: Haus der Abgeordneten, Konrad-Adenauer-Straße 12-14
Die Skulptur Ohne Titel verbindet ästhetische Einflüsse der Kultur der Maya mit der Backsteinarchitektur dänischer Häuser. Sie gehörte zu den ersten Auftragsarbeiten, mit denen Per Kirkeby Mitte der 1980er Jahre den öffentlichen Raum eroberte. Ziel war es, den Vorplatz des Hauses der Abgeordneten an der Konrad-Adenauer-Straße durch eine Skulptur zu gestalten, die einerseits Präsenz zeigt und sich andererseits wie selbstverständlich in das architektonische Ensemble einfügt. Die geometrische Strenge, der schlichte architektonische Aufbau und die gleichförmige Oberfläche lassen die Skulptur an die Grenze zum Unbeachteten stoßen.
Weiter: ca. 90 Meter geradeaus (am Haus der Geschichte vorbei)
Tony (Anthony) Cragg: Points of View, 2002: Museumsplatz
Als Pendant zur Liebesvase von Friedrich Distelbarth aus dem frühen 19. Jahrhundert steht seit Dezember 2002 Tony Craggs Skulptur Points of View auf dem Museumsplatz zwischen Kammertheater, Staatsgalerie und dem Haus der Geschichte. Ihre Formen lassen, je nach Standpunkt des Betrachters, völlig neue Eindrücke entstehen. Cragg beschreibt das Entstehen der Skulptur als einen Dialog zwischen Material und Künstler. Auch deshalb ist der Standort von Points of View gut gewählt, die Skulptur passt in den Dialog zwischen Kunst und Geschichte, zwischen Haus der Geschichte und Staatsgalerie.
Weiter: 120 Meter geradeaus, am Kammertheater vorbei, Richtung Eingang Neue Staatsgalerie
Henry Moore: Draped Reclining Woman, 1957-58: Terrasse Eingang Neue Staatsgalerie, Konrad-Adenauer-Straße 30
Die Figur Draped Reclining Woman von Henry Moore greift die Formensprache der Antike auf und wendet sie zur Moderne. Die Liegende besitzt einen Rest an Gegenständlichkeit und abstrahiert noch nicht völlig von dieser, obwohl zum Beispiel der Kopf durchaus abstrakte Züge aufweist. Die Draped Reclining Woman wurde im April 1961 anlässlich der Bundesgartenschau vor dem neu errichteten Landtag aufgestellt und von der Bevölkerung äußerst reserviert aufgenommen. Inzwischen steht sie beim Eingangsbereich der Staatsgalerie.
Weiter: ca. 210 Meter, zur Alten Staatsgalerie, Gebhard-Müller-Platz überqueren (Kunstwerk in Sichtweite)
Erich Hauser: 6-87/88, 1987/88: Kernerplatz
Sternförmig treffen Urban-, Kerner- und Landhausstraße am Kernerplatz aufeinander. Im Zentrum des Platzes steht die Edelstahlplastik 6-87/88 des Künstlers Erich Hauser. Von den Proportionen her fügt sich die Plastik klar in die Platzsituation ein, besticht aber dennoch durch ihre Dynamik. Die Edelstahlplatten nehmen Lichtverhältnisse und Stimmungen der Witterung in verschiedenen Grautönen auf und geben der Plastik den Anschein von immaterieller Leichtigkeit und Dynamik. Die Plastik besteht aus einzelnen dreiecksförmigen Flächen, je drei davon bilden eine Tetraederform; Form und Größe sind jedoch unterschiedlich.
Route 2 - Universität, Berliner Platz
Diese Tour ist kürzer als die erste und startet in der Parkanlage der Universität Stuttgart mit einem Kunstwerk, das man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt. Weiter geht es Richtung Liederhalle, das Ende ist nicht weit entfernt von der U-Bahn-Haltestelle Berliner Platz. Diese Route lässt sich gut in eine lange Mittagspause integrieren oder nach Arbeitsschluss im Sommer, wenn es abends länger hell ist. Eine Sehenswürdigkeit in der Nähe ist der älteste noch erhaltene Stuttgarter Friedhof, der Hoppenlaufriedhof.
