Zum ersten Mal seit der Einführung eines eigenen Budgets für den nationalen und internationalen Austausch im Doppelhaushalt 2024/25 ist der Jugendgemeinderat Stuttgart ins Ausland gereist. Er folgte damit einer Einladung des Jugendrates der Region Tröndelag im Herzen Norwegens.
Zehn Jugendgemeinderätinnen und Jugendgemeinderäte sind Ende Juni nach Trondheim gereist, um sich dort mit ihren Amtskolleginnen und Amtskollegen auszutauschen. Das gemeinsame Programm sollte dabei die verschiedenen Themenbereiche des Jugendrates Tröndelag widerspiegeln, der sich für Kultur, Bildung, öffentlichen Nahverkehr sowie Industrie- und Handelsförderung einsetzt.
Beim Besuch einer weiterführenden Schule für die Berufsausbildung sowie für das Abitur diskutierten die Jugendrätinnen und Jugendräte über die Unterschiede im Bildungssystem und die jeweiligen Vor- und Nachteile. Besonders beeindruckt waren die Jugendlichen vom Besuch des Wasserkraftlabors der Universität Trondheim. Norwegen deckt seinen gesamten Energiebedarf aus erneuerbaren Energien, zwei Drittel davon allein aus Wasserkraft. Innovationen in diesem Bereich sind daher besonders wichtig.
Auch das Nullemissionshaus ZEB Lab an der Universität Trondheim hinterließ bei den Stuttgarter Jugendräten einen bleibenden Eindruck. Das ZEB Lab (Öffnet in einem neuen Tab) wird vom norwegischen Staat gefördert, um neue Technologien zu testen. Alle Informationen zur Nutzung des Gebäudes und der eingebauten Technik sind frei zugänglich und können vor Ort besichtigt werden. Ziel ist es, die erprobte Technik in Zukunft auch in Privathäusern einsetzen zu können und so den Energieverbrauch zu senken.
Vorschläge für eine bessere Einbindung der Jugendräte
Da sowohl in den norwegischen Regionen als auch in Baden-Württemberg die Beteiligung jugendlicher am kommunalen Geschehen gesetzlich verankert ist, wurde im Rahmen einer Gruppenarbeit über die Ausgestaltung der Einbeziehung von Jugendlichen diskutiert. Dabei wurden Vorschläge erarbeitet, wie die Jugendräte von der Politik ernst genommen werden und ihre Ideen besser einbringen können. Auch die Interaktion mit der eigenen Wählerschaft wurde analysiert.
Christian Schulz, Stuttgarter JugendgemeinderatDiese Reise hat mir gezeigt, wie viel man durch den Austausch mit anderen Jugendlichen lernen und für sich mitnehmen kann und auch, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist, sondern es bei anderen auch nicht immer perfekt im Jugendrat funktioniert.
Die Mitglieder des Jugendrates Tröndelag repräsentieren die einzelnen Kommunen der Region Tröndelag (Öffnet in einem neuen Tab), die insgesamt rund 400.000 Einwohnerinnen und Einwohner hat und flächenmäßig etwa so groß ist wie die Schweiz. Sie setzen sich insbesondere für die Themen Bildung, öffentlicher Verkehr und die wirtschaftliche Entwicklung der Region ein. Die 16 Mitglieder des Jugendrates treffen sich fünf Mal im Jahr in einer der Kommunen der Region. Die Treffen finden jeweils an den Wochenenden statt. Daneben sind die Jugendräte in ihren Kommunen und an ihren Schuler sehr aktiv - und informieren über ihre Arbeit auch auf dem Instagram-Kanal des Jugendrates Tröndelag. (Öffnet in einem neuen Tab)
Begegnung eine bereichernde Erfahrung
Neben dem politischen Austausch standen auch kulturelle Höhepunkte auf dem Programm. Im Kulturzentrum ISAK konnten die Jugendlichen beim Tanzen, Singen und Basteln selbst kreativ werden. Weitere gemeinsame Aktivitäten waren eine Wanderung am Lianvatnet und eine Bootsfahrt zur Insel Munkholmen. Beim Besuch des Rockheim-Museums, der nationalen Ausstellung für Pop- und Rockmusik, wurde intensiv über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der norwegischen und deutschen Kultur gesprochen.
Nach so vielen positiven Eindrücken war es nicht verwunderlich, dass der Abschied schwer fiel und die Jugendlichen gerne noch mehr Zeit miteinander verbracht hätten. "Mein Besuch beim Jugendrat in Trondheim war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung", so Christian Schulz vom Stuttgarter Jugendgemeinderat. "Ich hatte die Chance, viel über die norwegische Kultur und die Jugendlichen vor Ort kennen zulernen. Besonders beeindruckt hat mich, wie eng Europa miteinander vernetzt ist und wie klein es sich anfühlen kann. Außerdem war es faszinierend, zum ersten Mal vier Tage lang nur Helligkeit zu erleben."
Alle Beteiligten freuen sich nun auf den Gegenbesuch des Jugendrates Tröndelag, der für Oktober 2024 in Stuttgart geplant ist.