Wussten Sie schon, dass...
... der BH in Cannstatt erfunden wurde?
Die Korsettfabrik S. Lindauer & Co. entwickelte dort kurz vor dem Ersten Weltkrieg den ersten industriell hergestellten Büstenhalter. Um das Jahr 1912 ließ Sigmund Lindauer den Brusthalter, der „ohne Versteifung auf der Haut zu tragen“ war, patentieren und läutete so den Niedergang des Korsetts ein. Die Frauen konnten endlich wieder aufatmen.
... der erste Autotunnel der Welt durch den Hasenberg führt?
Der 125 Meter lange Schwabtunnel ist die erste Röhre weltweit, durch die im Jahr 1900 ein Auto gefahren ist. Nach zweijährigem Bau wurde der Tunnel durch den Hasenberg 1896 eröffnet. Sein Zweck: Die Kernstadt mit den stetig wachsenden Vororten außerhalb des Kessels zu verbinden. Die Baukosten betrugen 289.000 Mark. Nach seiner Fertigstellung war der Schwabtunnel zudem der breiteste Straßentunnel Europas, da bereits Platz für die Stadtbahn eingeplant war. Die fährt heute nicht mehr hindurch, dafür können Fußgänger beidseitig den Tunnel nutzen.
... die erste Schillerstatue Deutschlands in Stuttgart steht?
Die Marbacher fanden es nicht so lustig, dass Stuttgart dem berühmten Dichter zuerst ein Denkmal geschaffen hat, bei der Bevölkerung war die Begeisterung dafür umso größer. Im Jahr 1839 wurde das erste Schillerdenkmal Deutschlands auf dem Alten Schlossplatz, heute Schillerplatz, enthüllt. Noch nie zuvor hatte eine Veranstaltung in Stuttgart mehr Menschen angelockt: 30.000 Interessierte strömten zu dem Spektakel – und das zu einer Zeit, in der Stuttgart nicht einmal 40.000 Einwohner zählte. Der angesehene Bildhauer Berthel Thorvaldsen war so geehrt von der Aufgabe, dass er sogar auf sein Honorar verzichtete. Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Später besuchte er die Militärakademie Karlsschule in Stuttgart.
... der Stuttgarter Fernsehturm der erste seiner Art ist?
Der 217 Meter hohe Fernsehturm in Stuttgart wurde weltweit zum Vorbild. Nach einer Bauzeit von 20 Monaten wurde er am 5. Februar 1956 eingeweiht. Der Turm wurde zu einem Prototyp, den man auf der ganzen Welt nachbaute und weiterentwickelte – von Frankfurt über Dortmund bis Johannesburg und Wuhan in China. Das anfänglich umstrittene Bauwerk aus Stahlbeton ist heute ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt.
Der Fernsehturm sendet seit Mai 1956 Radio-Programme. Zur besseren Versorgung wurde im Jahr 2000 ein leistungsfähige DAB-Antenne am Mast montiert. Die Fernsehantennen sind derzeit stillgelegt, da sie für den Frequenzbereich des terrestrischen Fernsehens (DVB-T-Standard) nicht mehr geeignet sind.
Der markante Korb hat die Form einen Kreiszylinders und bietet somit am wenigsten Angriffsfläche für den Wind. Besucher können auf zwei Aussichtsplattformen den Blick in die Ferne genießen.
... die Schulstraße ein Pionier unter den Fußgängerzonen ist?
Heute ist sie eher bekannt als „Fressgässle“, die Schulstraße, die den Marktplatz mit der Königsstraße verbindet. 1953 wurde sie jedoch fast zeitgleich mit der Treppenstraße in Kassel und der Holstenstraße in Kiel als eine der ersten Fußgängerzonen Deutschlands eingeweiht. Worin die Schulstraße jedoch alleiniger Vorreiter war: Sie war die erste Fußgängerzone auf zwei Ebenen.
... die erste Waldorfschule in Stuttgart-Ost eröffnet wurde?
