Außer den Mitgliedern des Interessenverbands nahmen die Deutsche Bahn, das Verkehrsministerium Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart und die Landeshauptstadt Stuttgart sowie der Verkehrsclub Deutschland, der Verband Pro Bahn, der Landesfahrgastbeirat und der Landesnaturschutzverband am Faktencheck teil. Die Öffentlichkeit konnte das Treffen im Livestream verfolgen.
Der Faktencheck Gäubahn diente der transparenten Darstellung des Themas und der Versachlichung der aktuellen Diskussion:
- Deutsche Bahn und Landeshauptstadt Stuttgart stellten dar, welche Auswirkungen der Weiterbetrieb der bisherigen Bahnanlagen bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof hätte.
- Deutsche Bahn und Verkehrsministerium Baden-Württemberg erläuterten das von der Bahn vorgesehene Konzept eines Umstiegs in Vaihingen und einer vom Land geplanten zusätzlichen Weiterführung bis zu einem Nordhalt.
Im Nachgang zum Faktencheck Gäubahn, wurden die dort getroffenen Aussagen nochmals ergänzend durch unabhängige externe Gutachter auf ihre Plausibilität hin geprüft.
Gutachter prüfen städtebauliche und technische Aspekte
Dazu hat der Interessenverband Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn (IV GNBB) Aufträge vergeben, die je zur Hälfte vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und vom Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg gemeinsam mit den Großen Kreisstädten Böblingen, Herrenberg, Horb am Neckar, Rottweil, Singen, Tuttlingen und Villingen-Schwenningen finanziert wurden.
Von den unabhängigen Gutachtern wurden unter anderem folgende Themen untersucht:
- Zum einen ging es bei den externen Gutachten um die städtebaulichen Planungen der Landeshauptstadt Stuttgart und diesbezüglich um eine Einschätzung, inwieweit ein temporäres Belassen von Gleisanlagen der Gäubahn mit der städtebaulichen Konzeption der Landeshauptstadt Stuttgart vereinbar wäre. Der Gutachter kam zu dem Schluss, dass ein temporäres Belassen von oberirischen Gleisen der Gäubahn mit deutlichen Beeinträchtigungen der städtebaulichen Ziele der Landeshauptstadt Stuttgart zur Entwicklung des Stadtteils Rosenstein verbunden wäre. Die Argumentation der Landeshauptstadt Stuttgart hierzu seien grundsätzlich konsistent und plausibel. Ein temporäres Belassen der oberirdischen Gleise sei mit der städtebaulichen Konzeption der Landehauptstadt Stuttgart nicht ohne Einschränkungen vereinbar.
- In einem weiteren Gutachten wurde insbesondere eine technische Bewertung der getroffenen Aussagen der Deutschen Bahn vorgenommen, dass ein Weiterbetrieb der bisherigen Bahnanlagen nicht in Betracht komme. Bei der Einordnung der Präsentationsunterlagen vom Faktencheck Gäubahn wurde zwar einerseits festgestellt, dass die von der Deutschen Bahn beim Faktencheck benannten Argumente nur teilweise relevant seien, die leit- und sicherungstechnische Anbindung der Strecke zum Kopfbahnhof unter Einschränkungen und einem Leistungsverlust denkbar seien und auch der Sanierungsaufwand der Ingenieurbauwerke für den provisorischen Weiterbetrieb von der Deutschen Bahn zu hoch abgeschätzt worden sei. Andererseits scheint jedoch die kurzfristige Umsetzung eines provisorischen Betriebs aufgrund der verfügbaren Ressourcen für Planung und Bau, so das Fazit des Gutachtens, äußerst ambitioniert.
Aus Sicht der Landeshauptstadt Stuttgart hat der Faktencheck gezeigt, dass der Umstieg in Vaihingen eine leistungsfähige Verbindung für die Reisenden auf der Gäubahn bietet. Die Variante der Verlängerung der S-Bahn in Richtung Süden hat sich aus Sicht der Stadt als optimale Ergänzung für den Verkehr erwiesen.
Neuer Regionalbahnhof Vaihingen
Um die Verbindungen der Gäubahn aufrechtzuerhalten, spielt der ausgebaute Regionalbahnhof Stuttgart-Vaihingen eine wichtige Rolle. Der Regionalbahnhof ermöglicht das Umsteigekonzept der Deutschen Bahn während der Bauphase des Pfaffensteigtunnels. Auch nach der Anbindung der Gäubahn über den Flughafen an den Hauptbahnhof erfüllt der Regionalbahnhof eine eigenständige Funktion im Stuttgarter Netz.
Seit dem Umbau verfügt der Bahnhof Vaihingen über einen 210 Meter langen Mittelbahnsteig. Damit wurde die S-Bahnstation zu einem wichtigen Regionalbahnhof und bedeutenden Verkehrsknotenpunkt im Süden Stuttgarts ausgebaut. Die Inbetriebnahme erfolgte im Dezember 2021.
Planungen zum Erhalt der Panoramabahn in Stuttgart
Der Abschnitt zwischen Stuttgart‐Vaihingen und der Stuttgarter Innenstadt, die so genannte Panoramabahn, steht vor einer Transformation. Das Land Baden-Württemberg, der Verband Region Stuttgart, die Deutsche Bahn und die Landeshauptstadt Stuttgart haben deshalb in einer gemeinsamen Absichtserklärung das Ziel formuliert, die Panoramabahn zwischen Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Nord zu erhalten.
Die Partner schlossen im Jahr 2023 hierzu einen Kooperationsvertrag, der die Erteilung von Aufträgen, die Zusammenarbeit und die Finanzierung der anstehenden Planungen und Arbeiten durch das Land, in Abstimmung und mit finanzieller Beteiligung regelt. Der Kooperationsvertrag gilt zunächst bis zu einer Anschlussregelung für die Übernahme der Strecke durch ein nicht bundeseigenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen. Die SWEG Schienenwege GmbH (SWEG) kann diese Aufgabe übernehmen und steht im Auftrag des Landes und in Abstimmung mit den Partnern für die Projektsteuerung der anstehenden Planungen und Arbeiten bereit.
Bei den aufgenommenen Projektplanungen wurde festgestellt, dass die Realisierung des Nordhalts zunächst zurückzustellen ist. Der zeitliche Nutzen des Nordhalts als Interimslösung steht in keinem tragbaren Verhältnis zu seinen Kosten. Die Kooperationspartner haben weiterhin das Ziel, die Panoramabahn zu erhalten. Die Sanierung und Weiterführung der Strecke wird unvermindert vorangetrieben. Mit dem Erhalt der Panoramabahn könnte zusätzliche Leistungsfähigkeit im Verkehrsknoten Stuttgart geschaffen werden.