Ausschreibung des 70. Kompositionspreises für das Jahr 2025
Komponist*innen mit Wohnsitz in Deutschland können sich ab dem 15. September 2024 bis zum 31. Dezember 2024 mit maximal zwei kompositorischen Arbeiten für den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2025 bewerben. Der Preis wird offen ausgeschrieben, Vorgaben für Genres oder Besetzungen bestehen nicht.
Mit insgesamt 20.000 Euro dotiert, kann der Kompositionspreis in bis zu drei Teilen vergeben werden. Verbunden mit dem Preisgeld ist außerdem eine Aufführung der ausgezeichneten Werke im Rahmen der Preisverleihung, die bei ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart 2026 stattfindet.
69. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart
Der 69. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2024 geht an Sara Glojnarić, Anda Kryeziu und Thomas Stiegler. Die Jury sprach sich dafür aus, drei gleichwertige Preise zu vergeben. Sie sind mit jeweils 7.000 Euro dotiert.
Ausgezeichnet werden Sara Glojnarić für „EVERYTHING, ALWAYS“ für Streichorchester und Tonband von 2022, Anda Kryeziu für „Infuse: Playtime“ für Ensemble von 2021 sowie Thomas Stiegler für „ich leihe mir bei Jürg Frey einen Kugelschreiber“ für Streichquartett aus den Jahren 2021 bis 2023.
Für den 69. Kompositionspreis 2024 hatten 139 Teilnehmende insgesamt 257 Werke eingereicht. Die Zahlen setzen damit den Trend fort, der sich im letzten Jahr abzeichnete. 2023 gingen nahezu doppelt so viele Bewerbungen wie in den Vorjahren ein, da die Kulturverwaltung die Ausschreibung inhaltlich geöffnet und breiter gestreut hat.
Die ausgezeichneten Kompositionen werden im Rahmen der Preisverleihung beim ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart im Februar 2025 aufgeführt.
Begründungen der Jury
In ihrem Werk „EVERYTHING, ALWAYS“für Streichorchester und Tonband stellt Sara Glojnarić ihren Prozess des Komponierens dar. Humorvoll, manchmal auch selbstironisch geht sie mit ihrem künstlerischen Schaffen um und erzeugt eine hybride (Werk)form, die zukunftsweisend ist. Sie nimmt das Publikum bewusst auf eine Reise mit, in der es Teil der Entstehung des Stückes wird.
Anda Kryeziu überzeugt mit ihrer Komposition „Infuse: Playtime“ für Ensemble durch Verspieltheit, bei der die Identitäten der Instrumente aus ihrem Idiom herausgelöst werden, indem sie präpariert und durch spezielle Spieltechniken und Verstärkung erweitert werden. Intimität und Zerbrechlichkeit der Klänge, die immer wieder versuchen auszubrechen, hinterlassen eine enorme Intensität, der man sich nicht leicht entziehen kann.
Mit einer guten Portion ironischen Humors ist Thomas Stieglers 6. Streichquartett „ich leihe mir bei Jürg Frey einen Kugelschreiber“ und der begleitende Comic eine Reise von philosophischen Beobachtungen über den Prozess des Komponierens, des Zeichnens und der Praxis der Medizin (Stiegler ist Arzt für Innere Medizin) bis hin zu surrealen Landschaften, in denen Shuntzeichnungen mit Baumwurzeln verschmelzen. Diese Musik klingt bescheiden, intelligent, phantasievoll, verträumt, verspielt, kontemplativ und weckt Hoffnung auf die poetischen Potentiale der kompositorischen Praxis.
Die Preisträger*innen 2024
Sara Glojnarić (Öffnet in einem neuen Tab), geboren 1991 in Zagreb, ist eine Komponistin, die sich in ihrer künstlerischen Praxis mit Popkultur beschäftigt, ihrer Ästhetik und ihren soziopolitischen Folgen, Nostalgie und kollektiver Erinnerung sowie dem riesigen Netzwerk von popkulturellen Daten und deren Nebenprodukten, die durch deren Gegenüberstellung entstehen. Ihre Arbeiten, zu denen Opern-, Orchester- und Kammermusikstücke, aber auch Videoarbeiten und multimediale Installationen gehören, wurden von international renommierten Ensembles uraufgeführt.
Sie ist Preisträgerin des Ernst von Siemens Förderpreises 2023, Erste Bank Kompositionspreises 2022 und Kranichsteiner Musikpreises bei den Darmstädter Ferienkursen 2018. Ihr Debütalbum „Pure Bliss“ wurde im November 2023 vom Label KAIROS veröffentlicht. Ihre Werke erscheinen im Berliner Verlag Edition Juliane Klein.