Wolfgang Nestler: Positiv-Negativ, 1977
Das Kunstwerk Positiv-Negativ von Wolfgang Nestler befindet sich in der Parkanlage der Universität direkt an einem der unzähligen Wege, die durch den Park führen. Zwei bräunlich-rote, quadratische Stahlplatten liegen nebeneinander auf dem Boden. Aus beiden sind unterschiedliche Formen geschnitten, die - am unteren Rand gespiegelt - neben dem Objekt liegen. Dass es sich hierbei um eine Spiegelung handelt, fällt aber nur bei einer Negativform auf, den Umrisslinien des Dreiecks. Das Kunstwerk ist 1977 im Rahmen der Stuttgarter Bundesgartenschau entstanden. In der Zwischenzeit sind die Stahlplatten etwas in den Boden eingesunken und werden langsam vom darunter wachsenden Gras überwuchert - es ist durch die verschiedenen Umwelteinflüsse positiv gealtert.
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Weiter: 80 Meter durch den Universitätspark in Richtung Rektoramt
Hans Dieter Bohnet: Kubus, 1977
Die Skulptur Kubus von Hans Dieter Bohnet wurde im Jahre 1977 für die Ausstellung "Kunst im Stadtbild" geschaffen und steht heute vor dem Rektoramt der Universität Stuttgart. Sie ist zusammengeschweißt aus sechs rötlich-braunen Corten-Stahlplatten und drei Edelstahlplatten und steht über Eck ohne Sockel auf dem Boden. Als Ausgangsform dient der Würfel, eine harmonische Form aus gleich großen Flächen. An der oberen Ecke ist ein Würfel aus glänzendem Edelstahl eingesetzt, an der gegenüberliegenden unteren Ecke ein fiktiver kleinerer ersatzlos entfernt. Damit hat die Skulptur drei Auflagepunkte, steht sicher und doch spannungsvoll dynamisch. Die helle Würfelecke aus Edelstahl weist hinauf in den Himmel, die dunklen rostenden Flächen halten sie fest und verbinden sie mit der Erde.
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Weiter: 150 Meter zum Eingang der Universitätsbibliothek (auf der gegenüberliegenden Seite des Campus)
Hans Uhlmann: Aggression I, 1961
Hans Uhlmanns scharfkantige Konstruktion Aggression I steckt voll von Widersprüchen. So wurde für die Konstruktion nicht etwa harter Stahl verwendet, sondern das wesentlich weichere Messing, das - ein Faktor der Irritation - dunkel patiniert wurde. Der Eindruck der Aggressivität entsteht also nicht durch das Material, sondern durch die Form, die tief in den Raum greift. Dabei nimmt der Betrachter - je nach Standort - entweder die Arme oder die Beine als mächtige Elemente wahr. Die Aggression tritt also nie vollständig, sondern immer nur teilweise zutage. Den Auftrag, den Eingangsbereich der neuen Bibliothek der damaligen Technischen Hochschule zu gestalten, hatte Uhlmann 1960 von der Kommission für Kunst am Bau erhalten. Aggression I wurde ein Jahr später aufgestellt.
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Weiter: das Universitätsgelände Richtung Max-Kade-Haus, Liederhalle verlassen und die Holzgartenstraße überqueren
Sabine Hoffmann: Euro Terra
Auf dem Platz der Deutschen Einheit, zwischen dem Max-Kade-Haus und der Liederhalle, liegt auf einer Rasenfläche das Kunstwerk Euro Terra von Sabine Hoffmann. Der lateinische Name bedeutet soviel wie Europäisches Land. Die Steinplatten aus Crailsheimer Muschelkalk sind in zwei Teile getrennt, wobei in jedem Teil schemenhaft zu erkennende Personen sich die Hände entgegenstrecken. Insofern kann die Skulptur als Symbol für die europäische Geschichte verstanden werden.
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Weiter: den Platz der Deutschen Einheit nach links in Richtung Liederhalle überqueren, den überdachten Weg benutzen, auf dem Gelände der Liederhalle bleiben
Otto Herbert Hajek: Durchbrochene Fläche im Raum, 1955/Durchbrochene Fläche, 1955
Die beiden Arbeiten Durchbrochene Fläche im Raum und Durchbrochene Fläche bedeuten einen Wendepunkt in Hajeks Schaffen. Mit der Skulptur Durchbrochene Fläche im Raum schuf Hajek 1955 die erste abstrakte Außenplastik, die in Stuttgart im öffentlichen Raum aufgestellt wurde. Sie war darüber hinaus eine der ersten abstrakten Plastiken dieser Größe in Deutschland.
