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Landeshauptstadt Stuttgart

Kulturbericht 2022

Kultur in Veränderung - Vorwort

Die Lektüre des diesjährigen Kultur- und Medienberichts des Kulturamts der Landeshauptstadt Stuttgart ist so besonders wie die Jahre 2020 und 2021 selbst. Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer und Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner resümieren diese besondere Zeit aus ihrer Sicht.

Machen sich für die Stuttgarter Kultur stark, besonders auch in schwierigen Zeiten: Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer und Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner.
Kurz nach dem Ersten Lockdown, im Frühjahr 2020: Das Banner am Stuttgarter Rathaus, das für alle Besucher*innen geschlossen blieb.
Auch das Schauspiel Stuttgart und alle anderen Kultureinrichtungen in Stuttgart mussten schließen und verlegten ihre Angebote ins Netz.
Die Stuttgarter Philharmoniker waren in dieser schwierigen Zeit musikalische Botschafter auf besondere Art: Unter dem Motto „Musik macht Mut“ spielten sie in kleineren Formationen fast 250 Mal vor Senioren‐, Behinderten‐ und Pflege‐Wohnheimen.
Das Projekt "Belles de nuit" im Rahmen des TANZPAKT-Festivals "DIE IRRITIERTE STADT". Das Festival fand im Sommer 2020 größtenteils im öffentlichen Raum Stuttgarts statt.
Medienabholservice in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz: Die Stadtbibliothek war für die allgemeine Ausleihe geschlossen. Die Mitarbeiter*innen organisierten jedoch einen Medienabholservice: Diese Taschen mit Büchern und anderen Medien standen abholbereit im HERZ der Bibliothek.
"Sperrstunde Stuttgart" im StadtPalais - die 48-stündige Performance im November 2020 beschäftigte sich mit dem Nachtleben in Corona-Zeiten und war auch digital von zuhause verfolgbar.
Im Sommer 2020 tagte der Gemeinderat in der Stuttgarter Liederhalle. Die Sitzung wurde live gestreamt.
Blick in den Hegel-Saal: Die Stuttgarter Liederhalle, in der normalerweise Konzerte zu erleben sind, wurde Ende 2020 zum Zentralen Impfzentrum des Klinikum Stuttgarts umfunktioniert. Über 500.000 Impfungen wurden verabreicht, bevor es am 31. Juli 2021 plangemäß wieder schloss.
Endlich wieder Auftritte: Im Sommer 2021 verband der Slogan #wirsind0711.live die zahlreichen Open Air-Veranstaltungen im ganzen Stadtgebiet.

Der Blick zurück auf die Jahre 2020/2021 ist ein anderer, ja ein veränderter. Zwar können in diesem Bericht auch dieses Mal die Zahlen, Daten und Fakten der unterschiedlichen Abteilungen des Kulturamts nachgelesen werden. Aber ihre Bedeutung beginnt sich zu verändern, weil auch unsere Arbeit in diesen zwei Jahren und seither generell von stetiger Veränderung geprägt war und ist wie noch nie zuvor.

Mit Beginn der Pandemie hat das Kulturamt mit seinen acht Abteilungen und zwei Koordinierungsstellen im Lockdown 2020 seinen Service umgehend angepasst. Die Bandbreite reichte von analogen Maßnahmen wie persönlichen Lieferungen, Bespielungen und telefonischer Beratung bis hin zu digitalen Formaten, die für alle Altersstufen und Gesellschaftsschichten nutzbar waren. Aber auch die freien und privaten Kultureinrichtungen sowie die freiberuflichen Kunst- und Kulturakteur*innen in der Landeshauptstadt haben wir in dieser schwierigen Situation nicht vergessen. Dank der sofortigen Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln in Höhe von rund 3 Millionen Euro für die Kultur durch den Gemeinderat bereits am 9. April 2020, also innerhalb des ersten Monats im Lockdown, konnten wir in Ergänzung zu den Maßnahmen des Bundes und in Abstimmung mit dem Land spezifische Stuttgarter Instrumente für den Umgang mit der völlig neuen Situation schaffen.

Starkes Signal des Gemeinderats an die Kultur

Mit Beginn des ersten Pandemiejahrs 2020 sind die finanziellen Aufwendungen der Landeshauptstadt Stuttgart für das Kulturamt nicht nur ein Nachweis ihrer kulturellen Vielfalt. Sie sind auch ein deutliches Bekenntnis zur Kultur, dass sie notwendig und unveräußerlich ist - mithin zu dem, was sich in diesen letzten Jahren gezwungen sah, seine Relevanz beweisen zu müssen. Der Stuttgarter Gemeinderat allerdings hat nicht nur von Pandemiebeginn an zu seiner Kultur gestanden, er stärkte auch direkt in der Krise die kulturell Handelnden und investierte in den Doppelhaushaltsverhandlungen für die Jahre 2022 und 2023 weiter in die Kultur und ihre verschiedenen Ausprägungen. Vermutlich und hoffentlich auch in dem Wissen darum, dass der anstehende notwendige Wandel nicht mit Kürzungen zu bewerkstelligen ist, sondern nur aus Stabilität heraus sinnvoll angegangen werden kann.

