Ela Er hat Liebeskummer. „Das ist ein sehr emotionaler Moment“, sagt die Sprecherin des Jugendgemeinderats vor Beginn der Sitzung im Rathaus. Denn dieses Treffen mit den sieben Tagesordnungspunkten wird das letzte sein für die 19-Jährige. Zur aktuellen Wahl der Jugendräte durfte sie aus Altersgründen nicht wieder antreten – zu ihrem Bedauern: „Ich habe es geliebt!“, sagt die Zuffenhausenerin.
Auch Matthewos Mebrahtu ist wehmütig. Fünf Jahre war der 20-Jährige Jugendrat von Stuttgart‐Nord und im Jugendgemeinderat, in den vergangenen zwei Jahren als Sprecher des Gremiums. Als Privileg habe er die Arbeit empfunden: „Das ist eine schöne und sinnstiftende Aufgabe.“
Beide betonen, dass sie persönlich von ihrer Zeit im Jugendrat profitiert hätten, nicht nur weil sie beispielsweise sicherer geworden seien im Auftreten: Auch Freundschaften sind während der gemeinsamen Beratungen entstanden.
Dem Jugendrat mehr Aufmerksamtkeit verschafft
„Wir haben viel erreicht in den vergangenen zwei Jahren“, sagt Ela Er. So haben die künftigen Jugendgemeinderäte das Recht, im Gemeinderat zu jugendrelevanten Themen gehört zu werden – ein Meilenstein, wie sie findet. In fast jedem Stadtteil steht mittlerweile eine so genannte Smart Bench, wo man kostenlos ein Handy aufladen kann. Auch Calisthenics‐Anlagen oder das Beachvolleyball‐Feld in Stammheim gehen zurück auf Initiativen der Jugendräte. Und „wir haben dem Jugendrat mehr Aufmerksamkeit verschafft“, so Mebrahtu, etwa mit der erfolgreichen Party im Stadtpalais im vorigen Juni.
Allerdings: „Um Themen entwickeln zu können, braucht es Geduld und Durchsetzungsvermögen“, so der 20-Jährige. „Das ist manchmal schon ermüdend, wie lange vieles dauert.“ Man dürfe sich nicht demotivieren lassen, betont Ela Er. Wenn Fragen auftauchen, gibt es Unterstützung von der Koordinierungsstelle für die Beteiligung Jugendlicher am kommunalen Geschehen innerhalb des Rathauses.
Der Wunsch, Politik zu gestalten
Beide wollen der Politik treu bleiben. Matthewos Mebrahtu, der in Hohenheim Sustainability and Change (Nachhaltiges Wirtschaften) studiert, zieht es mittelfristig nach Berlin in den Bundestag. „Bundeskanzler werden, das wäre ein Ding“, sagt er.
Ela Er, die in den Stuttgarter Gleichstellungsbeirat berufen wurde, will in Konstanz Verwaltung und Politik studieren und später innerhalb der Exekutive Politik mitgestalten: Sie träumt von einer Karriere im Auswärtigen Amt.