Die Formensprache der Plastik Durchbrochene Fläche im Raum lässt etwas Organisches erahnen, ein Figurenpaar oder einen Baum. Die Oberfläche der Gusseisen-Skulptur fällt durch ihre unterschiedliche Struktur auf.
Bei der gesamten Gestaltung dieser Plastik bezieht sich Hajek auf die Sichtbeton-Fassade der Liederhalle. Das Wandrelief Durchbrochene Fläche nimmt formale Elemente der Raumplastik auf und variiert diese.
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Weiter: Zwischen Liederhalle und Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle durchlaufen, dann nach rechts in Richtung Cinemax-Kino
Bernd Wilhelm Blank: Kinetisches Objekt, 2003
Der Berliner Künstler Bernd Wilhelm Blank schuf die Skulptur Kinetisches Objekt mit direktem Bezug auf die Persönlichkeit des Unternehmers Robert Bosch (1861-1942). Er will mit ihr die Aufgeschlossenheit und "Beweglichkeit des Geistes" des Firmengründers zeigen, obwohl der hohe Block aus Stahl schwerfällig und schlicht wirkt. Als bildnerisches Symbol hierfür versetzt ein Elektromotor die oberen Segmente in Bewegung. Das Kunstwerk verändert sich, ohne seine Konstanten zu verlieren, weil die Plastik immer wieder zu ihrer Ausgangsform zusammengefügt wird.
Die Erfahrung von Raum im Kunstwerk, von Mobilität und Veränderlichkeit wird hier zur Ästhetik.
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Weiter: die Treppenstufen hoch zum Berliner Platz
Hans Dieter Bohnet: Lyra, 1955/56
Die Struktur des Wandreliefs Lyra an der Außenfassade der Liederhalle zeigt Parallelen zur Architektur dieses Konzerthauses. Hans Dieter Bohnet gliedert das Relief in drei verschieden große Teil - so, wie die Liederhalle drei unterschiedlich große Konzertsäle umfasst. Auch das Motiv hat der Künstler, passend zum Konzerthaus, aus dem Bereich der Musik gewählt. Eine Lyra ist ein altgriechisches Zupfinstrument. Die Durchbrüche in der Fläche der Lyra ergeben feine strahlenförmige Stege und stehen für die Saiten des Instruments.
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Weiter: über den Berliner Platz in Richtung U-Bahn-Haltestelle Liederhalle, dort die Seidenstraße überqueren
Ernst-Reinhart Böhlig: Sebastian, 1980
In den 1980er-Jahren beschäftigte sich Ernst-Reinhart Böhlig intensiv mit dem Torso-Motiv. Ein Beispiel für Böhligs Auseinandersetzung mit diesem Motiv ist Sebastian. Böhling hat das Werk nicht eindeutig als "Heiliger Sebastian" tituliert; dennoch spielt der Name auf diesen Märtyrer der christlichen Überlieferung an, der in den gängigen Darstellungen an einen Baum gebunden und von Pfeilen beschossen wurde. Schräg auf einem Sockel, weder sitzend noch liegend, mit verzerrtem Ausdruck findet man in den Grünanlagen vor dem Berliner Platz den schrundig modellierten, verstümmelten und angespannt wirkenden Körper des Sebastian. Die Verstümmelung parallelisiert das Leiden und die archaische Form. Beim Betrachten der Skulptur fühlt man sich an das letzte Aufbäumen vor dem Tod erinnert.
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Weiter: wieder zurück zum Berliner-Platz, zum Grünstreifen an der Fassade der Liederhalle (Nähe U-Bahn-Haltestelle)
Karl-Heinz Franke: Edelstahl-Säulenwald, 1979
Der Edelstahl-Säulenwald - der Titel ist eine Wortschöpfung des Stuttgarter Kunstkritikers Günther Wirth - war ein Beitrag zum Internationalen Kunstkongress in Stuttgart 1979. Die Anordnung der elf Einzelobjekte und die angrenzenden Bäume zeigen, dass die Bezeichnung Säulenwald durchaus passend ist. Der Betrachter sollte sich einen Spaziergang durch den künstlichen Wald nicht entgehen lassen.
