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Landeshauptstadt Stuttgart

Historie zu Stuttgart 21

Stresstest

Unter der Regie von Schlichter Dr. Heiner Geißler fand am 29. Juli 2011 die Präsentation des Stresstests zu dem im Rahmen von Stuttgart 21 geplanten Tiefbahnhof statt.

Tiefbahnhof S21

Neben der Deutschen Bahn AG als Bauherr hatten sich dazu auch Vertreter von Landesregierung, Stadt, Region sowie von Seiten der Projektgegner im Rathaus eingefunden. Nach langen Diskussionen dann die unerwartete Wende: Unter dem Titel „Frieden für Stuttgart“ legte Heiner Geißler einen Kompromissvorschlag auf den Tisch, den er zusammen mit der Verkehrsberatungsgesellschaft SMA erarbeitet hat. Danach soll der Tiefbahnhof vor allem dem Durchgangsverkehr vorbehalten bleiben. Ein verkleinerter Kopfbahnhof könnte den Nahverkehr aufnehmen.

Kompromiss-Vorschlag: Frieden in Stuttgart

Kurz vor 18 Uhr, die Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 hatten gerade angekündigt, sich, ob der aus ihrer Sicht nichtweiterführenden Diskussion, in ihr Beratungszimmer zurückziehen zu wollen, da erklärte Heiner Geißler, dass er den Tag im Stuttgarter Rathaus nicht beenden wolle, „ohne einen Vorschlag zu unterbreiten, wie der Konflikt um Stuttgart 21 vielleicht doch noch gelöst werden kann“. Sein Kompromiss, so Geißler, solle zumindest für einen Funken Hoffnung auf eine friedliche Lösung sorgen, deshalb trage das Papier auch den Titel „Frieden in Stuttgart“.

Luftbild des Bahnhofs vor dem Umbau. Markiert ist die freiwerdende Fläche.

Die Kompromisslösung hat Heiner Geißler zusammen mit den Experten von SMA erarbeitet. Dabei bleibt die Grundidee einer durchgehenden Schnellfahrtstrecke Mannheim-Stuttgart-Ulm mit einem tiefliegenden Durchgangsbahnhof in Stuttgart an der heutigen Stelle bestehen.

Neu ist: Ein verkleinerter Kopfbahnhof mit seinen Zufahrten und die Gäubahn auf Stuttgarter Gebiet sollen weiterhin in Betrieb bleiben. Dadurch könnten die geplanten unterirdischen Zufahrten in Richtung Bad Cannstatt und Ober-/Untertürkheim entfallen. Durch diese Änderung wären nur noch vier Bahnsteiggleise im Durchgangsbahnhof nötig. Diese Gleise würden dann unter den heutigen Gleisen des Kopfbahnhofs liegen. Weiteres Plus: Wenn weniger Bahnsteiggleise gebaut werden, können diese breiter als jetzt vorgesehen angelegt werden, zum Beispiel mit 13 Metern statt der bislang projektierten zehn Meter.

Letztlich würde der neue Tiefbahnhof durch den Kompromiss kleiner werden als jetzt geplant: nur noch 51 Meter breit anstatt 81 Meter, nur noch 1000 Meter lang statt 1350 Meter. Durch diese Verkürzung könnte eventuell auch die Bahnsteigneigung reduziert werden.

Die geschätzten Investitionskosten dieses neuen, SK2.2 genannten Projektes, belaufen sich auf 2,5 bis drei Milliarden Euro gegenüber 4,1 Milliarden beim geplanten Projekt Stuttgart 21. Nur ein Streifen der heutigen Gleisanlagen müsste für neue Nutzungen freigegeben werden. Der Südflügel, so heißt es in dem Vorschlag, könnte möglicherweise bestehen bleiben.

Vorteil: Nahverkehr und Fernverkehr getrennt

Heiner Geißler sieht in seinem Kompromissvorschlag den Vorteil, dass der in Stuttgart endende Nahverkehr weitgehend vom durchfahrenden Fernverkehr getrennt würde. Gegenüber heute könnte man den Nahverkehr sogar noch ausweiten. Die Kapazität der Gesamtanlage ist mit den im Stresstest geprüften 49 Zügen noch nicht ausgeschöpft.

Für die Frage der Anbindung an den Flughafen und die Gäubahn liefert der Schlichter vier denkbare Szenarien, für die ein umfassender Vergleich nötig ist. Gegenüber der bisherigen Bauplanung ließen sich dabei erhebliche Einsparungen erzielen. Auch bei der Wendlinger Kurve müsste ein breiter Variantenvergleich die beste Lösung erbringen.

In der Kompromisslösung verliert der geplante Halt „Mittnachtstraße“ an Bedeutung, eventuell könnte er sogar ganz entfallen. Der Abschnitt zwischen Zuffenhausen und Feuerbach (Einmündung der Schnellfahrstrecke aus Mannheim) wäre durch den Wegfall der Zufahrt von Bad Cannstatt zu stark belastet, so dass hier ein drittes Fernbahngleis nötig würde.

Auch hinsichtlich der Notfallkonzepte bei Störungen sieht der Schlichter große Vorteile. Die Kompromisslösung SK2.2 sei, so Geißler „robust bezüglich größeren Störungen, ohne dass dafür Investitionen notwendig wären, die im Regelbetrieb nicht gebraucht werden. Das vorgeschlagene Konzept erfordert unweigerlich eine neue Planungs‐, Diskussions‐ und Bewilligungsphase. Deren Zeitbedarf ist noch nicht abschätzbar. Zahlreiche Bestandteile bestehender Planungen können unverändert, andere mit Modifikationen übernommen werden.“

Reaktionen auf den Schlichtervorschlag

Lesen Sie hier die Resonanzen der einzelnen Gesprächsteilnehmer.

Hintergrund

Befürworter und Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 hatten sich zum Abschluss der Schlichtungsgespräche im vergangenen Herbst auf Vorschlag von Heiner Geißler unter anderem darauf geeinigt, dass die Deutsche Bahn AG anhand einer Simulation einen Stresstest für den geplanten Bahnknoten Stuttgart 21 durchführt. Dabei galt es den Nachweis zu führen, dass ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs in der Spitzenstunde vom projektierten Tiefbahnhof mit guter Betriebsqualität bewältigt werden kann. Außerdem hatte man sich darauf verständigt, den Stresstest vom unabhängigen Schweizer Unternehmen SMA und Partner AG prüfen zu lassen.

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