Die Kultur im gesellschaftlichen Veränderungsprozess

Die Pandemie war das erste Signal dafür, dass wir nicht wie gewohnt weitermachen können. Bereits präpandemische Fragen haben mit Beginn der Arbeitseinschränkungen umso deutlicher nach Antworten verlangt, die in der ersten Zeit des Lockdowns zwar betrachtet und diskutiert wurden und die die Menschen auch deutlich Bedürfnisse formulieren hat lassen. Mit dem Wiederhochfahren der Betriebe wurden diese allerdings schnell wieder hinten angestellt und verdrängt - leider auch im Kulturbereich. Und auch die weiteren globalen Entwicklungen – seien es gesellschaftliche, politische, klimatische oder wirtschaftliche – haben aus der Ahnung eine Gewissheit werden lassen: Es stehen neue Zeiten an, denen wir uns alle zu stellen haben, aus Verantwortung der gesamten Gesellschaft, aller Generationen und vor allem auch den zukünftigen gegenüber. 

Gerade die Kultur in ihrer breiten Vielfalt und konstruktiven Grundverfassung – von einzelnen Kunstakteur*innen bis zu den großen Einrichtungen – kann und sollte eine entscheidende Rolle im gesellschaftlichen Veränderungsprozess spielen. Sowohl als Garantin und Begleiterin eines sich ohnehin stets wandelnden kulturellen Erbes als auch als genereller Experimentierraum für neue Entwicklungen und Varianten des Wandels. Stuttgart als Zentrum einer auch historisch gesehen produktiven Stadtregion bietet dafür zahlreiche Möglichkeiten.

Das Kulturamt der Landeshauptstadt und seine Abteilungen haben dabei nicht nur die Voraussetzungen, sondern auch den erklärten Willen, die Zukunft gemeinsam mit all jenen zu gestalten, die ebenfalls bereit dazu sind. Über 790 Kolleg*innen arbeiten täglich daran, dass die Kultur in Stuttgart – ob öffentlich getragen, bürgerschaftlich engagiert oder in privater Initiative – möglichst viele unterschiedliche Menschen erreicht und neue Akteur*innen gewinnt, innovative Impulse erhält und zugleich die vielfältige Geschichte und die diversen Geschichten Stuttgarts dabei berücksichtigt.

Neue Antworten auf neue Fragestellungen

Weil tradierte Gewissheiten allein nicht mehr genügen, sollten wir auf neue Fragestellungen gemeinsam neue Antworten finden. Dazu bedarf es der Kommunikation auf mehreren, auch zusätzlichen Ebenen. Unser aller Tun gerade auch im Kulturbereich wird daher künftig noch mehr Vermittlung, Erklärung und Diskurs benötigen. Mehr Stimmen sind bei aller notwendigen Unterschiedlichkeit bereichernd. Daher sollten wir uns die Zeit nehmen, die Gespräch, Verhandlung und Vermittlung benötigen. Und wenn wir beispielsweise unser Publikum in weiten Teilen ohnehin zurück gewinnen wollen, dann können wir auch gleich das neue Publikum generieren, das sich bislang nicht ausreichend von den kulturellen Angeboten in der Landeshauptstadt angesprochen fühlte. Hier liegt für alle ein großes Potential, dessen enorme Wirkung wir am besten gemeinsam, teilhabend und teilnehmend, entfalten können. 

Die komplexen Herausforderungen, vor denen wir als Stadtgesellschaft stehen, benötigen neben Besonnenheit, Professionalität und Haltung vor allem auch spielerisches Engagement und positive kollektive Narrative. In der Kultur können wir solche schaffen: mutig, begeistert, anders, empathisch, solidarisch und nachhaltig. 

Lassen Sie uns die guten Erfahrungen dieser schwierigen Zeit nutzen und gemeinsam an der Zukunft arbeiten. Wir sind es ihr schuldig. Und wir sind bereit dafür.

Das Kulturamt in Zahlen: Neben der Eichstraße gehören 46 feste Institutionen zum Kulturamt.

Das Kulturamt ist ein zentraler Punkt im kulturellen Leben dieser Stadt: Es vernetzt und fördert Kultureinrichtungen, setzt selbst Akzente und trägt mit seinen Abteilungen − der  Abteilung Verwaltung mit dem  Planungsstab Villa Berg (Öffnet in einem neuen Tab), dem  Stadtarchiv (Öffnet in einem neuen Tab), der  Stadtbibliothek (Öffnet in einem neuen Tab), den  Stuttgarter Philharmonikern (Öffnet in einem neuen Tab), der  Stuttgarter Musikschule (Öffnet in einem neuen Tab), dem  Carl-Zeiss-Planetarium (Öffnet in einem neuen Tab), der  Förderabteilung und dem  StadtPalais – Museum für Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab) sowie den Koordinierungsstellen  KUBI-S Netzwerk Kulturelle Bildung Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab) und der  Koordinierungsstelle Erinnerungskultur (Öffnet in einem neuen Tab) − zur kulturellen Grundversorgung der Menschen bei.

Im Kulturamt arbeiten 794 Kolleg*innen (Stand 2021) − in der Zentrale in der Eichstraße mit den Abteilungen Verwaltung und Kulturförderung sowie über die Stadt verteilt in den Abteilungen des Kulturamtes.

Zusammen mit den Stadtteilbibliotheken, -musikschulen und -museen sind es 47 Institutionen, die zum Kulturamt gehören.

Referat Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht

Kulturamt

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  • Fotos: Julia Sang Nguyen, Grafik: Franziska Vivian Zobel, Lena Palmbach (Collage)
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  • Foto: Kulturamt Grafik: Mouna Bouafina
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