Route 3 - Stuttgart-West
Die dritte Route ist am kürzesten. Sie umfasst vier Kunstwerke, beginnt am Rotebühlplatz und endet am Feuersee. Am zentral gelegenen Feuersee lässt sich gut eine Auszeit nehmen, zum Beispiel in einem der zahlreichen Cafés im Stuttgarter Westen. Für Kulturinteressierte befindet sich das Theater der Altstadt direkt gegenüber der S-Bahn-Haltestelle Feuersee.
Mark di Suvero: Lobotchevsky, 1987-88
Der Titel von Mark di Suveros Skulptur Lobotchevsky bezieht sich auf den russischen Mathematiker Nicolai Ivanovich Lobotchevsky (1793-1856). Von dessen Arbeiten angeregt, assoziiert Suvero eine dreidimensionale Skulptur, deren Bewegungsrichtungen an mathematische Schaubilder erinnern. Eine abstrakte, kubisch-konstruktivistische Skulptur hat normalerweise keine Hauptansicht. Durch die Aufstellung zwischen dem stark befahrenen Rotebühlplatz und dem Gebäude des Treffpunkt Rotebühlplatz entsteht aber der Eindruck einer deutlichen Vorder- und Rückseite. Der Knotenpunkt der roten Stahlskulptur befindet sich etwa in der Mitte. Dadurch entsteht trotz der weit ausladenden, raumgreifenden Stahlträger ein ausgewogenes Konstrukt.
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Weiter: 30 Meter die Rotebühlstraße entlang bis zum Rotebühlbau, dann rechts die Treppe hoch
Erich Hauser: Röhrenplastik 8/73
Erich Hauser hat mit seiner Röhrenplastik ein Kunstwerk geschaffen, das in seiner Ganzheit nur im Kopf des Beobachters entsteht. Sie ist in zwei Teile gegliedert: den einen in der Rabatte und den anderen auf dem Sockel. Diese sind durch eine Feuergasse getrennt. Der Beobachter zeichnet den Weg, den das Rohr unter der Erde beschreibt, in seinem Kopf nach. Die beiden Teile scheinen unterirdisch miteinander verbunden. Es entsteht der Eindruck, als ob durch die Zickzack-Bewegung, die das Kunstwerk vollführt, unten und oben miteinander verbunden seien. Das silberne Material, aus dem die Plastik geschaffen ist, glänzt im Licht und die dunkel verschattete Einkerbung steht im Kontrast zur hellen Oberfläche. Doch nicht nur die unterschiedlichen Farbeindrücke, sondern auch die stumpf und spitz zulaufenden Ecken und Enden machen das Kunstwerk interessant und abwechslungsreich.
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Weiter: ca. 200 bis 250 Meter die Rotebühlstraße entlang bis zum Feuerseeplatz
Herbert A. Böhm: Frau mit Ziegenbockmaske, 1980/85
Die überlebensgroße Skulptur Frau mit Ziegenbockmaske wurde 1986 im Rahmen der Initiative "Plastik im Freien" der Landeshauptstadt Stuttgart aufgestellt. Auch diese figurative Arbeit aus Stein zeigt die für Böhm typische Verknüpfung von Material und Figur. Auffallend ist aber nicht nur die Harmonie zwischen Material und Figur, sondern auch die Harmonie zwischen Figur und Umgebung. Die Skulptur ist an einigen Stellen nur grob bearbeitet. Der untere Teil des Frauenkörpers ist rau und großkörnig - ab der Hüfte wird die Oberfläche etwas glatter. Besonders ins Auge springen, wie bei Unbeschreiblich weiblich, glatt polierte Stellen. Diese Stellen sind vom Künstler schon vorgearbeitet worden, aber erst die Berührungen der Passanten bringen sie zum Glänzen.
