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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

22 Katzen gerettet: Veterinärbehörde löst illegalen Zuchtbetrieb wegen schlechter Haltung auf

Tierheim Botnang pflegt neue Zöglinge gesund

Turbulenter Auftakt ins neue Jahr: Der Tiernotdienst und die Amtstierärzte haben im Januar eine illegale Zucht aufgedeckt, die teilweise in Geschäftsräumen eines Produktionsbetriebs in einem Stuttgarter Gewerbegebiet lief.

Bei der tierschutzrechtlichen Kontrolle stießen sie auf fast zwei Dutzend Katzen, die allesamt krank waren und in medizinische Behandlung mussten. Die Behörden nahmen die 22 Katzen der Rasse Britisch‐Kurzhaar aus der miserablen Haltung und brachten sie ins Stuttgarter Tierheim in Botnang. Dort pflegen die Mitarbeitenden die Neuankömmlinge derzeit gesund und geben sie im Anschluss in gute Hände ab. Die 15 Kätzinnen und sieben Kater im Alter von neun Monaten bis sechs Jahre waren bisher alle nicht kastriert.

Die Amtsveterinäre erkennen darin einen bedenklichen Trend: „In Stuttgart ist die Zahl der Tierschutzfälle in den vergangenen Jahren massiv gestiegen“, sagt Dr. Jana Lohmann, Leiterin der Veterinärbehörde. „Bei unseren Kontrollen entdecken wir zudem gravierendere Fälle, bei denen mehr Tiere auf einen Schlag betroffen sind als früher.“ Anfang 2024 hatte es für Aufsehen gesorgt, als die Stadt die Fortnahme von fast 100 Tieren aus drei tierschutzwidrigen Haltungen veranlassen musste: insgesamt 27 Katzen und nicht weniger als 68 Kleinhunde. Mitte 2024 wurden bei zwei Kontrollen insgesamt 18 Französische Bulldoggen aus zwei tierschutzwidrigen Zuchten fortgenommen, davon 14 Welpen.

Tierfreunde sollten bei Züchtern wachsam sein

Die Amtstierärzte appellieren daher an potenzielle Kundschaft, sich genau zu informieren, bevor man sich ein Haustier zulegt. „Die illegale Zucht und Einfuhr von Hunden und Katzen floriert, unseriöse Anbieter präsentieren sich mitunter als vermeintlich verantwortungsvolle Züchter“, erklärt Lohmann. Generell gelte die Empfehlung, dass sich Interessierte vor einem Kauf eingehend über die Tierart, Rasse und Zuchtstandards informieren sollen. Zu achten sei zum Beispiel auf sogenannte Qualzuchten. Was manche Betrachter bei Katzen nett finden, wie Faltohren oder weißes Fell und blaue Augen, geht auf Gendefekte zurück, unter denen die Tiere leiden. Die geknickten Ohren weisen auf einen erblich bedingten Knorpelschaden, der auch Gelenkserkrankungen mit sich bringt; und weiße Katzen sind häufig taub.

„Nehmen Sie sich sachkundige Begleitung zur Besichtigung der Tiere beim Züchter mit“, appelliert Lohmann. „Nehmen Sie bei Zweifeln an der Seriosität des Anbieters Abstand von einem Kauf und geben Sie bei offensichtlichen Missständen den Behörden einen Hinweis. So können wir einschreiten und verhindern, dass die Tiere leiden.“

Das Amt für öffentliche Ordnung weist darauf hin, dass eine gewerbsmäßige Hundezucht in der Regel ab der dritten fortpflanzungsfähigen Hündin beziehungsweise ab drei Würfen jährlich vorliege und dann erst einer tierschutzrechtlichen Erlaubnis bedürfe. Für Katzen liegt die Grenze bei fünf fortpflanzungsfähigen Katzen oder fünf Würfen pro Jahr. Gelegentliche Würfe in Privatwohnungen liefen daher „unter dem Radar“ der Behörden. Schlechte Haltungen fallen somit meist nur auf, wenn es zu Anzeigen aus der Bevölkerung kommt.

2024 mussten 289 Tiere ihren Haltern fortgenommen werden

Manchen gutmeinenden Hobbyzüchtern wächst die unkontrollierte Vermehrung ihrer Tiere über den Kopf, für andere ist der Tierhandel ein skrupelloses Zusatzgeschäft. Tierschutzwidrig vermehrte Hunde‐ und Katzenwelpen kommen nicht nur aus dem Ausland nach Deutschland, sondern werden ebenso mitten in der Stadt in Wohnzimmern, Besenkammern oder Gartenschuppen gezüchtet – immer wieder auch in Stuttgart. Insgesamt kam es im Jahr 2024 in Stuttgart zu 243 Prüfungen von Tierhaltungen. Aufgrund unzulänglicher Bedingungen musste die Veterinärbehörde daraufhin in 51 Fällen den Haltern insgesamt 289 Tiere fortnehmen und vom Tiernotdienst ins Tierheim bringen lassen. Im Jahr zuvor waren es bei 19 Fällen bereits 160 Tiere gewesen. Und in den ersten sechs Wochen 2025 ist der bedenkliche Trend bei acht Fällen mit zusammen 36 Tieren ungebrochen.

Immer häufiger sind bei Kontrollen die Amtstierärztinnen gefragt, weil im Raum steht, dass eine tierschutzrechtliche Fortnahme notwendig sein könnte. Im Jahr 2023 waren sie an knapp 70 Tierhaltungsüberprüfungen beteiligt und hatten 198 Stellungnahmen und Gutachten zu Tierschutzfällen zu schreiben. Im Jahr 2024 erhöhte sich die Zahl auf 128 Einsätze sowie 240 Stellungnahmen und Gutachten. Im gerade begonnenen neuen Jahr liegt die Quote der Veterinärinnen bis Mitte Februar mit bereits 37 Fällen von Vor‐Ort‐Kontrollen beziehungsweise Stellungnahmen oder Gutachten erneut sehr hoch. Bei Mängeln bekommen die Halterinnen und Halter Auflagen erteilt, deren Einhaltung bei Nachkontrollen überprüft werden. In den schlimmsten Fällen ist die Fortnahme der Tiere das letzte Mittel.

Tierheim Stuttgart pflegt und vermittelt Haustiere

Wer ein vierbeiniges Familienmitglied zu sich aufnehmen möchte, hat die Möglichkeit, im Tierheim einen passenden Gefährten kennen zu lernen. Der Tierschutzverein Stuttgart ist die erste Aufnahmestelle für aus mangelhafter Haltung fortgenommene Tiere. Aufgrund des steten Zustroms ist der Verein darauf angewiesen, seine Zöglinge, sobald sie fit genug dafür sind, in ein gutes neues Zuhause zu vermitteln, um den Platz für neue Zugänge freigeben zu können. „Wir sind immer stark belegt“, sagt die Sprecherin des Tierheims, Petra Veiel. „Gerade, wenn so viele Hunde oder Katzen auf einmal zu uns kommen, sind wir besonders gefordert, und hoffen, dass sich genügend interessierte Tierfreunde melden.“ Sie betont: „Bei uns warten nicht nur die 22 Britisch‐Kurzhaar, sondern auch viele andere Haustiere auf neue Besitzerinnen und Besitzer.“

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