Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt
Die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP) besteht seit 2001 und wird von der Stadt Stuttgart koordiniert. Institutionen und Beratungsstellen aus dem polizeilich-juristischen und psychosozialen Bereich arbeiten gemeinsam an einer wirkungsvollen Gewaltprävention und Gewaltintervention.
Seit über 20 Jahren koordiniert die Abteilung für Chancengleichheit die Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP). In diesem Netzwerk aus Polizei, Verwaltung und Beratungsstellen werden die verschiedenen Expertisen und Perspektiven der Kooperationspartner*innen gebündelt. So konnte ein verlässliches Verfahren für den Schutz von Betroffenen, für die Täter*innenarbeit sowie Prävention und Weiterbildung aufgebaut werden. Das STOP-Verfahren genießt national und international Anerkennung.
Zum Jubiläum des Verfahrens veranstaltete die Abteilung für Chancengleichheit einen Festakt im Theater tri-bühne Stuttgart. Neben Grußworten, Inputs und Interviews bilden das speziell für diesen Anlass geschriebene Theaterstück „My Home is my Castle“ von Irfan Kars und ein Interviewfilm mit zahlreichen Stimmen von Kooperationspartner*innen und Politiker*innen über die Entstehung und die Arbeit des Netzwerkes die Höhepunkte der live gestreamten Veranstaltung.
Unter dem Dach der Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP (Öffnet in einem neuen Tab)) entwickelt die Abteilung für Chancengleichheit in den Bereichen Intervention, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich neue Projekte, Maßnahmen und Angebote und passt die Arbeitsstruktur und Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren an die aktuellen Bedarfe an.
Die Module von STOP
Platzverweis für Täterinnen und Täter
konsequente Strafverfolgung
zivilrechtliche Schutzmaßnahmen
zeitnahe Beratung
Hilfen für Opfer und Täterinnen und Täter
Hilfen und Beratungsangebote für Kinder
Fair-Streit-Training für Paare, die gewaltfreie Konfliktlösungen
lernen wollen
Paarberatung
Die Ziele von STOP
Häusliche Gewalt im Rahmen einer koordinierten Interventionsstruktur öffentlich machen und langfristig abbauen, gegebenenfalls unter Einbindung neuer Interventionsbereiche
Opferschutz weiterentwickeln
Anzahl der Wiederholungstäter minimieren
Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit
Sensibilisierung des sozialen Nahraums der Opfer, insbesondere der betroffenen Kinder
Entwicklung von Präventionsmaßnahmen
Organisation von Fachtagungen zu unterschiedlichen Schwerpunkten.
Kooperationspartner in STOP
Die Kooperationspartner in der Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt sind:
Im Rahmen von STOP finden zahlreiche Aktionen, Projekte und Kooperationen in der Landeshauptstadt statt. Eine Auswahl wird hier vorgestellt.
Fachtagung STOP im Stuttgarter Rathaus
Im Rahmen von STOP veranstaltet die Stadt Stuttgart seit 2004 Fachtagungen zu unterschiedlichen Themen in Verbindung mit häuslicher Gewalt. Bisherige Themen waren unter anderem "Kinder", "Täter", "Migration", "Geflüchtete" und "Prävention". Die letzte Fachtagung fand am 26. März 2019 statt zum Thema „Häusliche Gewalt und Sucht“.
Häusliche Gewalt darf keine Privatsache sein. In den eigenen vier Wände erleben insbesondere Frauen Gewalt durch den Partner, aber auch Männer sind betroffen. Aus diesem Grund informiert die Abteilung für Chancengleichheit und Diversity durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit über Hilfsangebote in Stuttgart.
Das Präventionsprojekt für Kinder und Jugendliche „Hinschauen – Erkennen – Handeln“ wurde 2013 bis 2018 von der Abteilung für Chancengleichheit und Diversity konzipiert, zentral gesteuert und umgesetzt. Finanziert wurde es von der Robert-Bosch-Stiftung (Öffnet in einem neuen Tab). Seit 2018 werden die entwickelten Module und Schulungsangebote im Bereich Prävention im geringeren Maße von der Abteilung weiter angeboten.
In diesem Projekt geht es vor allem darum, durch eine systematische und institutionell abgestimmte Sensibilisierung und Vernetzung des sozialen Umfelds von Kindern und Jugendlichen in einem Stadtbezirk den jeweiligen Akteuren Möglichkeiten des Erkennens und Handelns aufzuzeigen. Die Kinder und Jugendlichen sollen entsprechend gestärkt werden, sich entweder als Betroffene selbst Hilfe zu holen oder Betroffene in ihrem Umfeld zu unterstützen.