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Weiter: in gleicher Richtung weiter am Feuersee entlang (40 Meter) bis zum Eingang der S-Bahn-Haltestelle Feuersee
Walter Rempp: Große Badende, 1980 (1986)
An der südlichen Seite des Feuersees befindet sich die Große Badende von Walter Rempp. Entstanden ist sie 1980, aufgestellt wurde die weibliche Bronzeskulptur aber erst 1986. Sie bildet den Gegenpol zu Herbert A. Böhms Frau mit Ziegenbockmaske, die ebenfalls am Feuersee steht. Walter Rempp hat seine Skulptur sehr realistisch dargestellt, sie ist fast überlebensgroß. Ihr Blick ist leer und in die Ferne gerichtet, ihr Rücken wirkt, als trage sie eine schwere Last. Durch die eng am Kopf anliegenden Haare sieht es so aus, als ob sie gerade gebadet hat. Insgesamt wirkt die Große Badende sehr mutlos und schlapp, nicht zuletzt aufgrund ihrer Haltung. Das Thema der Großen Badenden war ein beliebtes Motiv in der abendländischen Kunst.
Route 4 - Killesberg, Wartbergpark, Leibfriedscher Garten und Rosensteinpark
Die längste der Routen führt in Stuttgarts Norden, sie beginnt mit einem Kunstwerk direkt in der U-Bahn-Station Killesberg und führt durch den Höhenpark Killesberg über den Wartbergpark und den Leibfriedschen Garten zum Naturkundemuseum am Löwentor. Sie führt zwar mitten durch die Stadt, man ist aber trotzdem immer im Grünen. Aus diesem Grund lässt sich die Route auch gut zu einem Tagesausflug mit Bahnfahrt im Killesberg, Bummel durch den Wartbergpark und Besuch im Museum am Löwentor erweitern.
Als Orientierungshilfe dienen auch die Karten, die an verschiedenen Ein- und Ausgängen der Parks aufgestellt sind.
Ulrich Bernhardt: Kulturströme, 1991-1993
Ulrich Bernhard wurde 1990 damit beauftragt, die neue riesige Bahnsteighalle der Stadtbahn Haltestelle "Killesberg" zu gestalten. Mithilfe von zwei über 150 Meter langen Fotostreifen, die Motive von Rhein und Neckar zeigen, ist es ihm gelungen die enorme Länge der unterirdischen U-Bahnhaltestelle optisch zu verkleinern. Mit dem Filmfries hat Bernhard den beiden Kulturströmen Rhein und Neckar ein individuelles Gesicht gegeben und sie auf einzigartige Weise porträtiert. Durch die Zusammenbelichtung entstehen Überschneidungen - zeitgenössische Motive wechseln sich mit historischen Bildern ab. Industrieanlagen mischen sich mit historischen Elementen, namhafte Persönlichkeiten sind ebenso zu sehen wie anonyme Gesichter der Stadt. So vergegenwärtigt Bernhardt, dass Kultur alles ist: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
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Weiter: Beschilderung zur Weißenhofsiedlung folgen, Stresemannstraße überqueren, ca. 200 Meter zum Eingang der Akademie
Nam June Paik: Two Way Communication, 1996
Der Grundgedanke von Nam June Paiks 1996 eingerichteter Installation Two Way Communication wird schon anhand des Titels deutlich. Auf 92 Monitoren wird auf mehreren Ebenen Kommunikation thematisiert und zugleich ermöglicht. Dieses umfassende Thema steht in enger Verbindung mit dem Aufstellungsort, dem Eingangsfoyer, einem Ort des kommunikativen Austauschs. Paiks Installation kann auf zwei verschiedene Arten bespielt werden: zum einen mit vorgefertigten Videodiscs und zum anderen mit Bildern aus den im Eingangsfoyer angebrachten Überwachungskameras.
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Weiter: die Stresemannstraße entlang bis zum Eingang Killesbergpark/Stresemannstr., dann gleich rechts durch die Unterführung, weiter am Naturfreundehaus Steinbergle vorbei (insg. ca. 700 Meter)
Hans Dieter Bohnet: Im Keuper, 1993
Hans Dieter Bohnets Im Keuper erinnert an die Stelle im Wartberg, wo früher Schilfsandstein gebrochen wurde. Diese "Keuperwand" entstand für die Internationale Gartenbauausstellung IGA 1993, in deren Vorbereitung Künstler aufgefordert wurden, zusammen mit Architekten Kunstwerke für das künftige Parkgelände zu entwickeln. In diesem Zusammenhang entstanden auch die Kunststationen Unter den Stangen und das Kugelobjekt im Egelsee.
