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Landeshauptstadt Stuttgart

Umwelt und Klima

Neue Projekte sollen Klimabilanz stärken – 13 Millionen Euro für mehr Klimaschutz und Resilienz

Innovative Ideen für das Klima: Der Ausschuss für Klima und Umwelt hat am Freitag, 30. September, beschlossen, welche Projekte aus dem Stuttgarter Klima-Innovationsfonds gefördert werden sollen.

Unter anderem wurden Projekte der Universität Stuttgart, der Hochschule für Technik und Stuttgart Sportvereine geprüft. (Symbolbild)

Die Stadt Stuttgart unterstützt mit dem Fonds Ideen für Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen. Das Budget beläuft sich auf 13 Millionen Euro und ist Europas größter kommunaler Innovationsfonds für das Klima.

Der unabhängige und interdisziplinäre Klima-Innovationsrat der Stadt Stuttgart hatte eine Vorauswahl getroffen. Hauke Diederich, verantwortlich für den Stuttgarter Klima-Innovationsfonds, sagte: „Toll zu sehen, wie breit das Spektrum der Vorschläge war. Aus vielen guten Projekten konnten wir die besten auswählen. Einige von ihnen werden sich spürbar auf die Klimabilanz in Stuttgart auswirken, andere zielen auf einen Bewusstseinswechsel ab. Dieser Mix und viele Pilotprojekte machen die Stärke des Stuttgarter Klima-Innovationsfonds aus.“

Erstmals ausgeschrieben wurde in diesem Jahr die Linie „Efeu“ für naturbasierte Stadtgrün-Lösungen. Sophie Mok, Projektmanagerin von The Nature Conservancy, sagte: „Wir freuen uns über die vielfältigen Anträge und Ideen, Stuttgart grüner und resilienter gegen Hitze und Starkregen zu machen.“ Die Umweltschutzorganisation The Nature Conservancy unterstützt die Landeshauptstadt Stuttgart bei der Umsetzung der naturbasierten Linie.

Die ausgewählten Projekte im Überblick

  1. Die co2online gGmbH zielt auf sofortiges Energie-Einsparpotential für Stuttgarter Mieterinnen und Mieter ab. In dem Projekt „10 Prozent gehen immer“ soll erstmalig eine digitale und zugleich individuelle, kostenlose Klimaschutzberatung für alle Mieterinnen und Mieter entstehen. Die Basis dafür ist eine umfassende technische Infrastruktur mit Elementen der künstlichen Intelligenz, die informieren, beraten und begleiten kann. Damit sollen 70.000 Mieterinnen und Mieter unmittelbar 10 % Energie sparen und gemeinsam mit Vermieterinnen und Vermietern Sanierungen anstoßen. Organisationen wie beispielsweise das Energieberatungszentrum, der Stuttgarter Mieterverein, Haus und Grund oder Wohnen im Eigentum sollen in das Vorhaben eingebunden werden. 

  2. Ein weiteres innovatives Vorhaben kommt aus der Verwaltung der Landeshauptstadt selbst: das Amt für Umweltschutz pilotiert vertikale Photovoltaik (PV)-Anlagen auf Lärmschutzwänden und entwickelt aus seinen Erfahrungen ein Konzept zur Skalierung von Lärmschutz-PV in Stuttgart und anderen Kommunen. Das große Potential der Flächen von Lärmschutzwänden ist derzeit größtenteils noch ungenutzt, da verschiedene Hemmnisse dem entgegenstehen: aufwendige Beteiligungsverfahren, Genehmigungsprozesse, Finanzierungsfragen und komplexe technische Lösungen. Auf Basis der Erfahrung aus der Pilotanlage werden Umsetzungshinweise für Kommunen und Investoren erarbeitet und verbreitet.

  3. Die Hansa Armaturen GmbH hat digitale Dienstleistungen rund um Trinkwasserarmaturen entwickelt, mit denen sie den Wasser- undEnergieverbrauch bei der Warmwassernutzung um 15 Prozent reduzieren werden. Mit den digitalen Dienstleistungen wird das Bewusstsein für den Wasser-Energie-Nexus gefördert und als Pilotprojekt in drei Gebäuden in Stuttgart der Wasser- und Energieverbrauch um mindestens 15 Prozent dauerhaft gesenkt.

  4. Die Hochschule für Technik (Stuttgart) formiert im Vorfeld der IBA‘27 eine Innovationsallianz für klimarelevante Lösungen in der Bau- und Gebäudewirtschaft – den „RE:New City Incubator“. Ziel ist es, Stuttgart als Sitz führender Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Bau- und Gebäudebereich zum Hotspot für nachhaltige Bau-Start-ups zu machen und die Transformation der Branche zu beschleunigen. Mit der Förderung vernetzt der Inkubator Unternehmen und Forschungszentren mit klimarelevanten Start-ups für Co-Creation-Projekte und schafft Vertrauen und gegenseitiges Verständnis. So können Start-ups in Pilotprojekten den Proof-of-Concept erreichen, Lösungen in die Praxis integrieren und unmittelbare Klimawirkung erzeugen.

