Das geht aus dem Energie- und Klimaschutzbericht 2022/23 hervor, der heute, Freitag, 12. Juli, im Ausschuss für Klima und Umwelt vorgestellt worden ist. Der aktuelle Bericht informiert über die Energie- und Treibhausgasbilanz im Jahr 2022 und enthält erstmals eine Prognose für 2023.
Um das erklärte Ziel der Klimaneutralität 2035 zu erreichen, hatte die Stadt 2022 einen sogenannten CO2-Reduktionspfad entwickelt. Er zeigt auf, wie viele CO2-Emissionen bis dahin in dem jeweiligen Jahr in Stuttgart nur noch ausgestoßen werden dürfen. Die Energieabteilung des Amts für Umweltschutz überwacht die Einhaltung anhand der Energie- und Treibhausgasbilanzen.
Im Jahr 2022 betrugen die Treibhausgas-Emissionen im gesamten Stadtgebiet 3,26 Millionen Tonnen. Das Einsparen von Energie und stärkere Nutzen erneuerbarer Energien führten zu einer Abnahme der Emissionen um 49 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990. Die Einsparungen haben sich 2022 damit um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr (44 Prozent) erhöht.
Erfreuliche Prognose für 2023: Stuttgart weiter auf Kurs
Der Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, Peter Pätzold, betonte bei der Veröffentlichung des Berichtes: „Damit haben wir fast die Hälfte auf dem Weg zur Klimaneutralität in Stuttgart bis 2035 geschafft.“ Die Emissionen lagen 2022 mit rund 57.000 Tonnen CO2 über dem vorgegebenen Zielwert von 50 Prozent. Zum Rückgang beigetragen haben neben der warmen Witterung in 2022 auch die Aufrufe zum Energiesparen. Dadurch ist der Erdgasverbrauch in Stuttgart um zirka zehn Prozent gesunken.
Der aktuelle Energie- und Klimaschutzbericht greift erstmals vorläufige Zahlen von den Energieversorgungsunternehmen auf. Das ermöglicht eine Prognose der Treibhausgas-Emissionen für das dem Berichtszeitraum folgende Jahr. Nach derzeitigem Stand wurde auch 2023 die nach dem Reduktionspfad zugelassene CO2-Menge eingehalten. Die prognostizierten Zahlen für 2023 liegen bei rund 2,9 Millionen Tonnen und würden damit die angestrebte Einsparung um 54 Prozent gegenüber 1990 erfüllen. Um die Ziele der klimaneutralen Landeshauptstadt bis 2035 voranzutreiben, sind weitere Maßnahmen zur Energieeinsparung und Effizienzsteigerung in allen Bereichen notwendig: von städtischen Gebäuden, Wohngebäuden, Industrie, Energieversorgung und Verkehr.
Den städtischen Liegenschaften kommt dabei eine Vorbildfunktion zu. Die Stadt hat sich für eigene Neubauvorhaben den Plusenergiestandard als Maßgabe gesetzt. Sanierungen von kommunalen Liegenschaften werden mit dem Ziel angegangen, die bestehenden Gebäude klimaneutral zu sanieren. Im Bereich der städtischen Liegenschaften reduzierte sich der CO2-Ausstoß gegenüber dem Vorjahr um 17.360 Tonnen und betrug 2022 noch 53.367 Tonnen pro Jahr. Die CO2-Emissionen der städtischen Liegenschaften haben sich gegenüber 1990 damit um 75 Prozent reduziert. Die deutliche Reduzierung im Jahr 2022 gegenüber den Vorjahren ist im Wesentlichen auf den biogenen Anteil bei der Gasbeschaffung in Höhe von 35 Prozent zurückzuführen
Kommunales Energiemanagement spart fast eine Milliarde Euro ein
Ein großer Erfolg des kommunalen Energiemanagements ist zudem die Verringerung des Heizenergiebezugs um 48 Prozent seit Beginn des Energiemanagements im Jahr 1977. Das hat über viele Jahrzehnte nicht nur das Klima geschont, sondern auch die städtische Haushaltskasse: Insgesamt belaufen sich die kumulierten Einsparungen bei den Energie- und Wasserkosten seit dem Jahr vor Beginn des Energiemanagements auf 943,6 Millionen Euro. In den Jahren 2022 und 2023 erhöhten sich die Kosten infolge des Ukraine-Krieges merklich. Die Preissteigerungen sind auch weiterhin deutlich spürbar, sodass jede denkbare Möglichkeit zur Energieeinsparung genutzt und möglichst rasch umgesetzt werden muss.
2022 betrieb die Stadtverwaltung insgesamt 258 Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien, darunter 183 Photovoltaik-Anlagen. Bei der Wärmeversorgung lag der Anteil erneuerbarer Energien bei 35,9 Prozent. Hier sind die Anteile regenerativer Energie von Fernwärme- und Gasbezug enthalten. Die Eigenerzeugung beträgt 6,4 Prozent. Im Strombereich beträgt die Eigenerzeugung regenerativer Energie 11,6 Prozent.