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Weiter: dem Weg nach unten folgen (ca. 100 Meter)
Hans Dieter Bohnet: Unter den Stangen, 1993
Für die Internationale Gartenbauausstellung IGA 1993 wurden Künstler aufgefordert, zusammen mit Architekten Kunstwerke für das künftige Parkgelände zu entwickeln. Die Planer wollten mit ihrem Kunstkonzept den Dialog zwischen Kunstwerk und Grünraum aufnehmen. Daraufhin schuf Bohnet mit Edelstahlstangen sein Kunstwerk Unter den Stangen. Er steckt mit Stangen den Hügel und den anschließenden Bereich mit seiner Amphitheater ähnlichen Ausformung ab und macht dabei gleichzeitig auf die Topografie aufmerksam. Alle Stangen enden in der Höhe von 308 Metern über Normalnull. Neben der Kunststation Unter den Stangen konnte Bohnet auch die Kunststationen Im Keuper und das Kugelobjekt im Egelsee realisieren.
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Weiter: Von "Im Keuper" aus dem Weg folgen, ca. 300 Meter im Oberen Wartberg bleiben (parallel zur Stresemannstraße) geradeaus in Richtung Panoramacafé "On Top", fast bis Ausgang Stresemannstraße
Jeanette Zippel: Bienengarten, 1993
Der Bienengarten von Jeanette Zippel schlägt eine Brücke zwischen Kunst und Natur. Die äußere Form der aus Naturmaterialien wie Holz, Klinkersteinen, Stroh, Lehm, Bambus und Weiden gefertigten Plastiken erinnert an Bienenstöcke. Tatsächlich leben in ihnen auch mehrere Völker von Honig- und Wildbienen, die sich von den eigens in der Umgebung angesiedelten Blumen und Pflanzen ernähren. Diese belebten Skulpturen mahnen zum Respekt vor der Natur. Sie wurden 1993 anlässlich der Bundesgartenschau in Stuttgart im oberen Teil des Wartbergparks aufgestellt. Weitere stehen in Heidenheim, München, Südtirol und auf Teneriffa.
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Weiter: denselben Weg zurück, weiter bergab in Richtung Egelsee (ca. 630 Meter)
Hans Dieter Bohnet: Kugelobjekt, 1993
Die Kugel, die vollkommenste geometrische Form, wurde von Bohnet zerteilt, zerschnitten und in einer anderen Ordnung erneut zusammengesetzt. Dadurch entsteht eine Rhythmik von Geschlossenheit und Offenheit. Die einzelnen Elemente stehen versetzt zueinander. So bleiben Lücken und tiefe Einschnitte, durch die nicht nur das Wasser rinnt, sondern die Einblicke ins Innere der Kugel ermöglichen. Die ersten Kugelobjekte von Hans Dieter Bohnet entstanden ab den 1970er Jahren. Für die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) 1993 entwickelte Bohnet gemeinsam mit dem Gartenarchitekten Hans Luz eine Kunst-Garten-Landschaft, deren bildhauerischer Mittelpunkt das Kugelobjekt im Egelsee bildet. Neben diesem Objekt konnte Bohnet auch die Kunststationen Unter den Stangen und Im Keuper verwirklichen.
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Weiter: Zum Ausgang Nordbahnhof/Heilbronner Str. des Wartbergparks (Menzel-Bourguiba-Weg entlang). Dort findet sich ein Schild, auf dem die gesamte Parkanlage abgebildet ist. Die B27 über den "Brünner Steg" überqueren, dann den Samaraweg in Richtung Pragsattel (bergauf), um den Aussichtshügel "Leibfried" herum. Nach ca. 700 m ist das "Sanctuarium" erreicht.
Herman de Vries: Sanctuarium, 1993
Für gewöhnlich hat ein Zaun die Funktion, das menschliche Hab und Gut zu schützen - aber bei de Vries wird diese Funktion auf den Kopf gestellt. In seinem Sanctuarium schützt ein Zaun symbolisch die Natur vor dem Menschen. Das Kunstwerk Sanctuarium steht im Leibfriedschen Garten auf einem begrünten Hügel zwischen zwei mehrspurigen Straßen. Anlass zur Aufstellung von Herman de Vries' Heiligtum war die Internationale Gartenbauausstellung IGA 1993 in Stuttgart. Das Sanctuarium ist eine von zehn Kunststationen, die auch nach der IGA der Stadt erhalten blieb.
