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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer überreicht Otto-Hirsch-Auszeichnung 2023 an Kulturwissenschaftler und Historiker Dr. Martin Ulmer

Die Otto-Hirsch-Auszeichnung wird jährlich gemeinsam von der Landeshauptstadt Stuttgart, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Stuttgart verliehen.

Der Erste Bürgermeister Dr. Fabian Mayer hat Dr. Martin Ulmer im Rahmen eines Festakts im Rathaus am Mittwoch, 5. Juli, die Otto-Hirsch-Auszeichnung übergeben.

Der Empirische Kulturwissenschaftler und Historiker Dr. Martin Ulmer erhält mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung öffentliche Anerkennung für sein jahrzehntelanges nachhaltiges Brückenbauen zu jungen Menschen. Ulmer wecke mit seiner Arbeit Bewusstsein für die gemeinsame deutsch-jüdische Geschichte und die Notwendigkeit des Dialogs mit den heutigen jüdischen Gemeinden, so der Erste Bürgermeister. Bleibende wissenschaftliche Verdienste um seine Erforschung der antisemitischen Strömungen in der Stuttgarter Gesellschaft von 1871 bis 1933 kommen hinzu.

EBM Dr. Fabian Mayer betont, das Wissen um diese gesellschaftlichen Mechanismen sei angesichts der Zunahme antisemitischer Straftaten und Meinungsbilder wichtiger denn je. Dr. Martin Ulmer handele aus tiefster demokratischer Überzeugung gänzlich im Geist von Otto Hirsch.

Bürgermeisterin Isabel Fezer in ihrer Funktion als evangelische Vorsitzende und Sprecherin der GCJZ Stuttgart sowie Michael Kashi, Otto-Hirsch-Preisträger und Mitglied im Vorstand der IRGW, würdigten den Otto-Hirsch-Preisträger des Jahres 2023. Die Laudatio für Dr. Martin Ulmer erfolgte durch Dr. Nicole Bickhoff, Leiterin der Abteilung Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Landesarchiv Baden-Württemberg a.D. und Vorsitzende des Verbands der württembergischen Geschichts- und Altertumsvereine.

Über den Preisträger Dr. Martin Ulmer

Dr. Martin Ulmer wurde 1960 in Esslingen am Neckar geboren und hat an der Universität Tübingen Empirische Kulturwissenschaften und Neuere Geschichte studiert. Seine Dissertation thematisierte den „Antisemitismus im öffentlichen Diskurs und Alltag in Stuttgart 1871-1933“.

Seit 2012 ist Dr. Martin Ulmer hauptamtlicher Geschäftsführer des Gedenkstättenverbunds Gäu-Neckar-Alb und seit 2016 Mitglied im Sprecherrat der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen (LAGG) in Baden-Württemberg. Er engagiert sich landesweit in der Jugendguide-Ausbildung und wirkt im Expertenrat beim Landesbeauftragten gegen Antisemitismus mit. Nebenberuflich arbeitet er für die Yad Vashem Archive in Jerusalem. Als Lehrbeauftragter am Ludwig-Uhland-Institut in Tübingen leitet er die AG „Jüdische Studien“.

Dr. Martin Ulmer ist Autor zahlreicher Publikationen zur deutsch-jüdischen Geschichte, zum historischen und aktuellen Antisemitismus, zum Nationalsozialismus, zur Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit.

Über Otto-Hirsch

Otto Hirsch kam am 9. Januar 1885 in Stuttgart zur Welt. Er besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen. Nach seiner Promotion 1912 begann er seine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart. Als Ministerialrat im württembergischen Innenministerium war er 1921 Mitbegründer der Neckar-Aktiengesellschaft, wurde jedoch 1933 von den Nationalsozialisten aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Bereits 1926 gründete er mit seinem Freund Leopold Marx das Jüdische Lehrhaus Stuttgart und wurde 1930 Präsident des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Als Geschäftsführender Vorsitzender der Reichsvertretung der Deutschen Juden (1933–1941) setzte er sich unter schwierigsten Bedingungen für die verfolgten Juden ein. Mit seiner Hilfe konnten zehntausende Juden nach 1933 durch Auswanderung gerettet werden. Otto Hirsch wurde im Februar 1941 zum dritten Mal verhaftet und am 19. Juni 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Die Otto-Hirsch-Auszeichnung

Mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung werden Persönlichkeiten, Gruppen oder Initiativen geehrt, die sich in besonderer Weise um die interreligiöse Zusammenarbeit vor allem zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Stadt Stuttgart, Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) verliehen die Auszeichnung von 1985 bis 2012 in Form einer Medaille. Seit 2013 erhalten die Geehrten eine von der Künstlerin Christine Braun gestaltete Skulptur aus transluzentem Beton, durchzogen von optischen Fasern. Sie nehmen bestehende Lichtquellen auf und leiten sie durch den Beton. Die Form ist offengehalten, kann als Grundstein oder Mauerelement gesehen werden, als Schrifttafel, Buch, Rosetta-Stein oder Teilstück eines gemeinsamen Hauses.

Informationen zum Preis sowie bisherige Preisträger und Preisträgerinnen sind zu finden unter  www.stuttgart.de/otto-hirsch-auszeichnung (Öffnet in einem neuen Tab).

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