Sie geht 2022 an Dr. Michael Blume, Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus, und Dr. Hartmut Metzger, Pfarrer, Kirchenrat a.D. und 28 Jahre lang Leiter der „Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf“. Die Ehrung erfolgt Ende Juli im Rahmen eines Festaktes im Stuttgarter Rathaus.
In der Begründung der Jury heißt es: „Der Religions- und Politikwissenschaftler sowie Autor Dr. Michael Blume wird mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung 2022 geehrt in Anerkennung seines wirkmächtigen Einsatzes seit vielen Jahren gegen Antisemitismus, Intoleranz und Fanatismus. Er handelt aus tiefster demokratischer Überzeugung der Notwendigkeit in einer sich aktuell wandelnden Gesellschaft mit wachsenden, teils tradierten, vor allem aber neuen Formen des Antisemitismus gänzlich im Geist von Otto Hirsch.“
Die Jury weiter zum zweiten Preisträger: „Pfarrer Dr. Hartmut Metzger wird mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung 2022 geehrt in Anerkennung und Würdigung eines lebenslangen, vorbildlichen Einsatzes gegen Antisemitismus, der Ermöglichung interreligiöser Begegnung zwischen Christen und Juden sowie für ein lebendiges Judentum in der Region Stuttgart wie in Israel.“
Dr. Michael Blume ist Beauftragter der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus. Er forscht, lehrt und veröffentlicht zu Fragen des christlich-islamischen Dialogs in Deutschland, zum Zusammenhang von Religion und Demografie sowie zur Entwicklung der Neurotheologie, einem noch jungen Forschungsgebiet, das versucht, religiöse Empfindungen, Erscheinungen oder Glaubensgefühle neurophysiologisch zu erklären. Dr. Blume ist 1976 in Filderstadt geboren, verheiratet und hat drei Kinder.
Pfarrer Dr. Hartmut Metzger, geb. 1931, hat mit wachsender Erkenntnis über die nationalsozialistischen Verbrechen und das Versagen der christlichen Kirchen seine Lebensaufgabe darin gefunden, alten und neuen Antisemitismus zu bekämpfen, vor allem die jahrhundertealten Irrwege der christlichen Kirchen zu erkennen, Schuld zu bereuen und neue Wege der Begegnung, des gegenseitigen Kennenlernens und Miteinanders zu suchen. Von der Gründung des Staates Israel an nahm er Anteil an dessen Entwicklung und besonders am Schicksal der deutschen Juden, die noch nach Israel auswandern konnten. 1968 wurde Hartmut Metzger mit dem Aufbau und der Leitung der Fortbildungsstätte Kloster Denkendorf der Evangelischen Landeskirche betraut. Dort in der Atmosphäre des ehemaligen Klosters konnte er das in Angriff nehmen, was zu seinem Lebenswerk wurde: eine Stätte schaffen, in der Juden und Christen einander begegnen, mit- und voneinander lernen und ein neues Verhältnis zueinander gewinnen können. Das Kloster Denkendorf war bis 2009 die Fortbildungsstätte für kirchliche Mitarbeiter aus den Gemeinden der württembergischen Landeskirche.