Seit 1914 existiert in Stuttgart der Verein für Kinderheime, zu dessen Mitgliedern Oberbürgermeister Lautenschlager und der spätere erste Jugendamtsleiter Direktor Aldinger zählen. Die Sorge für die Gesundheit von Schulkindern und der schulentlassenen Jugend wird später Sache des Jugendamts. Diese erst Heil- und Erholungsvorsorge, später Schülererholungshilfe genannte Gesundheitsfürsorge erfolgt nach schulärztlichen Untersuchungen. Das Jugendamt regelt die Finanzierung.
Das seit 1919 mit Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung betriebene Kindersolbad Stuttgart im badischen Bad Rappenau nimmt schwächliche und erholungsbedürftige Kinder auf und ist eines der fünf städtischen Kinderkurheime. Ebenso das Kinderheim Storzeln im Landkreis Konstanz. Früh wird es als „Lieblingsheim der Stuttgarter Schuljugend“ bezeichnet. Heilerfolge durch Licht und Luft erhofft man sich für tuberkulöse Kinder. Wer an Bronchitis oder Asthma leidet, wird an die Nord- und Ostsee geschickt. Für die überörtliche Ferienerholung unterhält die Stadt zunächst auch einen Zeltlagerplatz bei Beuron im Donautal, den heute der Stadtjugendring e.V. betreibt.
2019: Bundesweit bilden sich Initiativen und Vereine von ehemaligen Verschickungskindern. Viele haben in Kindererholungs- und Kinderkurheimen Demütigungen und Gewalt erfahren. In Arbeitskreisen gehen sie mit der Forderung nach Aufarbeitung an die Öffentlichkeit. Das im Januar 2021 erschienene Buch von Hilke Lorenz „Die Akte Verschickungskinder“ beleuchtet unter anderem die Verantwortung des Jugendamts Stuttgart für die Verschickung und das Leid vieler Kinder.