1965: Das jugendamtseigene Ferienprogramm startet. Es folgen zahlreiche attraktive Angebote und Aktionen in den Bereichen Kinderkultur, Kinderrechte und Kinderbeteiligung, die in die gesamte Stadtgesellschaft hineinwirken.
Kinderrechte in einer lebendigen Stadt umzusetzen und Kinder bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zu stärken – dafür setzt sich das Jugendamt gemeinsam mit anderen Protagonistinnen und Protagonisten aktiv ein. Hierzu gehört auch die Stärkung der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in den städtischen Kindertageseinrichtungen und Hilfen zur Erziehung.
2010: Der Familienrat wird eingeführt als ein weiteres Instrument der Beteiligung junger Menschen und ihrer Familien. Die Methode stammt ursprünglich aus Neuseeland. Das Jugendamt Stuttgart entwickelt sie kontinuierlich weiter.
Zeitmomente
Hallo Kinder: Das Sommerferienprogramm
Seit 1965: Das Ferienprogramm hat eine lange Tradition im Jugendamt. Bereits 1965 gibt es einzelne Angebote und erste Überlegungen zu einem gemeinsamen Programm unterschiedlicher Träger. Ziel ist von jeher, einen bunten Feriensommer für daheimgebliebene Kinder zu organisieren. Sind es anfangs nur wenige Angebote, so steigert sich die Anzahl jährlich bis auf derzeit rund 500 Angebote in den Sommerferien.
1973 erscheint erstmals ein kleines Programm in gedruckter Form und Ferienhelferinnen und Ferienhelfer werden zur Unterstützung der Mitarbeitenden eingestellt. Ab 1975 wird die Broschüre „Hallo Kinder“ veröffentlicht und unter diesem Namen bis 2013 in einer Auflage von jährlich 40.000 Exemplaren verteilt. Seit 2014 werden die Angebote der verschiedenen Träger auf einer eigenen Internetseite veröffentlicht. Von Anfang an arbeitet das Jugendamt mit vielen Kooperationspartnerinnen und -partnern zusammen, speziell mit den Jugendfarmen und Aktivspielplätzen sowie den Einrichtungen der heutigen Stuttgarter Jugendhaus gGmbH (stjg).
Das Cumulus-Kulturbüro
1976–2001: Anfang der 1970er-Jahre gibt es in Stuttgart nur wenige kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche. 1974 beginnen das Jugendamt, die Dienststelle Offene Jugendarbeit, der Stadtjugendring und der Jugendhaus e.V., einige Veranstaltungen zu erschwinglichen Eintrittspreisen zu organisieren. 1976 wird von diesen Trägern die Arbeitsgemeinschaft Cumulus gegründet. Cumulus steht für Cultur Muss Kein Luxus Sein, aber auch für Kumulieren, im Sinne von Sammeln. Konkret bedeutet dies die Initiierung und Förderung der Kinder- und Jugendkulturarbeit, das Anbieten von Veranstaltungen und das Schaffen von Plattformen für Nachwuchskünstlerinnen und -künstler.
Die gute Arbeit von Cumulus führt letztendlich auch zum Aus für die Arbeitsgemeinschaft: Kinder- und Jugendkulturarbeit ist in der Stadtgesellschaft jetzt gut verankert und besitzt den gewünschten Stellenwert. Die einzelnen Träger führen teilweise die erfolgreiche Arbeit der Arbeitsgemeinschaft fort. So bietet das Jugendamt jährlich zahlreiche Kindertheaterveranstaltungen und Großprojekte an, etwa die Sommer-Zirkusschule, die 1995 von Cumulus erstmalig organisiert wird.
Weltkindertag: Kinder haben Rechte!
Anfang der 1990er-Jahre: Das Jugendamt koordiniert große Kinderfeste zum Weltkindertag auf dem Schlossplatz. Der Weltkindertag findet seit 1954 in Deutschland jedes Jahr am 20. September statt. Seit der Einführung der UN-Kinderrechtskonvention 1989 erfährt er große öffentliche Aufmerksamkeit. An diesem Tag stehen die Rechte und Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt. Er bietet sowohl Anlass für die politische Forderung, die Kinderrechte bekannt zu machen und umzusetzen, als auch für Spaß und Spiel.