  5. Die Stuttgarter Sportvereine haben rund 255.000 Mitglieder, die zusammen mit Besucherinnen und Besuchern an tausenden von Sportveranstaltungen, Trainingsstunden und Aktivitäten teilnehmen. Hierdurch fallen auf vielfältige Weise Treibhausgas-Emissionen an, beispielsweise durch den Betrieb von Sportstätten, Materialbeschaffung, Abfälle und insbesondere durch die Mobilität. Dementsprechend groß ist der Hebel durch eine Umstellung hin zu klimafreundlichen Aktivitäten. Mit dem Projekt „Klimafit“ der Sportvereinigung Feuerbach soll für die Stuttgarter Sportvereine ein niederschwelliges Angebot zum Klimaschutz bereitgestellt werden. Hierfür wird ein digitales Klima-Portal konfiguriert, das ein an Sportvereine angepasstes Klimamanagementkonzept, Qualifizierungsangebote und ein Maßnahmenprogramm beinhaltet.

  6. In der „Gläsernen Kleinblatt Farm“ baut die Kleinblatt GmbH die erste gläserne Produktion von frischen Lebensmitteln in einem Laden mit viel Schaufensterfläche in der Stuttgarter Innenstadt auf. Auf diese Weise wird transparent die ganzjährige, ressourcen- und klimaschonende Versorgung der Stadt mit gesunden Microgreens und Speisepilzen gewährleistet. Gleichzeitig wird die Stadtbevölkerung über neue innovative Möglichkeiten des „Indoor Vertical Farmings“ informiert und für die Themen lokale Lebensmittelproduktion und nachhaltige Ernährung sensibilisiert.

Erstmals Stadtgrün-Projekte ausgewählt

In der Linie für naturbasierte Innovationen für Klimafolgenanpassung wurden drei Projekte ausgewählt:

  • Die „Wilde Klimawand“ ist ein innovatives Projekt der Universität Stuttgart. Das Grünfassadensystem unterstützt neben klimaregulierenden Ausgleichsfunktionen auch das gesunde Wachstum von heterogenen Pflanzenbeständen sowie die Erhöhung des Strukturreichtums zur Schaffung von qualitativen Habitaten für Vögel und Fledermäuse. Nach der Entwicklung des Systems werden 60 m² einer Bestandsfassade auf dem Fraunhofer Campus in Stuttgart begrünt. Es werden Habitatstrukturen für wildlebende Tiere entwickelt und in der Klimawand integriert. Die Wirkungen des Systems werden mit den Anforderungen eines gesunden Mikroklimas für Mensch, Flora und Fauna in Bezug gesetzt. Dadurch können erstens die Potentiale zur Reduzierung von Hitzebelastungen identifiziert und zweitens die Habitatqualitäten für Flora und Fauna gezielt optimiert werden.

  • Das Projekt „KlimaOasen“ der Universität Stuttgart fördert den interdisziplinären Austausch zwischen Beteiligten, die „KlimaOasen“ durch naturbasierte Lösungen auf dem Hochschulgelände umsetzen und pflegen wollen. Das Projekt möchte so Empfehlungen für die Implementierung der Maßnahmen zur Klimaanpassung entwickeln. Ziel ist es, die KlimaOasen als konkreten Baustein in die „Roadmap“ zur Klimaanpassung der Hochschule einfließen zu lassen und so verbindlich zu vereinbaren sowie Verwaltungsstrukturen zu schaffen, welche die Umsetzung von naturbasierten Lösungen erleichtern. Über die Einbindung des Vorhabens in studentische Aktivitäten und Lehre soll das Bewusstsein für naturbasierte Lösungen und Klimafolgenanpassung weiter gestärkt und neue Ideen generiert werden.
  • Einen „Ausflug“ in die Kunst macht der Stuttgarter Klima-Innovationsfonds mit dem Projekt „7000seeds“. Dabei handelt es sich um ein partizipatives Begrünungsprojekt und ein sozial-ökologisches Kunstwerk. In Stuttgart werden 10 Flächen- und/oder Fassadenbegrünungen pilotiert, um das lokale Mikroklima zu verbessern. Jede Fläche wird mit Robinienholz zur Förderung der Artenvielfalt kombiniert. In der Umsetzung kommt ein kooperatives, soziokratisches Beteiligungs- und Entscheidungsmodell zum Einsatz, um nachhaltig die soziale Akzeptanz der Begrünung zu sichern und aktives Lernen demokratischer Prozesse zu fördern. Begrünung und soziokratischer Beteiligungsprozess bilden eine soziale Plastik - eine Kunstrichtung, die Joseph Beuys prägte und die in „7000 Eichen“ (Kassel, 1982-1987) ihre größte Entfaltung fand.

Nächste Bewerbungsrunde läuft bereits

Noch bis zum 15. Oktober läuft die aktuelle Bewerbungsrunde der Linie „Efeu“ (Förderung für Stadtgrün-Projekte bis 500.000 Euro) und der Linie „Wiesel“ (alle Klimaprojekte bis 100.000 Euro). Im kommenden Jahr sind zwei weitere Bewerbungsrunden geplant. Mehr Informationen unter:  https://jetztklimachen.stuttgart.de/klima-innovationsfonds (Öffnet in einem neuen Tab)

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Bildnachweise

  • Stadt Stuttgart/ccvision
  • Getty Images/Sakorn Sukkasemsakorn
  • Leif-Hendrik Piechowski
  • Fotograf: Jan Bottinger