Die Messe Stuttgart hatte am 1. März ihren letzten regulären Messetag in diesem Jahr. Seitdem musste der Konzern weltweit über 150 Messen und Events verschieben oder absagen. Das messestarke Jahr 2020 hätte planmäßig ein neues Rekordjahr mit einem Umsatz von rund 200 Mio. Euro werden sollen – tatsächlich werden es nur rund 52 Mio. Euro sein, die im Wesentlichen in den ersten beiden Monaten des Jahres erwirtschaftet wurden. Trotz der Einleitung verschiedener Sparmaßnahmen und der Durchführung diverser digitaler Events wird die Gesellschaft einen Verlust von rund -25 Mio. Euro für dieses Jahr ausweisen. Da auch für 2021 noch mit einem sehr eingeschränkten Messegeschäft gerechnet werden muss, wird der erwartete Verlust im nächsten Jahr in einer ähnlichen Dimension liegen.
Sind die Reserven der Gesellschaft für das Jahr 2020 noch ausreichend, wird für Mitte 2021 ein Liquiditätsengpass prognostiziert, der jetzt konkrete Lösungen er-fordert. Die Landesmesse Stuttgart GmbH (LMS) benötigt zur Überbrückungsfinanzierung Fremdkapital von Banken in Höhe von bis zu 33 Mio. Euro. Diese Fremdkapitalaufnahme wird von den Gesellschaftern je zur Hälfte über eine Bürgschaft abgesichert und zu marktüblichen Zinssätzen gewährt.
Zuschuss von Land und Stadt Stuttgart in Höhe von 40 Mio. Euro
Da die Projektgesellschaft Neue Messe GmbH & Co. KG (ProNM) als Eigentümerin des Geländes angesichts der gegebenen Lage über Jahre keine Pachtzahlungen von der LMS erwarten kann, entsteht bei dieser Gesellschaft ein entsprechender Kapitalbedarf. Die Gesellschafter Land und Stadt Stuttgart haben beschlossen, der ProNM einen Zuschuss in Höhe von 40 Mio. Euro zu gewähren. Unter den beihilferechtlich möglichen Lösungen stellt dies für die Gesellschafter die wirtschaftlichste Maßnahme dar.
Nach derzeitigen Prognosen besteht für die Jahre 2023 ff. ein weiterer Bedarf in Höhe von bis zu 50 Mio. Euro. Über die künftige Höhe und die Art der Hilfen wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Der weitere Mitgesellschafter, der Verband Region Stuttgart (VRS) berät im neuen Jahr über eine mögliche Beteiligung an den Unterstützungsmaßnahmen.
Ein Strategie-Papier der Messe sieht weitere Sparmaßnahmen bei Sach- und Personalkosten vor. Der Personalstand wurde bereits in diesem Jahr um 6% reduziert und soll bis Ende 2021 unter Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen um insgesamt 10% gegenüber Ende 2019 fallen. Die schon vorhandenen digitalen Ergänzungen zu „Präsenz-Messen“ sollen weiter ausgebaut werden und auch in den Nach-Pandemie-Zeiten eine wichtige Funktion erfüllen.
Die Gesellschafter Land und Stadt Stuttgart wollen durch diese Maßnahmen den Messestandort erhalten, der sich seit Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Region entwickelt hat.