Nicht wegsehen - Verantwortung übernehmen
Allgemein soll eine Kultur und Haltung des Hinschauens und Verantwortungsübernahme geschaffen werden. Dazu wurden vielschichtige und sensible Methoden entwickelt, die im Rahmen des Projekts, zum Teil in Kooperation mit Expertinnen und Experten sowie Fachstellen zum Thema häusliche Gewalt, umgesetzt wurden mit Instrumenten wie Sensibilisierungstraining, Schulungen, Veranstaltungen, Theaterpädagogik und Workshops.
Neben der direkten Arbeit mit Jugendlichen ab Klassenstufe 8 mit den von der Abteilung entwickelten Workshop-Inhalten „Wenn Liebe wehtut – Gewaltprävention in Teenager-Liebesbeziehungen“ liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Sensibilisierung und Schulung von Multiplikatoren aus dem sozialen Umfeld (unter anderem Schule, Kita sowie offene und mobile Jugendarbeit). Die Schulungen zeigen, wie man häusliche Gewalt erkennt und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt. Maßnahmen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, wie Informationsveranstaltungen und Flyer in verschiedenen Sprachen runden das Angebot ab.
Die Ziele des Projekts sind:
Kinder und Jugendliche altersgerecht über häusliche Gewalt aufklären und informieren, wo und wie sie für sich oder andere Hilfe holen können.
Mädchen und Jungen befähigen, Konflikte gewaltfrei zu lösen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, in ihren eigenen, späteren Partnerbeziehungen keine Gewalt auszuüben oder zu erdulden.
Sensibilisierung des sozialen Umfeldes von Kindern und Jugendlichen zum Thema Häusliche Gewalt, so zum Beispiel Schulen, Kitas, offene und mobile Jugendarbeit, religiöse und kulturelle Zentren, Vereine und die Öffentlichkeit im Allgemeinen.
Vermittlung von Handlungsmöglichkeiten und -strategien zur Präventionsarbeit für Multiplikatoren.
Enttabuisierung und „Entprivatisierung“ von häuslicher Gewalt beziehungsweise Partnergewalt.
Vernetzung aller relevanten Träger, Einrichtungen und Organisationen im Stadtteil.
Nachhaltigkeit durch Implementierung der laufenden Ergebnisse bei den zuständigen Institutionen und politischen Gremien.
Handlungsfelder und Angebote
Zu den Handlungsfeldern und Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie Fachkräfte zählen Workshops, Schulungen und Fachtage. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit finden unter anderem Informationsveranstaltungen, Aktionen und Vorträge statt, und es wird Informationsmaterial erstellt sowie allgemeine Pressearbeit geleistet.
Häusliche Gewalt im Fluchtkontext gehört zu den Schwerpunktthemen der „Stuttgarter Ordnungspartnerschaft gegen häusliche Gewalt (STOP)“. Um zielgruppenspezifische Lösungsvorschläge möglichst institutions- und referatsübergreifend zu erarbeiten, wurde Ende 2016 der Arbeitskreis „Häusliche Gewalt und Geflüchtete“ gegründet.
Teilnehmende des Arbeitskreises sind Beratungsstellen, die im Bereich häusliche und sexualisierter Gewalt tätig sind, hauptamtlich Mitarbeitende der Träger von Flüchtlingsunterkünften und Fachabteilungen des Sozialamts, des Jugendamtes und der Abteilung Integrationspolitik der Landeshauptstadt Stuttgart.
Zu den Ergebnissen des Arbeitskreises zählen unter anderem ein trägerübergreifendes Handlungsschema bei häuslicher Gewalt in Gemeinschaftsunterkünften sowie die Erstellung einer Übersicht über Beratungsangebote für besonders schutzbedürftige geflüchtete Menschen in Stuttgart. Ebenfalls relevant in diesem Zusammenhang ist die Dokumentation der STOP-Fachtagung 2017 mit dem Themenschwerpunkt „Häuslicher Gewalt im Geflüchtetenkontext begegnen“.
Das Ethnomedizinisches Zentrum e.V. (EMZ (Öffnet in einem neuen Tab)) hat im Auftrag des Bundesamts für Migration, Flüchtlinge und Integration (Öffnet in einem neuen Tab) 2016 das Projekt „Gewaltprävention von Migrant*innen (MiMi)“ an sieben Standorten in Deutschland begonnen. Als Kooperationspartner hat die Abteilung für Chancengleichheit das Projekt federführend in Stuttgart umgesetzt und weiterentwickelt. 2020 wurde das Projekt in den Regelbetrieb der Landeshauptstadt übernommen.