Im September 1919 wurde an der Uhlandshöhe die erste Schule eröffnet, die die Waldorf-Pädagogik praktizierte. Erst richtete sich das neue Konzept nur an die Arbeiterkinder der Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria. Der Fabrikdirektor Emil Molt beauftragte den Anthroposophen Rudolf Steiner, eine ganzheitliche Pädagogik für die Kinder seiner Angestellten zu entwickeln. Steiner setzte neue Schwerpunkte: Entgegen dem Drill der preußischen Schulen stellte er ein menschenfreundliches Bildungswesen in den Vordergrund. Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, seine Talente zu entwickeln. Das Konzept hat sich durchgesetzt: Heutzutage gibt es rund 240 Waldorfschulen in Deutschland, die Tendenz steigt. Weltweit gibt es etwa 1.200 Waldorfschulen und über 2.000 Waldorfkindergärten.
... der erste Käfer aus einer Feuerbacher Garage rollte?
In den 1930er Jahren entwarf Ferdinand Porsche einen Kleinwagen, welcher als Automobil für jedermann konzipiert war. 1934 bekam Porsche den Auftrag das Auto serienfähig zu konstruieren. Am Feuerbacher Weg auf dem Killesberg arbeitete Porsche an dem Auftrag, zwei Jahre späte rollten die ersten drei Modelle aus seiner Garage. Die Produktion der kleinen Kugelautos bei VW in Wolfsburg verzögerte sich durch den Krieg allerdings, sodass die Serienproduktion des Käfers erst nach Kriegsende beginnen konnte. Bis 2003 rollten 21,5 Millionen Exemplare vom Band.
... der Teddybär in Stuttgart seine Vorbilder hat?
Der Teddybär ist eigentlich Stuttgarter – so lautet zumindest eine Variante zur Entstehung des Plüschtiers. Richard Steiff, Neffe der Spielwarenherstellerin Margarethe Steiff, studierte an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Seine Freizeit verbrachte er gern im Nill’schen Tiergarten, einst ein Privatzoo im Stuttgarter Norden. Dort zeichnete Steiff am liebsten die Bären – und reichte diese Zeichnungen an seine Tante weiter. Diese produzierte nach deren Vorlage den ersten Steiff-Bären und stellte den Prototyp 55 PB erstmal bei der Spielwarenmesse in Leipzig vor. Anfangs fand der Bär dort kaum Beachtung, doch zum Schluss kaufte ein Amerikaner alle 100 Bären und bestellte noch 3.000 Exemplare nach. Und so startete der Bär seinen Siegeszug über den großen Teich. Der recht emotionslose Name steht für: 55 Zentimeter, Plüsch, beweglich.
... die Zündkerze in Stuttgart entwickelt wurde?
Ohne die Zündkerze hätte sich das Automobil niemals zu einer der folgenreichsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts entwickeln können. Als Erfinder des kleinen Bauteils gilt der Stuttgarter Robert Bosch, der 1887 in seiner Stuttgarter „Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik“ den Vorläufer der heutigen Zündkerze entwickelte. Mit der Unterstützung seiner Mitarbeiter Arnold Zähringer und Gottlob Honold fand Bosch so einen Weg zu immer schneller laufenden Benzinmotoren.
In den ersten Jahren war die Produktion noch gering, nur wenige hundert Zündkerzen wurden verkauft. Doch noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs stieg die Nachfrage gewaltig an. 1914 eröffnete Bosch die erste Fabrik, die sich ausschließlich auf die Produktion von Zündkerzen spezialisierte.
... der schwäbische Edison gerne bunt schrieb?
Mehr als 350 Patente und Erfindungen gehen auf die Kappe von Albert Hirth, auch der schwäbische Edison genannt. Er entwickelte zum Beispiel Apparate zum Abwickeln von Wollstangen, schneiden von Nudelteig und später Kugellager, Feinmessgeräte und die im Maschinenbau heute noch verwendete Hirth-Verzahnung. Im Alter von 70, im Jahr 1930, kam dem Schwaben dann noch die Idee für den Vierfarbenstift. Im Schaft des Stifts stecken vier Minen, meist blau, rot, schwarz und grün, unter denen der Nutzer auswählen kann. Ein Konzept, das bis heute noch auf dem Markt ist.
