Inhalt anspringen

Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

„Künstlerisches Großprojekt im öffentlichen Raum“ – Ruth Ewans Entwurf überzeugt im Wettbewerb

„The Green Fuse“ schafft Baumkalender

Der internationale Wettbewerb für Stuttgarts „Künstlerisches Großprojekt im öffentlichen Raum“ ist entschieden: Die schottische Künstlerin Ruth Ewan hat sich mit ihrem Entwurf durchgesetzt.

Öffentlich präsentiert wird er am 11. Dezember 2024 – dann ehrt der Leiter des Kulturamts Marc Gegenfurtner den Entwurf bei der Eröffnung der Ausstellung „Große Kunst für Stuttgart“ im StadtPalais – Museum für Stuttgart.

Die 28-köpfige, vom Gemeinderat einberufene, Jury hat sich für den Entwurf einer botanischen Großskulptur entschieden: „The Green Fuse“ der Künstlerin Ruth Ewan (*1980) ist ein Baumkalender aus 366 verschiedenen Baumarten, die jeweils einen bestimmten Tag des Jahres repräsentieren. Das Kunstwerk soll dazu einladen, den Kreislauf der Natur zu erleben. Vor einer möglichen Realisierung benötigt das Projekt die Zustimmung des Gemeinderats. Auch die Verwaltung ist gefragt, denn ein möglicher Ort für das Großprojekt muss noch gefunden werden. Die Künstlerin kann sich verschiedene Standorte und Formen des Kunst-Waldes vorstellen: „Ich interessiere mich dafür, wie ein Kunstwerk in die Stadt eindringen und mit vielen verschiedenen Personen in Kontakt treten kann. Ich möchte für Stuttgart ein Kunstwerk schaffen, das auf verschiedenen Ebenen von einem breiten Publikum auch alltäglich gelesen und verstanden werden kann“, sagte Ruth Ewan. Ihr Projekt ist auf Mitwirkung angelegt: Besuchende sollen die Bäume individuell mit persönlichen Meilensteinen sowie kulturellen Gedenktagen kennzeichnen können. Im Rahmen der Ausstellung „Große Kunst für Stuttgart“ können von den Besuchenden individuelle Vorschläge für Baumsorten und Erinnerungstage notiert werden.

Marc Gegenfurtner sagt: „Ruth Ewans Konzept verbindet künstlerische, soziale und ökologische Ideen und ist so eine zeitgemäße Form der Kunst im öffentlichen urbanen Raum. „The Green Fuse“ könnte zu einem individuellen und kollektiven Erinnerungsort heranwachsen und langfristig die Lebensqualität in der Stadt erhöhen. Damit hat der Siegentwurf große Relevanz für den Stadtraum und schafft einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft. Stuttgart würde damit auch überregional ein mutiges Statement für eine zukunftsfähige Stadt setzen. Nun sind wir als Verwaltung gefordert, diese große Vision möglich zu machen.“

Die Spannweite der Entwürfe war groß, entsprechend intensiv hat die Jury aus Kunstverständigen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Jugend diskutiert, welches der sieben Konzepte „Große Kunst für Stuttgart“ werden soll: Großskulptur oder digitale Kunst, Teilhabe und Prozess oder klassische Betrachtung, temporäres Spektakel oder dauerhafte Installation. Gemeinsam ist den Konzepten, dass sie gemäß den Projektzielen für Stuttgarts diverse Stadtgesellschaft konzipiert sind und durch ein vielseitiges und inklusives Rahmenprogramm auch Menschen jenseits des klassischen Kulturpublikums ansprechen. Außerdem sollten sie nach nachhaltigen Gesichtspunkten konzipiert sein, kulturelle Teilhabe und barrierefreie Zugänge mitdenken und mehrere Sinne ansprechen. Der Gemeinderat hat für das Projekt und ein vielseitiges Rahmenprogramm insgesamt 1,5 Millionen Euro bewilligt.

