Dafür werden 47 Millionen Euro aufgewendet. Den Plänen der Verwaltung stimmte der Rat am Mittwoch, 26. Juli mehrheitlich zu.
Konkret geht es um zwei Vergrößerungen von geplanten Standorten und vier neue Standorte. So sollen die Standorte in Modulbauweise in der Amstetter Straße (Hedelfingen) auf insgesamt 124 und „In den Entenäckern“ (Plieningen) auf insgesamt 156 Plätze erweitert werden.
Modulbauten sollen auf einer Brachfläche am Schwanenplatz (Stuttgart‐Ost) 108 und auf einem Parkplatz in der Parlerstraße (Stuttgart‐Nord) 184 Plätze schaffen. Hier wurde nach Diskussion im Bezirk das Grundstück getauscht. Der genaue Standort befindet sich auf dem sogenannte P10-Gelände. In Containerbauweise sollen in der Wolframstraße (Stuttgart‐Nord) bis zu 162 Plätze und in der Leobener Straße (Feuerbach) bis zu 142 Plätze entstehen.
Bauanträge sollen im Herbst eingereicht werden
Nach einem negativen Votum des Bezirksbeirats Zuffenhausen hat die Verwaltung die geplante Unterkunft in Neuwirtshaus aus der Beschlussvorlage genommen. Sie hält dennoch an ihren Planungen fest, will über die Sommerpause konkrete Fragen und Kritikpunkte aus der Bürgerschaft klären und den Standort im September erneut zur Beschlussfassung vorlegen.
Die Realisierung und Inbetriebnahme braucht Vorlauf. So starten die Vergabeverfahren: Im Herbst sollen die Bauanträge eingereicht werden. Wenn die Genehmigung Ende des Jahres vorliegt, könnte ein Bezug Mitte 2024 erfolgen.
Herausforderung: Hallenbelegungen vermeiden
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper bekräftigte: „Wir sehen keine rechtliche Möglichkeit, dass die Landeshauptstadt die Aufnahme von Flüchtlingen verweigert. Deswegen wäre die Alternative zur Ausweisung weiterer Standorte für die Aufstellung von Containern oder Modulbauten die Belegung von Turn- und Versammlungshallen oder von anderen öffentlichen Einrichtungen – was wir Ihnen nicht empfehlen können.“ Nopper plädierte für eine realitätsbezogene Flüchtlingspolitik und „eine gezielte Investitionsoffensive für mehr Wohnraum und mehr Kindertagesstätten, um eine sich weiter zuspitzende Konkurrenzsituation zwischen einheimischer Bevölkerung und Geflüchteten zu vermeiden.“
Die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Dr. Alexandra Sußmann, sagte: „Wir sind uns bewusst, dass es aufgrund der weiterhin steigenden Flüchtlingszahlen eine große Herausforderung ist, weitere Kapazitäten aufzubauen um Hallenbelegungen zu vermeiden. Wir wollen diese schwierige Aufgabe mit den Bezirken und Menschen vor Ort umsetzen, um gemeinsam möglichst sozialverträgliche Lösungen zu realisieren.“
Der Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, Thomas Fuhrmann, betonte: „Die Landeshauptstadt versucht alles möglich zu machen, um ausreichend Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig stoßen auch wir immer mehr an unsere Grenzen, es muss auf jeden Standort zugegriffen werden, der die Kriterien Eignung, zeitliche Verfügbarkeit und grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit erfüllt. Die Kritik der besseren Kommunikation nehmen wir gerne auf und wollen deshalb in Zukunft frühzeitig die Bezirke einbinden und informieren. Für den Früherbst ist geplant, alle Bezirksbeiräte zu einem gemeinsamen Diskurs einzuladen.“
Hintergrundinfos zu Geflüchteten
Die Zahl der in Stuttgart lebenden Geflüchteten hat sich in den vergangenen anderthalb Jahren mehr als verdoppelt. Aktuell wohnen rund 8.800 Menschen in städtischen Unterkünften, Ende Januar 2022 waren noch 4.277. Durch den russischen Überfall kamen tausende Menschen aus der Ukraine. Sie machen aktuell 40 Prozent aus, aus Syrien stammen 13 Prozent, aus Afghanistan 9 Prozent und dem Irak 7 Prozent. Insgesamt sind in Unterkünften für Geflüchtete 60 Nationalitäten vertreten.
In Regelunterkünften leben rund 7000 Menschen, in Notunterkünften fast 2000. Es gibt in Stuttgart verteilt über alle Bezirke 188 Unterkünfte. An 24 Standorten finden sich Systembauten, an 14 Standorten Wohnheime und an 149 Standorte wohnungsähnliche Unterkünfte. Auf der Waldau ist ein Standort mit Containern.
Modulbauten als flexible und nachhaltige Lösung
Modulbauten bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber konventionellen Bauweisen oder auch Container: Sie sind schnell und flexibel erstellbar, können an verschiedenen Standorten verwendet werden und sind auf Nachhaltigkeit angelegt.
Modulbauten sind vorgefertigt und können so einfach montiert werden. Dies verkürzt die Bauzeit und senkt die Kosten. Sie werden aus nachwachsenden Materialien wie Holz gebaut. Holz bindet CO2 und verbessert das Raumklima. Ein Betrieb mit Luftwärmepumpe auf dem Dach, einer Raumluftheizung und Warmwasser über Pufferspeicher ist vorgesehen, eine Photovoltaik-Anlage wäre machbar. Eine Nachnutzung – etwa auch der Treppen – ist möglich.