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Landeshauptstadt Stuttgart

Soziales

Familienkinderkrankenschwestern – Ein Sprachrohr für Kinder

Wenn Eltern Probleme bei der Versorgung ihrer Kinder haben oder Kinderärzte komplexe Kinderschutzfälle bemerken, werden die Familienkinderkrankenschwestern zu Rate gezogen. Sie kommen zu Hausbesuchen in die Familien, unterstützen und geben ihnen Hilfe zur Selbsthilfe.

Zwei Kinderkrankenschwestern mit einer Puppe und medizinischen Utensilien.
Die Familienkinderkrankenschwestern Sabine Lutz (links) und Natalie Schaffer sind für Familien mit Unterstützungsbedarf da.

Wenn Natalie Schaffer sich auf den Weg zu einer Familie macht, hat sie einiges dabei. In ihrem Rucksack befinden sich eine Säuglingswaage, ein gelbes Maßband, eine Wundsalbe, verschiedene Cremes, eine spezielle Nagelschere für Babys, Desinfektionsmittel, Utensilien zur Nabelpflege und vieles mehr. Dies alles kann sie dort gut gebrauchen. Denn die Familien, die sie besucht, haben ganz unterschiedliche Probleme und benötigen Unterstützung.

Sabine Lutz und Natalie Schaffer sind Familien‐, Gesundheits‐ und Kinderkrankenpflegerinnen und Teil des neunköpfigen Teams der Famlienkinderkrankenschwestern. Als Teil der frühen Hilfen des Gesundheitsamts werden sie von der Stadt Stuttgart finanziert. Sie unterstützen Familien mit Kindern im Alter von null bis sechs Jahren.

Wertvolle Tipps zum Thema Schlafrhythmus

So hilft Natalie Schaffer in einer Familie, die das zweite Kind bekommen hat. Das erste Kind ist verhaltensauffällig und hat Autismus. Nach vier Wochen ist der Vater in eine Depression gerutscht und musste stationär behandelt werden, sodass die Mutter mit beiden Kindern allein war. Für die Frau war die Situation sehr belastend. Das Beratungszentrum wandte sich an die Familienkinderkrankenschwestern. Die Mutter hatte Probleme, zu erkennen, welche Versorgung wann erforderlich ist.

Natalie Schaffer hat die Kindesmutter hinsichtlich der Früherkennung von Gesundheits‐ und Entwicklungsrisiken beraten und sie in ihren elterlichen Kompetenzen gestärkt. Außerdem gab ihr Schaffer Tipps zum Thema Schlafrhythmus. Eine große Sorge der Mutter war, dass sich ihr Baby wegen der Verhaltensauffälligkeit des älteren Geschwisterkindes nicht normal entwickelt. Zu Beginn hat Natalie Schaffer auch einen hohen Medienkonsum bei dem älteren Kind festgestellt, da sich die Mutter nicht anders zu helfen wusste. Schaffer stand ihr dabei zur Seite, diesen Konsum zu reduzieren und mit ihr Alternativen erarbeitet, zum Beispiel morgens mit den Kindern rauszugehen.

Dieses Beispiel zeigt, dass Familien mitunter mit unterschiedlichen Herausforderungen und schwerwiegenden Problemkonstellationen konfrontiert sind. So fehlen Eltern oft ein soziales Umfeld und ein unterstützendes Netzwerk. Alleinerziehende sind häufig ganz auf sich selbst gestellt und müssen vieles ohne Hilfe bewältigen. Daran knüpfen die Familienkinderkrankenschwestern an, indem sie die Familie an Unterstützungsangebote anbinden, wie etwa Krabbelgruppen, Babyschwimmen, Elterntreffs und offene Angebote in Kinder‐ und Familienzentren. Die Angebote werden passend zu den Bedarfen der Familien herausgesucht

Beratung, im Unfälle zu verhindern

Die Familienkinderkrankenschwestern betreuen auch Familien mit Gewalterfahrung und Suchtproblematiken. Darüber hinaus kümmern sich Natalie Schaffer und ihre Kollegin Sabine Lutz um Familien mit sozialmedizinischen Aspekten. Dies kann eine geistige Behinderung eines Elternteils sein, was zur Überforderung bei der Versorgung der Kinder führt. Auch bei Verhaltensauffälligkeiten von Kindern oder chronisch kranken Kindern, die etwa mit einer Lippen‐, Kiefer‐, Gaumenspalte oder Mukoviszidose zur Welt gekommen sind, bieten sie Unterstützung, ebenso bei Frühgeborenen. Sabine Lutz hilft aber auch Müttern, die Probleme beim Abstillen haben, führt Stillberatungen durch und unterstützt bei der Einführung der Beikost.

Sehr wichtig ist es, die Familien in Unfallverhütung zu schulen. Dabei erinnert Lutz an Gefahren, die auftreten und in schweren Fällen auch Vergiftungen oder Verätzungen zu Folge haben können. Lutz erklärt, was getan werden sollte, um Unfälle zu verhindern: „Steckdosen sichern ist sehr wichtig. Ebenso sollten Eltern darauf achten, dass keine Kleinteile auf dem Boden liegen, an denen kleine Kinder ersticken können.“ Natalie Schaffer und ihre Kolleginnen klären dabei auch über alters‐ und entwicklungsbedingte Unfallschwerpunkte auf. Wie können beispielsweise Stürze von Treppen oder dem Wickeltisch verhindert werden?

Intuitiv handeln und auf Bedürfnisse achten

Psychische Erkrankungen eines Elternteils wie beispielsweise eine Borderline‐Persönlichkeitsstörung oder eine Depression können ebenfalls ein Grund sein, dass Eltern die Hilfe der Familienkinderkrankenschwestern in Anspruch nehmen.

Neben der Arbeit mit den Familien, die aus hochbelasteten Verhältnissen kommen und Schwierigkeiten haben, ihr Kind adäquat zu versorgen, sind Natalie Schaffer und Sabine Lutz auch präventiv tätig. So beraten und unterstützen sie beispielsweise Mütter, die minderjährig ein Kind bekommen oder kein Netzwerk hier in der Stadt haben und Hilfe mit dem Baby benötigen. „Viele Eltern, die wir präventiv betreuen, fragen sich, ob sich ihr Kind gut entwickelt und sie alles richtig machen. Viele wollen alles 150 Prozent gut machen“, erzählt Sabine Lutz. Sie vermittelt den Eltern, intuitiv zu handeln und darauf zu achten, was das Kind brauche. Schwerpunkte in der präventiven Arbeit sind unter anderem die Themen Unfallverhütung, Sicherheit in der Wohnung, Krankheitsprävention und Hygiene. Natalie Schaffer liebt ihre Arbeit, da sie sehr vielschichtig ist. „Jeder Tag ist anders. In Notfällen müssen wir schnell handeln. Wir geben die Bedürfnisse der Kinder weiter und sind das Sprachrohr für sie“, erklärt sie.

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