Impfungen

Die „echte Grippe“, auch Influenza genannt, ist eine akute oft fieberhafte Krankheit der Atemwege, die v.a. in den Wintermonaten verstärkt auftritt. Sie ist eine ernsthafte, auch potentiell lebensbedrohliche Krankheit. Die jährlich angepasste Impfung ist notwendig, da sich Grippeviren kontinuierlich verändern.

In Baden‐Württemberg wird die Influenza‐Impfung seit 2015 für alle Altersgruppen empfohlen, insbesondere aber für Personen über 60 Jahre, Personen mit Vorerkrankungen, Schwangere ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft und Personen, die zahlreiche Kontakte mit anderen Personen haben. Auch für Menschen, welche die vorgenannten Personengruppen pflegen oder betreuen ist die Impfung sehr sinnvoll. Für bestimmte Menschen, insbesondere auch die Über-60-Jährigen, sollte ein sog. Hochdosis‐Impfstoff angewendet werden, um einen bestmöglichen Schutz zu erzielen. 

Personen über 60 Jahre sollten unbedingt auch an die Pneumokokkenimpfung denken: In der Regel wird hier eine einmalige Impfung mit dem Konjugatimpfstoff PCV20 empfohlen. Für besondere Konstellationen und für andere Personengruppen sind auch andere Impfstoffe verfügbar. Die Pneumokokken sind bakterielle Erreger der Lungenentzündung, können aber auch zu schweren Erkrankungsverläufen mit hohem Fieber, Blutvergiftung und Hirnhautentzündung führen. 

Das Respiratorische Synzytial‐Virus (RS‐Virus) befällt ebenfalls die Atemwege. Personen ab 75 Jahren oder Menschen mit einer schweren Form einer Grunderkrankung des Herzens oder der Lunge oder einer Immunschwäche sind besonders gefährdet, schwer an RSV zu erkranken. Die STIKO empfiehlt eine einmalige RSV‐Impfung als Standardimpfung für alle Personen ab dem Alter von 75 Jahren. Für Personen, die bestimmte schwere Formen einer Grunderkrankung haben oder in einer Pflegeeinrichtung leben, wird die RSV‐Impfung bereits ab 60 Jahren empfohlen.

Aber auch bei Säuglingen können sich nach einer Ansteckung mit RSV schwere Verläufe entwickeln. Um Säuglinge zu schützen, wird die RSV‐Prophylaxe im Herbst vor Beginn der Erkältungssaison empfohlen. Die Schutzwirkung dieser Prophylaxe beginnt sofort nach der Gabe, und kann insbesondere schwere Verläufe der Erkrankung verhindern. Ganz besonders im ersten Lebensjahr, in welchem die Atemwege enger sind als bei älteren Kindern und einfacher zu schwellen, können so  Krankenhausaufnahmen verringert werden.

Auch das Coronavirus SARS‐CoV-2 ist in Deutschland weiterhin präsent und kann sich im Herbst und Winter wieder besser in der Bevölkerung verbreiten. Die STIKO empfiehlt allen gesunden Personen von 18 bis 59 Jahren (inklusive Schwangeren ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel) eine Grundimmunisierung plus eine Auffrischimpfung, um eine Basisimmunität zu erhalten. Eine jährliche angepasste Auffrischung (wie bei Influenza) ist für diese Personengruppe aktuell nicht empfohlen.

Personen ab 60 Jahren sowie Personen mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken, sowie Personen in Gesundheits‐ und Pflegeeinrichtungen sollen zusätzlich jährliche Auffrischimpfungen erhalten.  Diese sollen im Herbst erfolgen. Auf die Auffrischimpfung kann bei gesundem Immunsystem verzichtet werden, wenn im Laufe des Jahres eine Infektion mit dem Coronavirus SARS‐CoV-2 stattgefunden hat.