Ein Großteil von Ewans Arbeiten wurde für den öffentlichen Raum in Auftrag gegeben und entwickelt, etwa für die Großstädte London, Göteborg und New York. Britta Peters, Jurymitglied und Kuratorin für Kunst im öffentlichen Raum, sagte: „Ewans Arbeiten sind komplex, inspirierend, sinnlich und beziehen häufig andere mit ein. Sie hat langjährige Erfahrung mit skulpturalen und partizipatorischen Arbeiten im öffentlichen Raum und ein tiefes Verständnis von dessen sozialer und politischer Bedeutung.“

Eine zukunftsträchtige Wahl für Kunst und nachhaltige Stadtentwicklung

Dass solcherlei Kunstprojekte erfolgversprechend sind, zeigen Beispiele aus anderen Städten. Als prominente deutsche Referenz innerhalb der Kunstgeschichte gilt Kassel: 1982 hat Joseph Beuys dort anlässlich der documenta 7 erfolgreich initiiert, dass innerhalb von fünf Jahren „7000 Eichen“ gepflanzt wurden. Im Sinne von Beuys‘ Konzept der Sozialen Plastik veränderte das Kunstwerk das Stadtbild und die Gesellschaft nachhaltig und prägt es bis heute. In Stuttgart gibt es bereits kunstgeschichtliche Verwandte, an die Ewans Arbeit im großen Maßstab anknüpfen würde: Das „Sanctuarium“ (1993) von Herman de Vries auf einem Winkel zwischen zwei mehrspurigen Straßen am Pragsattel, wo die Vegetation eingefasst von Zaunpfosten ungestört wuchern soll. Auch aktuell sind solcherlei Ansätze in Stuttgart manifest: Etwa das „Theatre of the Long Now“, eine langfristige und frei zugängliche Installation, bespielt seit zehn Jahren eine Brachfläche auf dem Areal der Wagenhallen mit dem Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren Bäume zu pflanzen.

Vor dem Hintergrund von Stuttgarts topografischer Lage mit relativ wenig Luftzirkulation und hohem Verkehrsaufkommen würde „The Green Fuse“ auch ein Gewinn fürs Stadtklima sein. Baumpflanzprojekte stehen für innovative, zukunftsgewandte Stadtentwicklung und machen den grau betonierten, erhitzten Straßenraum grüner, schattiger und kühler. In anderen Städten haben sie beeindruckende langfristige Entwicklungen hervorgerufen – so etwa im kolumbianischen Medellín, in Barcelona, Wien und Mailand, wo Umgestaltungen mit mehr Stadtgrün maßgeblich zur Kühlung der Innenstädte beitragen.

„Das Projekt ist langfristig angelegt und zielt darauf ab, nachhaltig verschiedenartige Gehölze anzusammeln, die im klimagestressten Stadtraum gedeihen sollen“, so Jan Kohlmeyer, Leiter der Stuttgarter Abteilung Klimaschutz und Jurymitglied. Bäume sind allerorts in Städten ein stark aktivierendes Element, so auch in Stuttgart: Lokale Beispiele sind die Konfrontation um Stuttgart 21, die sich auch am Erhalt von urbanen Bäumen im Schlossgarten entzündet hat, sowie die stetige Forderung nach mehr Bäumen in der Stadt in jedem Bürgerhaushalt und seitens der Politik.

Die Landeshauptstadt Stuttgart versteht Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) als wichtiges Element des urbanen Lebens. Um einen zeitgemäßen Umgang damit zu entwickeln und das Thema langfristig im kulturellen Leben der Stadt zu verankern, wurde 2022 ein Programm für Kunst im öffentlichen Raum partizipativ entwickelt und beschlossen.

Ausstellung „Große Kunst für Stuttgart“

Die sieben Wettbewerbsentwürfe sind vom 12. Dezember 2024 bis zum 6. Januar 2025 in Stuttgart ausgestellt: Im StadtPalais – Museum für Stuttgart und im öffentlichen Raum in den Fensterflächen des ehemaligen Kaufhauses an der Eberhardstraße 28.

Am Mittwoch, 11. Dezember 2024 um 18:30 Uhr eröffnet die Ausstellung „Große Kunst für Stuttgart“ im StadtPalais – Museum für Stuttgart. Die Siegerin des Wettbewerbs Ruth Ewan ist anwesend. Marc Gegenfurtner, Leiter des Kulturamts der Landeshauptstadt Stuttgart, hält die Eröffnungsrede und ehrt die Künstlerin.

In der Ausstellung im StadtPalais werden 60-minütige öffentliche Führungen angeboten.

Weitere Informationen

Hinweis: Zur Verfügung gestellte Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit einer redaktionellen Berichterstattung zu dieser Pressemitteilung verwendet werden. Die Nutzung des Bildes ist in folgenden Medien gestattet: Print, Online und Social Media. Eine Weitergabe von Fotos an Dritte ist ausgeschlossen.

Erläuterungen und Hinweise