Anda Kryeziu (Öffnet in einem neuen Tab), geboren 1993, ist eine Komponistin, Performerin und Multimedia-Künstlerin. Ihre Musik wurde auf verschiedenen Festivals aufgeführt, darunter die Münchener Biennale, Neue Musik Rümlingen, die Darmstädter Ferienkurse, Monstra Sonora Valencia, November Music, usw. Im Jahr 2023 wurde ihre Oper "PERSONA" nach dem Film von Ingmar Bergman uraufgeführt, in Zusammenarbeit zwischen dem Theater Basel und Gare du Nord.
Sie hat mehrere Stipendien und Preise erhalten, darunter von der Contemporary Arts Alliance Berlin und der Akademie Musik Theater Heute der Deutsche Bank Stiftung. Ihre Musik wird derzeit als CD-Porträt von der Edition Zeitgenössische Musik Katalog veröffentlicht. Derzeit ist sie als künstlerische Mitarbeiterin an der Hanns Eisler Hochschule für Musik tätig. Ihre Werke konzentrieren sich auf verschiedene Genres wie instrumentale Musik, Multimedia und Musiktheater.
Thomas Stiegler (Öffnet in einem neuen Tab), geboren 1966 in Meschede (Sauerland/NRW), studierte Medizin in Köln, Freiburg und Frankfurt a.M. sowie Komposition in Freiburg bei Emmanuel Nunes und Mathias Spahlinger. 1997 gewann er den ersten Preis beim Internationalen Kompositionswettbewerb Boswil für „quasi una fantasia“, 2007 den ersten Preis beim Ensemblia-Wettbewerb der Stadt Mönchengladbach für „Und.Ging.Außen.Vorüber.IV“. Im gleichen Jahr erschien eine Portrait-CD in der Auswahlreihe des Deutschen Musikrats. 2016 erhielt er das Paul-Hindemith-Stipendium des Landesmusikrats Hessen.
Seit 1994 ist Thomas Stiegler als Assistenzarzt, seit 2001 als Oberarzt im Sana Klinikum Offenbach (Innere Medizin/Nephrologie) tätig. Er lebt in Frankfurt a. M., ist verheiratet und hat 5 Kinder. Bis heute hat er ca. 50 Kompositionen geschrieben und ein Comic gezeichnet.
Der Kompositionspreis im Überblick
Der älteste Förderpreis der Landeshauptstadt Stuttgart genießt national ein hervorragendes Renommee – spiegeln doch die prämierten Werke die stilistische Entwicklung der Neuen Musik in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wider. Die Idee der Ausschreibung stammt vom ehemaligen Kulturamtsleiter Prof. Dr. Hans Schumann. Der erste Kompositionspreis wurde 1955 an Thomas Christian David verliehen, weitere Preisträger aus Stuttgart folgten.
Der Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart ist mit insgesamt 12.000 Euro dotiert. Der Preis kann in bis zu zwei Teilen vergeben werden. Eine vom Gemeinderat berufene Jury wählt die Preisträger*innen aus. Die ausgezeichneten Werke werden im darauffolgenden Jahr beim Preisträgerkonzert im Rahmen von ECLAT - Festival Neue Musik Stuttgart aufgeführt – für die Preisträger*innen eine Chance, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit einem professionellen Ensemble zusammenzuarbeiten.
Mit dem Schweizer Rudolf Kelterborn 1961 erhielt zum ersten Mal ein Komponist außerhalb der Region den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Die erste Preisträgerin war 1980 die koreanische, in Deutschland lebende Komponistin Younghi Pagh-Paan.
Die Broschüre "60 Jahre Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart" aus dem Jubiläumsjahr 2015 bietet interessante Einblicke.
Jury 2020-2024
Den Vorsitz der Jury hat Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer und in Vertretung der Leiter des Kulturamts, Marc Gegenfurtner. Die Jury wird in Anlehnung an die Legislaturperiode des Gemeinderats für jeweils fünf Jahre gewählt.
Gesetzte Vertreter: Martina Seeber (Vertreterin des Südwestrundfunks) und Prof. Martin Schüttler (Vertreter der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart).
Gewählte Vertreterinnen und Vertreter (auf Vorschlag der gesetzten Vertreter): Prof. Annesley Black (Komponistin), Prof. Markus Hechtle (Komponist), Samir Odeh-Tamimi (Komponist), Dr. Monika Pasiecznik (Musikwissenschaftlerin), Boglárka Pecze (Klarinettistin).
Alle Preisträger*innen
Eine Übersicht aller Preisträger*innen gibt es hier zusammengefasst.