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Weiter: über die Fußgängerbrücke ca. 300 Meter zur Pforte des Polizeipräsidiums (Pragstraße überqueren)
Wolfgang Klein: Flügel über Landschaft, 1977
Die Edelstahlskulptur Flügel über Landschaft von Wolfgang Klein steht seit 1977 auf der Terrasse vor dem Gebäude der Landespolizeidirektion II an der Hahnemannstraße oberhalb des Pragsattels. Anders als zu erwarten gewesen wäre, setzt sich der Künstler nicht mit der sozialen und politischen Bedeutung des Standortes auseinander. Stattdessen weckt er durch die offene, ins Weite des Neckartals weisende Gestalt Assoziationen an einen Flügel, und damit an ein Symbol der Freiheit. Der Sockel modelliert die Höhenlinien der Landschaft nach. Nahezu organisch wächst aus ihm der aus mehreren Elementen zusammengesetzte "Flügel" nach oben.
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Weiter: den Weg zurück, Samaraweg hinunter, dann in Richtung Rosensteinpark (ca. 550 Meter)
Dan Graham: Gate of Hope, 1993
Spiegelungen, die Eigen- und Fremdwahrnehmung auf eine besondere Weise ermöglichen, sind das große Thema des US-amerikanischen Künstlers Dan Graham. Die Skulptur Gate of Hope wurde für die Internationale Gartenbauausstellung IGA 1993 in Stuttgart errichtet. Sie bildet das Bindeglied zwischen Leibfriedschem Garten und Rosensteinpark. Das Tor der Hoffnung ist eine Konstruktion aus Edelstahl und Glas auf einem Betonsockel, das den Eingang in den Leibfriedschen Garten markiert.
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Weiter: der Richtung weiter folgen, über den "Lodzer Steg" in den Rosensteinpark, dann zum Museum am Löwentor
Bernhard Luginbühl: Saurier, 1982-84 (aufgestellt 1984)
Der Stuttgarter Saurier ist in einer Werkstatt des Hamburger Frachthafens Wilhelmsburg, also einer Industrieanlage entstanden. Bernhard Luginbühl hat dort vorgefundene Eisenteile für die Plastik verwendet. Erst diese industriellen Fertigungsanlagen machen es technisch überhaupt möglich, Kunstwerke mit solchen Dimensionen zu fertigen. Aufgestellt wurde der Saurier 1984 vor dem Naturkundemuseum.
Ausgewählte Einrichtungen der Bildenden Kunst
Kunstmuseum Stuttgart
Im Jahr 1924 hatte Graf Silvio della Valle di Casanova seine Privatsammlung Schwäbischer Impressionisten der Stadt Stuttgart vermacht und damit den Grundstock geschaffen für die städtische Kunstsammlung. Heute umfasst die Sammlung des Kunstmuseums Stuttgart über 15.000 Werke – eine beeindruckende Zahl.
Noch beeindruckender aber sind die Kunstwerke selbst. Sie stammen von Künstlern wie Adolf Hölzel, Willi Baumeister, Dieter Roth, Fritz Winter und Josephine Meckseper. Auch die weltweit größte Bildersammlung des kritischen Realisten Otto Dix ist im Kunstmuseum zu sehen. Neben der städtischen Kunstsammlung werden jährlich mehrere Sonderausstellungen gezeigt. Ein Highlight für Architekturfans ist der imposante Glaskubus mit Gebäudekern aus Muschelkalk und Ausstellungsflächen, die in ein stillgelegtes Tunnelsystem eingepasst wurden.
Künstlerhaus Stuttgart
Die Ausstellungen und Veranstaltungen im Künstlerhaus Stuttgart widmen sich neuesten Tendenzen im Bereich bildende Kunst, Design und Theorie sowie Architektur. Das Künstlerhaus im Stuttgarter Westen wurde 1978 von Stuttgarter Künstlerinnen und Künstlern gegründet. Den Mitgliedern stehen technische Werkstätten und Ateliers zur Verfügung – für ganz junge Kunstschaffende gibt es die Kinderwerkstatt. Workshops und Seminare ergänzen das Angebot. Im Rahmen von Stipendien wird professionellen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geboten, ihre Werke im Künstlerhaus zu entwickeln, zu gestalten und auszustellen.
