Gewürdigt werden damit Michael Kashis "bleibende Verdienste als Wegbereiter des Dialogs wie auch der Öffnung der jüdischen Gemeinde in die Stuttgarter Stadtgesellschaft sowie in die Zweigstellengemeinden durch die Schaffung dezentraler Strukturen in Württemberg", so das Kuratorium der Otto-Hirsch- Auszeichnung. Sie wird jährlich gemeinsam von der Landeshauptstadt Stuttgart, der IRGW und der GCJZ verliehen.
Michael Kashi
Michael Kashi verbrachte seine Kindheit und Jugend in Israel und kam 1969 nach Deutschland - hier war er seitdem als Unternehmer erfolgreich. Sein Leben in Deutschland ist von Anfang an geprägt vom Engagement für den deutschisraelischen Dialog.
Als er begann, sich für die Öffnung der Stuttgarter jüdischen Gemeinde und für einen Dialog mit der Stadtgesellschaft einzusetzen, bedeutete dies eine einschneidende und insbesondere für Stuttgart wertvolle Veränderung. Begleitet war diese Entwicklung von einer erfolgreichen Dezentralisierung jüdischen Lebens in ganz Württemberg, Neugründungen jüdischer Gemeinden und der Integration der Gemeindemitglieder in die jeweiligen Stadtgesellschaften.
Sein Name verbindet sich mit Initiativen der Wissensvermittlung über das Judentum, Institutionen wie dem Haus Abraham e.V., dem forum jüdischer bildung und kultur e.V., dem Landesforum der Kirchen und Religionsgemeinschaften in Baden- Württemberg und dem Rat der Religionen Stuttgart sowie Veranstaltungen wie den Jüdischen Kulturwochen und dem öffentlichen Entzünden der Chanukka-Lichter auf dem Schlossplatz.
Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Martin Schairer, dem damaligen Sprecher der Gesellschaft für Christlich Jüdische Zusammenarbeit GCJZ, initiierte Michael Kashi 2018 eine Spendensammlung zugunsten einer neuen Torarolle für die Stuttgarter Gemeinde. Dies war eine Initiative, die nicht nur hinsichtlich des Spendenziels überaus erfolgreich war, sondern mehr noch eine weitere, tragfähige Brücke zwischen der jüdischen Gemeinde und der Bürgerschaft außerhalb entstehen ließ. Die Torarolle wurde im Herbst 2018 feierlich in die Synagoge eingebracht.
Otto-Hirsch-Auszeichnung
Mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung werden Persönlichkeiten, Gruppen oder Initiativen geehrt, die sich in besonderer Weise um die interreligiöse Zusammenarbeit vor allem zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Stadt, IRGW und GCJZ verliehen sie von 1985 bis 2012 in Form einer Medaille. Seit 2013 erhalten die Geehrten eine von der Künstlerin Christine Braun gestaltete Skulptur aus transluzentem Beton, durchzogen von optischen Fasern. Sie nehmen bestehende Lichtquellen auf und leiten sie durch den Beton. Die Form ist offen gehalten, kann als Grundstein oder Mauerelement gesehen werden, als Schrifttafel, Buch, Rosetta-Stein oder Teilstück eines gemeinsamen Hauses.
Otto Hirsch
Otto Hirsch kam am 9. Januar 1885 in Stuttgart zur Welt. Er besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen. Nach seiner Promotion 1912 begann er seine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart. Als Ministerialrat im württembergischen Innenministerium war er 1921 Mitbegründer der Neckar-Aktiengesellschaft, wurde jedoch 1933 von den Nationalsozialisten aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Bereits 1926 gründete er mit seinem Freund Leopold Marx das Jüdische Lehrhaus Stuttgart und wurde 1930 Präsident des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Als Geschäftsführender Vorsitzender der Reichsvertretung der Deutschen Juden (1933-1941) setzte er sich unter schwierigsten Bedingungen für die verfolgten Juden ein. Mit seiner Hilfe konnten zehntausende Juden nach 1933 durch Auswanderung gerettet werden. Otto Hirsch wurde im Februar 1941 zum dritten Mal verhaftet und am 19. Juni 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
Weitere Informationen unter www.stuttgart.de/otto-hirsch-auszeichnung.