Ein „Klimapakt“ besiegelt die Verpflichtung – Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen sowie des Jugendrats unterzeichneten diesen „Klimapakt“.
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper: „Wir wollen in Sachen Klimaneutralität einen riesigen Schritt nach vorne machen. Unser neues Ziel ist sehr ambitioniert, es erfordert mehr als nur die Einigkeit im Ratsrund. Es erfordert, dass wir die ganze Stadtgesellschaft und unsere Wirtschaft gewinnen. Das wird nur funktionieren, wenn wir nicht polarisieren, sondern überzeugen.“ Man habe eine Gesamtverantwortung für Klima- und Umweltschutz und für eine florierende Wirtschaft mit sicheren Arbeitsplätzen. Nopper weiter: „Die Leistungsfähigkeit der Stadt für viele Aufgabenbereiche, gerade auch für den Klima- und Umweltschutz, hängt an der Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft.“
Klimaschutz dürfe nicht nur gut gedacht und gut gemeint sein, Klimaschutz müsse vor allem gut gemacht und konkret umgesetzt werden. Nopper benannte dafür „die Stadtverwaltung, die städtischen Eigenbetrieben und Beteiligungsgesellschaften aber auch die Wirtschaft und das Handwerk. Deshalb wollen wir gemeinsam mit den Organisationen des Handwerks in Stadt und Land mehr Fachkräfte für die klimaschutzrelevanten Handwerksberufe begeistern. Das klimaschutzrelevante Handwerk hat ein enormes Potential für lokale Wertschöpfung, es sorgt überdies für Energiesicherheit und wie wir in Kriegszeiten in der Ukraine schmerzlich erleben müssen auch für energetische Unabhängigkeit unseres Landes.“ Die erforderlichen Investitionen seien „Investitionen für eine gute Zukunft unserer Stadt. Klimaschutz ist eine große kommunale Gemeinschaftsaufgabe von Stadt, Wirtschaft und Stadtgesellschaft: Stuttgart kann, soll und muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In diesem Sinne lassen Sie uns zur Tat schreiten für mehr Klimaschutz und für deutlich mehr Tempo in Sachen Klimaneutralität, nicht gegen die Stadtgesellschaft, sondern mit vereinten Kräften gemeinsam mit Wirtschaft und Stadtgesellschaft“, so Nopper abschließend.
Studie zu „Net Zero Stuttgart“ als Grundlage
Auf dem Weg zur Klimaneutralität soll der CO2-Ausstoß 2030 um 80 % unter dem Niveau von 1990 liegen. Der entsprechende Reduktionspfad wird mit den Zielen für die Energieeinsparung und den Ausbau der erneuerbaren Anteile am Endenergieverbrauch angepasst. Die Verwaltung wird unmittelbar nach der Sommerpause einen Vorschlag machen, wie bei klimarelevanten Entscheidungen des Gemeinderats die CO2-Bilanz transparent dargestellt werden kann. Dafür sollen die CO2-Emissionen in geeigneter Weise ermittelt und als „Auswirkungen auf den Klimaschutz“ in Beschluss-Vorlagen gekennzeichnet werden.
Grundlage zur Erreichung der Klimaneutralität ist die Studie „Net Zero Stuttgart“, die die Landeshauptstadt zusammen mit der Unternehmensberatung McKinsey & Company erstellt hat. Die Studie fordert die Umsetzung von 13 Maßnahmenpaketen in den Bereichen Strom, Wärme, Mobilität sowie Abfall- und Landwirtschaft. Der Stromsektor ist dabei mit 47 Prozent der Treibhausgasemissionen der wichtigste Sektor, der Wärmesektor folgt mit 37 Prozent, der Verkehr mit 14 Prozent.
Photovoltaik, Heiztechnologie und Mobilität
Zu den Maßnahmen mit der größten Wirkung im Stromsektor zählen der Ausbau von Photovoltaik auf den Stuttgarter Dächern und die Investition der Stadtwerke in weitere erneuerbare Energien. Im Wärmebereich sind die Gebäudesanierung und der Ausbau erneuerbarer Heiztechnologien, wie zum Beispiel Wärmepumpen, von großer Bedeutung. Im Mobilitätsbereich stehen eine Stärkung des Radverkehrs und Öffentlichen Nahverkehrs sowie eine Umstellung auf emissionsarme Antriebe im Fokus.
Laut der Studie rechnen sich die in der Gesamt-Stadtgesellschaft nötigen Investitionen von knapp 11 Milliarden Euro, da sie durch Einsparungen mehr als ausgeglichen werden. Je nach Höhe des bundesweiten CO2-Preises rentieren sich die Investitionen in den 2030er oder 2040er Jahren.
Extremwetter wird zunehmen
Die Studie zeigt zudem auf, dass sich Stuttgart zukünftig auf deutlich mehr Extremwetterereignisse einstellen muss. Im Jahr 2050 wird mit bis zu 50 % regenreicheren Wintern und deutlich mehr Starkregenereignissen sowie gleichzeitig mehr als doppelt so vielen Hitzetagen mit über 30° Celsius gerechnet. Stuttgart kann sich darauf durch die Umsetzung von zehn Maßnahmenpaketen vorbereiten. Dazu zählen unter anderem hitzeabweisende Bau- und Begrünungsmaßnahmen sowie das Schaffen von ausreichenden Abflussmöglichkeiten bei Starkregen und perspektivisch auch die Vorbereitung auf Waldbrände.
Die Beschlussvorlage ist hier (Öffnet in einem neuen Tab) zu finden.