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Landeshauptstadt Stuttgart

Flüchtlinge in Stuttgart

Flexibel und langlebig: die neuen Modulbauten der Stadt

Im Auftrag der Landeshauptstadt Stuttgart werden im Werk eines Unternehmens aus der Region derzeit dutzende Wohnmodule gefertigt. Daraus entstehen in 2024 Unterkünfte für Geflüchtete. Perspektivisch lassen sich die Module mit ihrem kompakten Grundriss flexibel auch für andere Zwecke einsetzen.

Aufgrund ihrer kompakten Größe können die Module auf den Grundstücken flexibel platziert werden. Somit können Frischluftschneisen freigehalten und terrassiertes Gelände – in Stuttgart alles andere als eine Seltenheit – gut genutzt werden.

Viele der Unterkünfte für Geflüchtete, die in Stuttgart bereits gebaut wurden oder in den kommenden Monaten entstehen werden, sind erst einmal für die Dauer von drei Jahren genehmigt. So sieht es das Baurecht vor.

Deshalb kommt die Frage auf, wie sich die für das Gebäude eingesetzten Ressourcen – die sogenannte Graue Energie – sinnvoll und nachhaltig weiternutzen lässt. Ein Weg sind Modulbauten, die sich mit relativ wenig Aufwand an der einen Stelle abbauen, zu einem anderen Ort transportieren und dort wieder aufbauen lassen. Genau für diese Möglichkeit hat sich die Stadtverwaltung entschieden. Deshalb war in den Bekanntmachungen zu neuen Standorten für Flüchtlingsunterkünfte häufig der Begriff „Modulbauten“ zu lesen, wie in der  aktuellen Meldung zur Schaffung von 876 Plätzen vom 26. Juli 2023 oder jener zur  Unterkunft auf dem Tennenplatz vom 1. Dezember des Jahres.

Rollläden, Bodenbelag, Steckdosen und Badezimmer: Wenn die Module das Werk verlassen, sind sie im Inneren fast fertig. Nach wenigen Handgriffen vor Ort können sie bezogen werden.

Die Stuttgarter Wohnungs‐ und Städtebaugesellschaft (SWSG) hat die Module im Auftrag der Landeshauptstadt konzipiert. Im Detail geplant wurden sie von der S&P Gruppe. Sie sind darauf ausgelegt, 30 Jahre genutzt zu werden. Das macht sie aus ökologischer und ökonomischer Sicht nachhaltig, denn auch alle Kosten für die Produktion der Module, die Außentreppen und weiteres mehr sind langfristige Investitionen. Sozial nachhaltig werden sie dadurch, dass sie mit einer Wohnfläche von rund 40 Quadratmetern und zwei Schlafzimmern für jeweils maximal zwei Personen für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können: für Geflüchtete ebenso wie beispielsweise für Studentinnen und Studenten oder als Personalwohnungen. Somit sind alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigt.

Auch die Fassade aus Nadelholzbrettern wird bereits im Werk montiert. Dafür werden die Module so zusammengesetzt, wie später auch vor Ort: zwei nebeneinander und zwei obendrauf.

Die einzelnen Module werden im Werk bis zu einem hohen Maß vorgefertigt und dann auf die Baustelle geliefert. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits alle Zu- und Abwasserrohre und Elektroleitungen eingebaut, ebenso Fenster, Türen und Rollläden, die Heizgeräte, die dann mit einer Wärmepumpe betrieben werden, und das Badezimmer. Auch die Dämmung, die aus nachhaltiger Holzfaser besteht, und die Verkleidung aus vorvergrautem zertifiziertem Lärchenholz aus Süddeutschland sind bereits angebracht, das Dach ist abgedichtet. Vor Ort werden die Dächer dann extensiv begrünt. Das bedeutet, dass Substrat mit Kies und den Samen verschiedener Gräser aufgebracht wird. Das hat drei positive Effekte: Zum einen kühlen begrünte Dächer ihre Umgebung ab, was in Stuttgart mit seiner Kessellage äußerst positiv ist. Zum anderen speichern extensiv begrünte Dächer im Jahresdurschnitt rund 50 Prozent des anfallenden Regenwassers, entlasten damit die Kanalisation und beugen Überschwemmungen vor. Zu guter Letzt sind sie auch für die Nachbarinnen und Nachbarn, die in möglicherweise höheren Häusern wohnen, schön anzusehen. Denn die fertigen Modulbauten sind für zwei Etagen, also Erd- und ein Obergeschoss, ausgelegt. Da die obere Einheit über eine Außentreppe zugänglich gemacht wird, ist ein zweites Obergeschoss  ausgeschlossen.

Vor der Anlieferung der Module werden auf dem jeweiligen Grundstück die Fundamente vorbereitet sowie die Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt. Danach geht es dann zügig voran, wodurch sich auch die Auswirkungen der Baustelle auf die Nachbarschaft deutlich reduzieren. Von den 16 Meter langen und 3,5 Meter breiten Module werden jeweils zwei nebeneinander gestellt und noch einmal zwei obendrauf. Für gehbehinderte oder geheingeschränkte Menschen gibt es im Erdgeschoss einzelner Bauten ein barrierefreies Modul. Es hat ein größeres Badezimmer, damit man sich auch im Rollstuhl überall selbstständig bewegen und alles erreichen kann. Ins Innere gelangt man über eine Rampe, die die 30 Zentimeter zwischen der Oberkante des Geländes und der Eingangstür überbrücken. Dieser Abstand ist wie bei allen Holzbauten auch hier notwendig, um das Material vor der Witterung zu schützen und seine Langlebigkeit zu gewährleisten. Die Bereiche zwischen den einzelnen Gebäuden werden begrünt und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet, sodass alles am Ende wirkt wie in einer kleinen Neubausiedlung.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • KLEUSBERG Modulares Bauen, Foto: Rüdiger Mosler
  • KLEUSBERG Modulares Bauen, Foto: Rüdiger Mosler
  • KLEUSBERG Modulares Bauen, Foto: Rüdiger Mosler