Das Humane Papillomavirus (HPV) löst neben Feigwarzen insbesondere den Gebärmutterhalskrebs, aber auch Penis‐, Anal‐, Mund‐Rachen‐ und weitere Krebsarten aus. Ein guter Schutz ist daher auch für Jungen und Männer von großer Bedeutung, sowohl zum eigenen Wohl als auch zum Wohle anderer.

Für die HPV‐Impfung sind die Impfraten derzeit noch sehr niedrig, obwohl die STIKO sie für Kinder ab 9 Jahren aller Geschlechter empfiehlt. 

Wochenlange, heftige Hustenattacken, Atemnot, ein glasiger Schleim, Fieber und Erschöpfung sind typische Anzeichen für eine Keuchhusten‐Erkrankung. Bei Erwachsenen kann dies zu Lungen‐ oder Mittelohrentzündungen führen, auch Hirnschädigungen sind möglich. Zudem können Erwachsene zum Überträger der Erkrankung werden. Für Säuglinge kann Keuchhusten lebensgefährlich sein. Eine Impfung ist deshalb nicht nur für Säuglinge, sondern auch für Eltern und Betreuungspersonen sinnvoll.

Masern sind hoch ansteckend. Sie schwächen das Immunsystem vorübergehend, Mittelohr‐ und Lungenentzündung können folgen. In schweren Fällen entzündet das Virus das Gehirn. Das kann zu Lernschwierigkeiten oder intellektuellen Beeinträchtigungen führen. Immer noch sterben jedes Jahr weltweit mehr als 300 000 Menschen an Masern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für alle Kinder zwei Impfungen gegen Masern.

Das Mumps‐Virus ist ansteckend und befällt vorwiegend die Speicheldrüsen. Auf Erkältungssymptome folgt daher oft eine Schwellung der Wangen. Auch Schild‐ und Bauchspeicheldrüse, Eierstöcke und Hoden können betroffen sein. Der Verlust des
Hörvermögens und – bei Jungen und Männern – eine verminderte Fruchtbarkeit sind mögliche weitere Folgen. Die STIKO empfiehlt daher, alle Kinder gegen Mumps impfen zu lassen.

Fieber, rote Hautflecken und Lymphknoten‐Schwellungen zählen zu den harmlosen Folgen des Röteln‐Viruses. Gefährlich sind Infektionen in der Schwangerschaft, weil sie dem noch ungeborenen Kind schaden können und beispielsweise zu Herzfehlern, Seh‐ und Hörschäden führen können.

Polio‐Viren verursachen Kinderlähmung: Die Erreger befallen die muskelsteuernden Nervenzellen des Rückenmarks, wodurch sie zu bleibenden Lähmungen und sogar zum Tod führen können. Nicht nur bei Fernreisen sollte daher der Impfschutz überprüft werden, sondern generell, damit die Erkrankung in Deutschland nicht wieder aufkommt. 

Immer noch weit verbreitet und hoch ansteckend: An Windpocken (Varizellen) erkranken vor allem Schulkinder und Erwachsene länger und schwerer. Durch eine Infektion in der Schwangerschaft kann das Ungeborene Fehlbildungen entwickeln, direkt nach der Geburt ist die Ansteckung oft lebensgefährlich. Als Folgeerkrankung kann die meist sehr schmerzhafte „Gürtelrose“ auftreten, auch Hautnarben können bleiben.

Meningokokken‐Bakterien kommen weltweit vor. Sie entzünden die Hirnhaut und können eine oft tödlich verlaufende Blutvergiftung auslösen. Die derzeitig verwendeten Impfstoffe schützen zuverlässig vor Meningokokken‐Typen, die häufig in Europa auftreten. 

Hepatitis B wird durch Blut und Sex übertragen und entzündet die Leber: Krankheitszeichen sind Übelkeit, Bauchschmerzen, Fieber und Erbrechen, später färben sich Haut und Augen gelb. Bei zehn Prozent der Erkrankten heilt die Hepatitis B nicht aus. Die Folgen – oft lebensbedrohlich – sind Leberzirrhose und Leberzellkrebs.