Kunstverein Wagenhalle
Mit Kunst experimentieren, mit Kreativität spielen – hierfür bietet der Kunstverein Wagenhalle den idealen (Frei)Raum. Untergebracht in der ehemaligen Wageninstandsetzungshalle am Stuttgarter Nordbahnhof, ist der Kunstverein Wagenhalle nicht nur Produktionsstätte für 80 Künstlerinnen und Künstler, sondern auch Ort des kreativen Austauschs, der Begegnung und der Vernetzung – und in seiner Art einzigartig in der Kulturlandschaft Stuttgarts. Von Malerei über Musik, Fotografie, Architektur, Baubotanik, Figurentheater, Performance, Installation, Grafik- und Webdesign, Kunsthandwerk bis hin zu Film und Medienkunst sind hier viele Sparten vertreten. Durch diese Vielfältigkeit entstehen generationsübergreifende und interdisziplinäre Projekte. Zudem ist der Kunstverein Wagenhalle e.V. mit der Container City, dem Kulturschutzgebiet Wagenhallen und vielen anderen Kunstaktionen ein wichtiger Akteur beim Thema Stadtplanung in Stuttgart.
Offspaces
Offspaces sind temporäre Projekte und selbstorganisierte Projekträume der alternativen Kunstszene. Sie stellen eine spannende Ergänzung zu den international bekannten Aushängeschildern der Kunstmetropole Stuttgart dar und leisten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Stadtentwicklung. Die Landeshauptstadt unterstützt das reichhaltige Potenzial im Bereich der Bildenden Künste unter anderem durch Fördermaßnahmen.
Merkmale der Offspaces-Kunst sind ein hohes Maß an Experimentierfreude, Innovation und Risikobereitschaft. Das Modell geht auf die Pariser Avantgarde im 19. Jahrhundert zurück. Der Ausbruch aus etablierten Strukturen ermöglichte den Künstlern, frei und selbstorganisiert zu arbeiten und auszustellen.
Eine erste Hochphase der Stuttgarter Offspaces-Szene gab es in den 1970er und 1980er Jahren. Bereits damals wurden „Artist Spaces“ vor allem von den Absolventinnen und Absolventen der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste gestaltet, die die alternativen Kunsträume für Initiativen und Projekte nutzten und nach neuen Wegen der Präsentation suchten. Zu den bekanntesten Offspaces in Stuttgart zählen die Kunsträume des Kunstvereins Wagenhalle e.V. (Öffnet in einem neuen Tab) und Oberwelt e.V. (Öffnet in einem neuen Tab).
Staatsgalerie Stuttgart
Mit über 5.500 Gemälden, Skulpturen und weiteren Ausstellungsstücken ist die Staatsgalerie Stuttgart das größte Kunstmuseum Baden-Württembergs. Die Staatsgalerie ist jedoch nicht nur aufgrund ihrer bedeutenden Kunstsammlung international bekannt. Auch der Architekturmix aus Klassizismus und Postmoderne beeindruckt Besucher aus aller Welt – eine interessante Verbindung von Tradition und Moderne, die auch in der Sammlung zum Ausdruck kommt.
Meisterwerke der europäischen Malerei vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart bilden den Kern der Dauerausstellung. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Klassischen Moderne mit Werken aus den Jahren 1900 bis 1980. Auch die Grafische Sammlung lohnt einen Besuch. In jüngerer Zeit lockten spektakuläre Ausstellungen wie die des Venezianischen Meisters Tiepolo sowie die Präsentation des legendären Schredderbilds „Love is in the Bin“ des Street-Art-Künstlers Banksy.
Württembergischer Kunstverein Stuttgart
Das Kunstgebäude am Schlossplatz ist der Ausstellungs- und Veranstaltungsort des 1827 gegründeten Württembergischen Kunstverein. Gezeigt werden zeitgenössische Kunstwerke, mit dem Fokus auf gesellschaftspolitische Relevanz und Debatte. Auch der Austausch zwischen Künstlerinnen, Künstlern, Ausstellern und Öffentlichkeit im Rahmen von Workshops, Vorträgen und Podiumsdiskussionen ist von Bedeutung. Eine feste Sammlung oder Dauerausstellung gibt es nicht, das lässt Raum für einen offenen Dialog mit zeitgenössischer Kunst und ihren Ausdrucksformen sowie außergewöhnliche Wege der Präsentation.
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