Inhalt anspringen

Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Landeshauptstadt Stuttgart vergibt das Hannsmann-Poethen-Literaturstipendium 2024

Für ihr transdisziplinäres, performatives Projekt Zwischenlandungen erhalten die Autorin Karosh Taha und die Künstlerin Havîn Al-Sîndy das Hannsmann-Poethen-Literaturstipendium 2024 der Landeshauptstadt Stuttgart.

Eine Fachjury entschied über die Vergabe des spartenübergreifenden Stipendiums in ihrer Sitzung am 11. Oktober 2023. Um das Stipendium hatten sich 40 Künstlerinnen- und Künstler-Tandems beworben. Ursprünglich bestand das Künstlerinnen-Duo aus Esra Canpalat und Havîn Al-Sîndy. Aufgrund des kurzfristigen Ausfalls von Esra Canpalat hat die Jury am 10. Januar 2024 die Vergabe des Stipendiums an Karosh Taha entschieden, als Ersatz und für die Realisierung des Projekts.

Während des Stipendiums beschäftigen sich Karosh Taha und Havîn Al-Sîndy mit Problematiken von Konzeptualisierungen des Dazwischens. Diskurse um das Thema Hybridität, Inter- und Transkulturalität sollen neu verhandelt und Begrifflichkeiten um Präpositionen des Danach (zum Beispiel post-), die ein Überwinden von festen Kategorien suggerieren, kritisch behandelt und in künstlerischer Form bearbeitet werden. Karosh Taha und Havîn Al-Sîndy werden sich im Februar und März 2024 in Stuttgart aufhalten, im GEDOK-Haus wohnen und arbeiten. Im Herbst 2024 werden sie sich erneut einen vollen Monat für die Finalisierung ihrer Arbeit und Umsetzung des Projekts in Stuttgart aufhalten.

Als stimmberechtigte Fachjurorinnen und Fachjuroren nahmen an der Sitzung zur Vergabe teil: Iris Dressler, Leitung Württembergischer Kunstverein, Dominik Renneke, Dramaturg Burg Hülshoff – Center for Literature, Dr. Nesrin Tanç, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Julian Warner, Künstler und Kurator.

Das Hannsmann-Poethen Literaturstipendium wird im zweijährigen Turnus an ein Künstlerinnen- und Künstler-Tandem vergeben. Es umfasst einen Förderbetrag von 15.000 Euro, die Mietkosten für den dreimonatigen Aufenthalt in der GEDOK Stuttgart sowie einen Zuschuss zum Projektbudget in Höhe von maximal 9.000 Euro.

Projektvorhaben

Das Projekt Zwischenlandungen nähert sich dem an, was gemeinhin als „das Dazwischen“ bezeichnet wird: Zwischen den Kulturen, den Orten, den Zeiten, den Geschichten. Hinter der Sprache der Konzeptualisierung des „Dazwischen“ verbergen sich Problematiken, die nicht nur der gelebten Realität von Menschen in Zwischenpositionen deutlich widersprechen, sondern in ihrer Versprachlichung oftmals nicht mehr als reformistische oder kosmetische Änderungen der vorherrschenden Strukturen darstellen. Das Projekt, das in Kooperation mit Schulen und Kulturbetrieben im Stuttgarter Raum entstehen soll, erhebt dabei nicht den Anspruch eines Lösungsansatzes, einer Endgültigkeit oder einer sprachlichen Festschreibung. Es geht um die Beschreibung von Verhandlungsräumen. Ziel ist es, die Komplexität von Biografien und Erfahrungen jenseits vereinfachender Kategorisierungen sichtbar zu machen. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit Zwischenpositionen und multiplen Verortungen.

Begründung der Jury

„Der mehrdimensionale Blick beider Künstlerinnen auf das von Flucht und Migration geprägte Zeitgeschehen und ihre Ansätze zu den Ver- und Entortungen, gepaart mit einem tiefen Interesse am Dialogischen, haben die Jury überzeugt. Ebenso überzeugte das Duo durch die transparente Prozesshaftigkeit und den Wunsch nach kollaborativen Begegnungsformen. Canpalat und Al-Sîndy lassen mit ihrer Projektidee darauf hoffen, dass die künstlerische Forschung und künstlerische Produktion beider Stipendiatinnen neue Impulse und eine Annäherung und Verzahnung unterschiedlicher Akteur*innen der Kunst- und Kulturlandschaft Stuttgarts – und darüber hinaus – hervorbringt.“ (Ursprüngliche Begründung der Jury (Nesrin Tanç) zur Vergabe des Stipendiums für die Realisierung des Projekts).

Die Stipendiatinnen

Karosh Taha, 1987 geboren und aufgewachsen in der kurdischen Stadt Zaxo, hat Anglistik und Geschichtswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen studiert. Ihr Debütroman erschien unter dem Titel „Beschreibung einer Krabbenwanderung“ im März 2018 beim DuMont Buchverlag. Im April 2020 erschien ihr zweiter Roman „Im Bauch der Königin“ als Wendebuch ebenfalls bei DuMont. Für ihre Arbeit erhielt sie den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, den Hohenemser Literaturpreis, den Horst Bingel-Preis für Literatur sowie die Alfred Döblin Medaille.

Havîn Al-Sîndy arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Kurdistan. Kunst studierte sie in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und in der Kunstakademie Düsseldorf und schloss 2018 ihr Meisterschülerinnen-Studium ab. Al-Sîndys Arbeiten beschäftigen sich mit den Prozessen der Sichtbarmachung und der Begegnung mit diesen Prozessen. Ihre Arbeiten sind im Feld der Bildhauerei, der Malerei und der bewegten Bilder anzusiedeln. In ihrem Schaffen beschäftigt sie sich aus unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Blickwinkeln mit den Fragen der Sichtbarmachung von Begegnungen, Erinnerungen und Kommunikation und ihrer Rekonstruktion, mit Verortung und Entortung. Dabei geht es ihr nicht nur um die Darstellung, sondern auch um die Art und Weise, wie diese Prozesse entstehen, verarbeitet und erlernt werden. Sie beschäftigt sich mit der Frage der Generationen und der Sichtbarmachung dieser.

Informationen auch unter:  www.stuttgart.de/hannsmann-poethen-literaturstipendium (Öffnet in einem neuen Tab)

Hinweis: Zur Verfügung gestellte Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit einer redaktionellen Berichterstattung zu dieser Pressemitteilung verwendet werden. Die Nutzung des Bildes ist in folgenden Medien gestattet: Print, Online und Social Media. Eine Weitergabe von Fotos an Dritte ist ausgeschlossen.

Erläuterungen und Hinweise