Inzwischen finden vielfältige Aktionen in den Stadtbezirken statt, durchgeführt von den Einrichtungen vor Ort und vom Jugendamt koordiniert. Zu den herausragenden Aktionen zum Weltkindertag zählen: 1993 der erste Stammheimer Kindergipfel, 1997 die Karawane für mehr Kinderfreundlichkeit des Deutschen Kinderhilfswerks, 1999 die Kunstaktion Kinderspuren in Stuttgart, 2005 die Kinderrechte-Postkarten in elf Sprachen, 2009 die Kinderrechtewahl, 2010 das Kinderrechte-Zeitungsprojekt, 2014 die Ausstellung Kinderrechte im Rathaus, 2019 die Kinderrechtezeitung (Öffnet in einem neuen Tab), 2020 die digitale Kinderrechte-Rallye.
Kinderbeteiligung
1993: In Stuttgart fordern Kinder auf dem Natur-Kindergipfel ein Kinderbüro. Und auch das Jugendamt greift in den frühen 1990er-Jahren verstärkt das Recht von Kindern auf, sich zu beteiligen, wenn es um ihre Angelegenheiten geht. Rechtliche Grundlagen sind die UN-Kinderrechtskonvention und das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz. Doch die Konzeption zur Einrichtung eines Kinderbüros beim Jugendamt findet keine Mehrheit im Gemeinderat. Rund zehn Jahre später ernennt Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster eine hauptamtliche Kinderbeauftragte und macht das Kinderbüro (Öffnet in einem neuen Tab)damit zu einer Stabsstelle des Oberbürgermeisters.
1995: Auf Initiative des Jugendamts wird die „Interessensgemeinschaft Kinderbeteiligung“ gegründet. Die Geschäftsführung dieses Netzwerks übernimmt die Dienststelle Kinderförderung und Jugendschutz. In Kooperation mit den planenden Ämtern und Einrichtungen vor Ort werden erste Beteiligungsprojekte in der Stadt- und Spielplatzplanung unterstützt und durchgeführt. Beispielhafte Projekte der Spielplatzplanung sind Play West 1996, Südheimer Platz 2004 und Königsträßle 2016. Heute nimmt das Team Kinderbeteiligung (Öffnet in einem neuen Tab)zahlreiche Aufgaben der Partizipation von Kindern stadtweit und ämterübergreifend wahr.
Kinderforen: Regelmäßige Kinderbeteiligung im Stadtbezirk
2005: Das erste Kinderforum findet in Botnang statt. Da Kinder ein Teil der Stadtgesellschaft sind und ein Recht darauf haben, ihre Umgebung mitzugestalten, wird damit eine neue Form der anlassunabhängigen Beteiligung von Kindern in den Stadtbezirken geschaffen. Im Rahmen des Forums untersuchen Kinder ihren Stadtteil auf ihre Bedürfnisse hin und entwickeln daraus Verbesserungsvorschläge. Ihre Anliegen tragen sie im Kinderforum vor und verwirklichen diese nach Möglichkeit gemeinsam mit erwachsenen Patinnen und Paten aus Verwaltung und Politik.
Bis heute hat die Dienststelle Kinderförderung und Jugendschutz des Jugendamts gemeinsam mit Bezirksvorstehern und Bezirksvorsteherinnen sowie Einrichtungen vor Ort 18 Kinderforen in 14 Stadtbezirken durchgeführt. Seit 2017 sind alle Stadtbezirke per Gemeinderatsbeschluss dazu verpflichtet, alle fünf bis sieben Jahre Kinderforen oder eine andere Form der regelmäßigen Kinderbeteiligung zu initiieren.
Familienrat
2010: Am 1. April startet die Einführung des Familienrats (Öffnet in einem neuen Tab), einer Methode aus Neuseeland. Ein Familienrat richtet sich an Menschen, die vor Problemen stehen, eine Lösung suchen und Unterstützung durch ihr familiäres und soziales Netzwerk wünschen. Bei der Vorbereitung und Durchführung des Familienrats wird die Familie durch eine unabhängige Familienrat-Koordination begleitet. Die Mischung aus professionellen Hilfen und direkter Unterstützung durch Nahestehende bietet die größten Chancen, um eine Krise zu überwinden.
Im Juli findet das erste Training für Bürgerinnen und Bürger in Familienrat-Koordination mit 22 Teilnehmenden statt. Parallel beginnen die Workshops für die auftraggebenden Fachkräfte im Jugendamt und im August die Vorbereitungen der Familienräte. Der erste Familienrat wird Anfang Oktober erfolgreich abgeschlossen.
2013: Im Februar werden die Projektergebnisse in den Jugendhilfeausschuss eingebracht, gleichzeitig wird ein Antrag auf die Verstetigung des Angebotes gestellt. Diesem stimmt der Gemeinderat am 20. Dezember abschließend zu. Ein Jahr später beginnt der Regelbetrieb des Familienrats.
2021: Inzwischen sind über 475 Familienräte bearbeitet und 80 Koordinatorinnen und Koordinatoren ausgebildet.