Das Thema des Abends lautete: „Zukunftsinvestitionen – Wie bleiben Stadt und Wirtschaft auf Erfolgskurs?“ Rund 900 Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik nutzten die Gelegenheit, um sich auszutauschen und Impulse mitzunehmen.
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper„Wir haben Sie ganz bewusst zu diesem Wirtschaftsempfang in die MHP Arena eingeladen, weil ihr Ausbau zu einem der modernsten Fußball-Stadien in Europa eine ganz wichtige Zukunftsinvestition für die Sportstadt Stuttgart war.“
Nopper weiter: „Wir treten heute ganz bewusst mit der LBBW und mit der LBBW Immobilien-Gruppe als Dreigespann auf, weil die Landeshauptstadt Stuttgart nicht nur mit einem Anteil von 18,9 Prozent Trägerin der Landesbank Baden-Württemberg ist, was bundesweit etwas Einzigartiges darstellt. Wir laden Sie gerade auch deswegen gemeinsam ein, weil die LBBW Immobilien-Gruppe zu den stärksten Immobilieninvestoren in Stuttgart gehört, wenn sie nicht gar der stärkste Immobilieninvestor in Stuttgart ist.“ Nopper verwies auf drei Vorzeigeprojekte: auf das Schlossgartenquartier, das Projekt am Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt und das Vier Giebel an der Eberhardstraße.
Rosenstein-Quartier: Erwartete Zukunftsinvestitionen in Milliardenhöhe
Aus aktuellem Anlass äußerte sich Nopper auch zum Rosenstein-Quartier, in dem nach Fertigstellung des Durchgangsbahnhofs Wohnungen für rund 10.000 Menschen entstehen sollen. Dieses Quartier zähle perspektivisch zu den größten geplanten Zukunftsinvestitionen der Landeshauptstadt und werde Investitionen der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand in Höhe von insgesamt mehreren Milliarden Euro auslösen.
„Durch einen unbedachten Federstrich des Bundesgesetzgebers könnte dieser städtebauliche Siebenmeilenschritt nunmehr zu Fall gebracht werden“, so Nopper. Infolge eines geänderten Paragraphen im Eisenbahngesetz könnten die freiwerdenden Gleisflächen möglicherweise nicht für den Wohnungsbau genutzt werden. „Diese Gesetzesänderung mutet an wie ein Treppenwitz der Gesetzgebungsgeschichte. Sie würde in Zeiten größter Wohnungsnot den Bau von fast 6.000 innerstädtischen Wohnungen – was auch eine weitgehende Schonung der ‚grünen Wiese‘ in den Außenbezirken bedeuten würde – blockieren und eine städtebauliche Jahrhundertchance für Stuttgart unmöglich machen, obwohl das Eisenbahninfrastrukturunternehmen gar keine Nutzung des Gleisvorfeldes für den Schienenverkehr mehr plant. Deswegen muss der Bundesgesetzgeber § 23 Allgemeines Eisenbahngesetz unverzüglich wieder ändern.“ Nach Rechtsauffassung der Stadt stelle dieser Paragraph in seiner neuen Fassung „einen schwerwiegenden Eingriff in die kommunale Planungshoheit“ dar und sei deswegen „verfassungswidrig“.
Diskussion über die wirtschaftliche Entwicklung Stuttgarts
Ein Höhepunkt des 2. Stuttgarter Wirtschaftsempfangs war der Impulsvortrag von Rainer Neske, Vorstandsvorsitzender der LBBW: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland spielt nicht mehr in der Champions League. Unsere Wirtschaftsentwicklung entkoppelt sich von derer anderer Länder.“ Während die USA wachsen, verzeichnet der ehemalige Exportmeister ein Nullwachstum. Zentrale Gründe seien die fundamentalen Veränderungen in der Weltwirtschaft mit zunehmenden Partikularinteressen, aber auch hausgemachte Probleme. „Die Herausforderungen sind bekannt. Ein Investitionsstau in der Infrastruktur, hohe Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und der demografische Wandel bremsen unsere Entwicklung. Wir können aber nicht nur warten, dass sich die weltwirtschaftliche Lage wieder aufhellt. Wir müssen uns jetzt gemeinsam neu erfinden und die Ärmel hochkrempeln“, so Neske weiter.
Sein Appell an die Gäste des Wirtschaftsempfangs: „Als Team ist es möglich, mit Deutschland im internationalen Vergleich wieder die oberen Plätze in der Liga zu erreichen. Dafür muss jeder Spieler seine Position kennen, Verantwortung übernehmen und die anderen Mitspieler unterstützen“, zog Neske die Analogie zum Sport. „Entscheidend wird eine klare Aufgabenverteilung zwischen Verwaltung und Unternehmen sein.“ Dabei solle der Staat Rahmengeber sein ohne planwirtschaftlich zu agieren. Daneben brauche es eine neue Vertrauenskultur zwischen Staat und Unternehmen. „Unternehmen haben ein ureigenes Interesse, sich weiterzuentwickeln und den Wirtschaftsstandort voranzubringen. Man sollte ihnen dafür ausreichend Beinfreiheit lassen“, appellierte Neske insbesondere in Richtung Brüssel. Er sehe aber auch viel Kampfgeist. „Aus den Gesprächen mit Unternehmern und Politikern nehme ich positiv wahr, dass ein Konsens besteht, die Probleme ernsthaft anzugehen. Lassen Sie uns gemeinsam die Schuhe schnüren und unsere Stärke auf den Platz bringen.“
Mit Neske diskutierten anschließend Frank Berlepp, Sprecher der Geschäftsführung LBBW Immobilien, die Geschäftsführende Gesellschafterin des Juwelierunternehmens Kutter 1825 Monika Kaden sowie die Geschäftsführerin der Sika Deutschland GmbH Daniela Schmiedle über die wirtschaftlichen Entwicklungen Stuttgarts.
Frank Berlepp: „Der Gewerbeimmobilienmarkt in Stuttgart war in den vergangenen Jahren nicht so starken Hypes ausgesetzt wie in anderen Großstädten. Die Lage und hohe Qualität unserer Projekte Schlossgartenquartier, Vier Giebel und dem Wilhelmsplatz kommen uns in der jetzigen Situation zugute. Fakt ist: Qualität setzt sich immer durch.“
Monika Kaden unterstrich: „Wir bieten spezielle Produkte an, die keine Konsumgüter sind. Durch starke Marken und individuelle Erfüllung der Kundenwünsche haben wir es geschafft, uns als Traditionsgeschäft in der Innenstadt auszuweiten.“ Von Verwaltung und Politik wünscht sie sich einen noch besseren Austausch bei Events wie im Vorfeld des CSD z.B. und vor allem auch, dass in der Innenstadt Parkplätze für ihre Kunden erhalten bleiben.
Daniela Schmiedle betonte das Positive und sagte: „Wir haben für unsere Investitionen in Stuttgart einen komplett digitalen Prozess mit der Bauverwaltung der Stadt durchlaufen, das kenne ich aus anderen Städten so nicht.“
Im Anschluss an das Podiumsgespräch, das der Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung Bernhard Grieb moderierte, trafen sich die Gäste zum Sektempfang auf dem Rasen, bevor sie zum Buffet in die Innenräume des VIP-Bereichs wechselten.