Mehr als die Hälfte davon wurden in der Zeit zwischen 1950 und 1975 gebaut. Diese Brücken wurden nach den damaligen Konstruktionsprinzipien errichtet. Die Anforderungen sind heute andere.
Die meisten dieser Brücken wurden für eine Lebensdauer von etwa 70 Jahren entworfen. Das bedeutet: Viele Bauwerke haben das Ende ihrer geplanten Nutzungsdauer erreicht oder bereits überschritten. Weil die Verkehrsbelastungen und Umwelteinflüsse den Brücken zusetzen, sind oft Schäden die Folge.
Aktuell saniert die Stadt 13 Brücken. Dies zu koordinieren erfordert qualifizierte Fachkräfte. Beim Tiefbauamt der Stadt haben gegenwärtig 23 Mitarbeitende den Zustand und die Erhaltung der Brücken im Blick: Sie steuern Planung, Betrieb und Unterhaltung der Brücken, dazu gehören auch kleinere Instandsetzungen im Beton. Das hat zum Ziel, den Zustand der Bauerwerke stabil zu halten oder zu verbessern.
Zudem werden die Brücken regelmäßig geprüft. Maßgeblich ist eine bundesweit gültige Norm (DIN 1076). Nach deren Vorgaben werden Schäden erfasst und bewertet. Wenn es nötig ist, werden Materialproben genommen und analysiert. Denn nicht alle Schäden sind sofort sichtbar. Die Ergebnisse der Prüfungen zeigen, dass Instandhaltungen und Erneuerungen an vielen Brücken notwendig sind. Um den Zustand der Brücken zu bewerten, nutzt das Tiefbauamt die neuesten Erkenntnisse zu Materialverhalten und Schadensmechanismen. Diese Expertise hilft, Instandhaltungen und Erneuerungen besser zu planen. Und sie hilft, über den sicheren Betrieb einer Brücke zu entscheiden.
Erheblicher Erneuerungs‐ und Instandsetzungsbedarf
Die Rosensteinbrücke in Bad Cannstatt zeigt beispielhaft, dass auch kurzfristige Sperrungen erforderlich sein können. An dieser Brücke, die sowohl von Autos als auch von Stadtbahnen stark befahren wurde, zeigten sich bei einer vertieften Prüfung im Februar 2022 erhebliche Schäden an den Spannstählen. Sie erwiesen sich als irreparabel. Sowohl für Autos wie auch für Stadtbahnen wurde die Brücke sofort gesperrt. Nach einer umfangreichen Planung ist die Brücke im Frühjahr 2024 schrittweise zurückgebaut worden. Dafür wendete die Stadt zwölf Millionen Euro auf. Wie der Neubau ausgeführt wird, ist noch offen. Der Gemeinderat wird darüber entscheiden, welche Funktionen die künftige Rosensteinbrücke erfüllen soll.
Für die Erhaltung von Brücken stellt der aktuelle Doppelhaushalt jährlich 6,45 Millionen Euro bereit. Das Tiefbauamt möchte wegen der Bedeutung des Themas die Zahl der Fachleute für Ingenieurbauwerke erhöhen und setzt darauf, dass der Etat im Folgehaushalt erhöht wird,
Dirk Thürnau, Bürgermeister des Technischen Referates: „Die Instandhaltung, Instandsetzung und Erneuerung der Stuttgarter Brücken bleibt eine Mammutaufgabe. Viele Millionen Euro sind weiterhin erforderlich, damit die Bauwerke zukunftsfähig bleiben. Unser Appell an die Ratsmitglieder ist, dies dauerhaft zu unterstützen. Sicherheit hat ihren Preis.“