... durch Cannstatt Amazonen flattern?
Eigentlich leben die Gelbscheitelamazonen in den tropischen Regenwäldern Lateinamerikas. Doch eine Kolonie der Vögel fühlt sich auch in Bad Cannstatt wohl. Bereits 1984 wurde das erste Tier in der Nähe der Vogelvolieren der Wilhelma gesichtet, mittlerweile zählt die einzige frei lebende Population außerhalb Amerikas um die 60 Papageien. Nachts sammeln sich alle Tiere an einem gemeinsamen Schlafplatz im Zentrum von Bad Cannstatt. Zur Brutzeit ziehen sich die Papageien mit grünem Gefieder und gelbem Kopf in die Platanen im Rosensteinpark und im Schlossgarten zurück. Am Boden sind die Vögel nahezu nie zu sehen, es lohnt sich in der Gegend also öfter mal den Kopf zu heben.
... Stuttgart eine der größten Bibelsammlungen der Welt hat?
Angefangen hat alles damit, dass Karl Eugen von Württemberg (1737 bis 1793) zwei Bibelsammlungen für seine öffentliche Bibliothek kaufte. In Stuttgart vermehren die Pflichtexemplare der Württembergischen Bibelanstalt den Bestand. Weiteres kommt aus den verschiedensten Quellen hinzu, wird übernommen, getauscht oder geschenkt – und bis heute zugekauft. Mittlerweile zählt die Sammlung der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart über 20.000 gedruckte Exemplaren in über 650 Sprachen.
Apropos Bibel: In Bad Cannstatt wurde in einem Zeitraum von 16 Jahren die längste Bibel der Welt gemalt. Willy Wiedmann stellte das Alte und das Neue Testament in einem 1,2 Kilometer langen Leporello nach. Insgesamt 3.333 Bilder zählt das Werk in einem ganz besonderen Malstil, der Polykonmalerei. Typisch für die Malart – die von Willy Wiedmann in seinem Atelier in Cannstatt entwickelt wurde – ist die Zusammensetzung von geometrischen Formen, wie Rechtecken, Dreiecken oder Quadraten, die sich gegenseitig ergänzen, überlagern oder in sich verflochten sind.
... im Kessel amerikanische Mammutbäume wachsen?
Eigentlich haben die Riesen in schwäbischen Gefilden nichts zu suchen, doch der naturverbundene König Wilhelm I. war Fan der imposanten Mammutbäume. Also ließ er Mitte des 19. Jahrhunderts, kurz vor seinem Tod, für 90 Dollar Samen des Riesenmammutbaums aus Nordamerika importieren. 5000 Setzlinge wurden im ganzen Land eingepflanzt. An der Weinsteige stehen mehr als 40 Stück, mehrere Exemplare wachsen in der Wilhelma und auch im Schlossgarten finden sich viele der Giganten. Angeblich wollte der König nur eine Handvoll Samen und bestellte „ein Löt Samen“. Der Händler in Amerika dachte, der König wolle „a lot“, also sehr viel, und schickte statt den erwarteten 15 Gramm ein ganzes Pfund Baumsamen.
... Weinreben mitten in der Großstadt gedeihen?
„Stuttgart: Großstadt zwischen Wald und Reben" – so lautet der Werbeslogan des städtischen Weinguts. Ein Weinberg – in bester Lage unweit vom Hauptbahnhof – gehört der Industrie- und Handelskammer Stuttgart (IHK). Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte die IHK den Weinberg und die dazugehörige Villa in Besitz genommen. Auf dem Grundstück sollte der neue IHK-Hauptsitz des Landes entstehen. Der Kriegsausbruch hat diese Pläne verworfen, der Weinberg gehört aber trotzdem noch der Kammer. Im Jahr 2014 wurde eine neuen IHK-Zentrale in der Jägerstraße gebaut – und der Weinberg im Zuge dessen sogar noch um 2.000 Quadratmeter vergrößert.