Theodor Heuss war der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland – und eng mit Stuttgart verbunden. Für ihn und seine Frau Elly war die Stadt schon lange ein Sehnsuchtsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen sie nach Degerloch und wohnten dort bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten 1949. 1954 ernannte ihn die Stadt Stuttgart zum Ehrenbürger. Seine letzten Lebensjahre von 1959 bis 1963 verbrachte Heuss dann auf dem Killesberg.
Seit 2002 ist sein dortiges Wohnhaus Erinnerungsstätte und Veranstaltungsort. In den vergangenen zweieinhalb Jahren wurde die Ausstellung dort neu konzipiert. Am Montag, 15. Mai, wurde die Wiedereröffnung unter dem Motto „Demokratie als Lebensform“ mit einem Festakt im Beisein von Heuss‘ elftem Nachfolger im Amt des Bundespräsidenten, Frank-Walter Steinmeier, im Rathaus gefeiert.
Heuss tief verwurzelt in Stuttgart und Schwaben
Oberbürgermeister Frank Nopper erinnerte in seiner Begrüßung daran, wie tief verwurzelt der erste Bundespräsident in Stuttgart und Schwaben allgemein war: „Theodor Heuss war als Vertreter des weltoffenen Schwabentums einer der besten Botschafter der Schwaben und unserer Stadt.“ Die Biografie und Geschichte von Theodor Heuss mahne auch heute zum Einsatz für die Demokratie: „Demokratie ist nicht selbstverständlich. Sie muss täglich gelebt und gestaltet werden. Sie muss täglich verteidigt werden, gegen die Angriffe der Feinde der Demokratie – von welcher Seite auch immer. Demokratie braucht deswegen den wachen, den engagierten, den informierten, den aufgeklärten Staatsbürger.“ Zum Abschluss seiner Rede hieß OB Nopper die Besucherinnen und Besucher des Festakts „herzlich willkommen in Stuttgart, der Lieblingsstadt von Theodor Heuss, in der sein Geist hellwach ist und die stolz darauf ist, dass er sie so geliebt hat“.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief in seiner Festansprache die Zeit in Erinnerung, in der Theodor Heuss als Bundespräsident gewirkt hatte. „Damals stand alles auf Anfang – einem Anfang mit gesenktem Haupt.“ Heuss habe es besonders mit seinen Reden geschafft, den Bürgern das neue, freie und solidarische Gemeinwesen zu erklären und sie dazu ermutigt, sich mit der Demokratie zu befassen. Auch heute brauche die Demokratie das Vertrauen und das Engagement der Menschen – und Solidarität. „Wer sich einbringt, braucht unsere Rückendeckung als Demokratinnen und Demokraten. Das gilt besonders für die Kommunalpolitiker und die vielen Ehrenamtlichen unter ihnen.“ Wenn diese nicht unterstützt werden, „trocknet die Demokratie von unten aus“.
Dabei bedeute Demokratie auch Streit: „Wer sich darin einig ist, die Demokratie für grundsätzlich tauglich zu halten, der kann auch scharf in der Sache streiten.“ Das Debattieren anhand von Argumenten und immer am Gelingen orientiert – das sei „Demokratie als Lebensform“, sagte Steinmeier.
Heuss-Haus ein lebendiger Ort der Demokratie
Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus, erinnerte an Elly Heuss-Knapp, die 1952 verstorbene Ehefrau von Theodor Heuss, deren Geschichte in der neuen Dauerausstellung mehr Raum einnimmt als früher. Leutheusser-Schnarrenberg lud in das neu gestaltete Heuss-Haus ein. Dieses sei „kein Museum, sondern ein lebendiger Ort der Demokratie“.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte in seiner Ansprache: „Die geistige und politische Haltung von Theodor Heuss war weitsichtig und offen, tiefgründig mit Ecken und Kanten.“ Heuss sei ein „integrierender Demokrat“ gewesen und habe sich als einer der ersten für einen deutschen Südweststaat ausgesprochen – wie er 1952 mit der Gründung Baden-Württembergs Realität wurde.
Vor dem Festakt hatte der Bundespräsident das Theodor-Heuss-Haus besucht. Die Ausstellungsfläche dort wurde vergrößert und die neu konzipierte Dauerausstellung zu Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp greift Lebensstationen des demokratischen Paars in fünf Epochen deutscher Geschichte auf. Ganz neu ist der Ausstellungsbereich „Die Nr. 1“, der sich dem Amt des Bundespräsidenten widmet. Der Garten des Heuss-Hauses ist nun besser zugänglich als früher und die Mauer zur Straße niedriger – Symbol für ein offenes Haus.
Das Theodor-Heuss-Haus. Feuerbacher Weg 46, öffnet am Samstag, 20., und Sonntag, 21. Mai, jeweils von 10 bis 18 Uhr für ein Bürgerfest mit freiem Eintritt. Mehr unter www.theodor-heuss-haus.de (Öffnet in einem neuen Tab).