Die Mentor*innen
Die Gewaltschutz-Mentor*innen sind eine Gruppe von Frauen und Männern aus Ländern wie Afghanistan, Algerien, Irak, Marokko, Palästina, Syrien und auch Deutschland, die im Rahmen des Gewaltschutzangebots geschult wurden, um geflüchtete Menschen sprach- und geschlechtssensibel in ihrer Fähigkeit zum Selbstschutz vor Gewalt zu stärken. Sie informieren über wichtige Aspekte häuslicher Gewalt, wie zum Beispiel Risikofaktoren, Schutzmöglichkeiten und rechtliche Grundlagen. Gleichzeitig sind sie eine erste kultursensible Anlaufstelle und können Kontakt zu den Fachberatungsstellen aufbauen.
Angebote für mehr Schutz
Mit vielfältigen Angeboten in den Bereichen Prävention und Intervention soll ein gewaltfreies Miteinander in der Partnerschaft und Familie von geflüchteten Menschen gefördert werden. Frauen und Männer, Mütter und Väter sollen in ihren Rollen und in der Beziehung gestärkt werden. In allen Formaten geht es darum, zu informieren und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Die Angebote sind:
Informationsveranstaltung: Die Teilnehmenden werden in ihrer Muttersprache für das Thema „Häusliche Gewalt / Beziehungsgewalt“ sensibilisiert. Die Veranstaltungen finden vorrangig in Gemeinschaftsunterkünften statt.
Café Blabla: Im Mehrgenerationenhaus Heslach (Öffnet in einem neuen Tab) wird jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr ein Ort zum informellen Austausch für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung angeboten und fungiert auch als niedrigschwelliges Präventionsangebot gegen häusliche Gewalt.
Unterstützung im Einzelfall: Die Gewaltschutz-Mentor*innen unterstützen Mitarbeitende bei Einzelgesprächen mit Personen, die vermutlich oder bekanntlich Opfer beziehungsweise Täter/in häuslicher Gewalt geworden sind. Außerdem begleiten sie Ratsuchende zu den Fachberatungsstellen oder Gerichtsterminen.
Unterstützung bei Vorfällen von häuslicher Gewalt: Gewaltschutz-Mentor*innen unterstützen Mitarbeitende in den ersten Gesprächen mit Opfer und/oder Täter*innen nach Gewaltvorfällen.
Sprechstunde: In einigen Einrichtungen sind die Gewaltschutz-Mentor*innen zu festen Terminen regelmäßig vor Ort. So können sie bei Gesprächen unterstützen.
Gender-Team: Alle Formate können auch mit einem Team aus Gewaltschutz-Mentor*innen durchgeführt werden. So ist es möglich, geschlechtsspezifische Unterschiede entsprechend zu berücksichtigen.
Anfrage und Kontakt
Diese Informations- und Betreuungsangebote können von öffentlichen Einrichtungen, Ämtern, Begegnungsstätten, Gemeinschaftsunterkünften, Fachberatungsstellen aber auch Unternehmen und Krankenhäusern in Stuttgart zur Unterstützung angefordert werden. Ansprechpartner ist die Abteilung für Chancengleichheit.
Die Schritte sind wie folgt:
1. Sie erheben Ihren Bedarf vor Ort: Was ist Ihre primäre Zielgruppe? Wen möchten Sie erreichen? Welche Sprachen werden gesprochen? Benötigen Sie weibliche bzw. männliche Gewaltschutz-Mentor*innen oder ein Gender-Team? Welches Format möchten Sie in Ihrer Einrichtung anbieten?
2. Sie teilen uns telefonisch oder per E-Mail Ihren Bedarf mit.
3. Wir suchen in unserer Datenbank die jeweiligen Gewaltschutz-Mentor*innen für Sie aus.
4. Diese kontaktieren Sie, um die konkrete Umsetzung in Ihrer Einrichtung zu besprechen.
5. Die Abteilung für Chancengleichheit ist Ihre zuständige Ansprechstelle. Wir begleiten Sie und evaluieren im Anschluss mit Ihnen die Umsetzung der Maßnahmen.
Die Behördennummer 115 ist in der Regel zum Festnetztarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Viele Mobilfunkanbieter haben ihre Preise den Festnetztarifen angepasst.