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Landeshauptstadt Stuttgart

Rettungsdienst

Lebensrettung mit Ersthelfer-App

Jede Sekunde zählt, wenn das Herz plötzlich aufhört zu schlagen. In Stuttgart alarmiert jetzt eine App im Notfall registrierte Ersthelfende, die zufällig in der Nähe sind. Die App „Region der Lebensretter“ soll so die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken - und die Überlebenschancen erhöhen.

Keine Angst vor der Herzdruckmassage: Atmet der Betroffene nicht mehr, sofort mit der Massage beginnen und bis zum Eintreffen des Notarztes fortfahren. Eine Hand auf die Mitte des Brustkorbs legen, die andere darauf und senkrecht den Brustkorb 100 bis 120 mal pro Minute etwa 5 Zentimeter tief eindrücken. (Symbolbild)

Der Herz‐Kreislauf‐Stillstand ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Allein in Deutschland bleibt jedes Jahr  bei etwa 120.000 Menschen schlagartig das Herz stehen (Öffnet in einem neuen Tab): zu Hause, im Supermarkt, beim Sport. Wer einen Herzstillstand überlebt, hat großes Glück: Nur etwa zehn Prozent der Betroffenen überstehen die Situation außerhalb des Krankenhauses.

Würde in mehr Fällen - sofort - mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen, könnte die Überlebensrate mehr als verdoppelt werden. Denn meist dauert es mehrere Minuten, bis der Rettungsdienst am Notfallort eintrifft. Der Sauerstoffmangel im Gehirn führt aber schon nach wenigen Sekunden zur Bewusstlosigkeit. Nach einigen Minuten ist es irreparabel geschädigt. Und nach etwa zehn Minuten ohne Sauerstoff stirbt das Gehirn endgültig ab.

Umso wichtiger ist es, dass Betroffene im Notfall so schnell wie möglich Hilfe bekommen. Aber: Viele Menschen trauen sich nicht, mit einer Herzdruckmassage Erste Hilfe zu leisten, weil sie Angst haben etwas falsch zu machen. Ausgebildete Ersthelfende, die zufällig in der Nähe sind, können diese Lücke schließen. Die Landeshauptstadt Stuttgart beteiligt sich deshalb seit Oktober 2024 am Projekt  „Region der Lebensretter“ (Öffnet in einem neuen Tab), an dem bereits über 25 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg teilnehmen.

Hilfe bei Herzstillstand, bis der Notarzt eintrifft

Und so funktioniert die Rettung: Geht bei der Integrierten Leitstelle Stuttgart (ILS) ein Notruf wegen eines Herzstillstands ein, rückt jetzt nicht nur der Notarzt aus – zeitgleich sendet die Leitstelle per App einen Hilferuf an medizinisch geschulte Ersthelfende Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte oder Medizinstudierende.

Bei dem Alarmstichwort „Reanimation“ ermittelt die App per GPS, wer sich im Stadtgebiet am nächsten zum Notfallort befindet und am schnellsten dort sein kann. So können Ersthelfende noch vor dem Rettungsdienst eintreffen und mit der Herzdruckmassage beginnen. Oder sogar einen  Defibrillator holen, wenn dieser auf der Karte „Region der Lebensretter“ verzeichnet ist (Öffnet in einem neuen Tab). Das Gerät gibt Stromstöße ab, um den Herzrhythmus wiederherzustellen.

Im Notfall können maxmimal vier Ersthelfende den Einsatz annehmen. Dabei ist eine bestimmte Rollenverteilung festgelegt. Zwei Helfende sind beim Patienten und führen die Herzdruckmassage durch, einer holt den nächstgelegenen Defibrillator und der vierte weist den Rettungsdienst ein.

Befinden sich Ersthelfende in einem anderen Gebiet der „Region der Lebensretter“, werden sie auch dort alarmiert. So kann zum Beispiel ein Ersthelfender, der in Freiburg wohnt und registriert ist, auch bei einem Besuch in der Stuttgarter Innenstadt den Hilferuf annehmen.

Ehrenamtlicher Lebensretter werden

Allerdings kann sich nicht jeder als Ersthelfer oder Ersthelferin über die  App „Region der Lebensretter“ registrieren (Öffnet in einem neuen Tab). Bestimmte Voraussetzungen müssen erfüllt sein:

  • Freiwillige müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
  • Zudem müssen sie eine entsprechende Sanitätsausbildung absolviert haben, mindestens als Sanitätshelfer oder höher.
  • Alternativ können sie im Gesundheitswesen tätig sein, beispielsweise als Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte oder Medizinstudierende.

Nach einer Überprüfung der Nachweise werden Ersthelfende für Einsätze freigeschaltet.

Finanzierung der Erste-Hilfe-App

Da der Herz‐Kreislauf‐Stillstand eine der häufigsten Todesursachen ist, hat der Stuttgarter Gemeinderat nach Lösungen gesucht, um die kommunale Daseinsvorsorge zu stärken. Im Jahr 2023 wurde deshalb beschlossen, dem gemeinnützigen Verein „Region der Lebensretter e.V.“ beizutreten.

Alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter sollen bei einem Herzstillstand schnellstmöglich Hilfe erhalten. Der ausgebildete Ersthelfende ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Laienhilfe und Rettungsdienst. Studien zeigen: Eine Ersthelfer-App und Informationen zu Defibrillatoren in der Nähe können Leben retten.

Für die Anbindung der App in die Integrierte Leitstelle Stuttgart (ILS) hat die Stadtverwaltung rund 100.000 Euro in das System der „Region der Lebensretter“ investiert und wird den laufenden Betrieb mit jährlich rund 30.000 Euro finanzieren. Darüber hinaus hat der Gemeinderat eine Vollzeitstelle bei der Branddirektion bewilligt, die für den Aufbau und Betrieb des Systems verantwortlich ist.

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